Triple-Sieger FC Bayern : Rauch an der Wand
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Die Bayern und ihre Reliquien: Tafelsilber der Fußballmacht Bild: AP
Nach dem Pokalsieg werden beim FC Bayern die drei Trophäen wie Reliquien präsentiert. Honoratioren und Edelfans sind ergriffen. Doch in der Luft liegen ein Abschied und ein Rücktritt: Die Zukunft von Trainer Heynckes und Präsident Hoeneß bleibt offen.
Es war gegen halb zwei, als sich Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß eine Zigarre ansteckten. So wie früher. Vor vierzig Jahren als Weltmeister hatten sie als Spieler damit begonnen, sich auf den Siegerbanketten Havannas zu gönnen, und die Bilder von damals hatten durchaus etwas Freches, fast schon Frivoles, wenn sich junge Kicker mit langen Haaren das Erfolgssymbol des westdeutschen Kapitalismus aneigneten.

Korrespondent für Sport in Berlin.
In der Nacht nach dem 3:2-Pokalsieg über den VfB Stuttgart saß Beckenbauer in der Mitte des Honoratiorentisches des FC Bayern in der Hauptstadtrepräsentanz eines Sponsors und überblickte, zufrieden paffend, von der kleinen Empore aus die Festivitäten nach dem historischen Erfolg des FC Bayern München. Hoeneß saß ihm gegenüber und blies den Rauch gegen die Wand.
Jupp Heynckes, der große Triumphator, war weit weg in diesem Moment. Er saß im Spielerbereich am anderen Ende des großen Saals im engsten Kreis. Alle hatten ihn an seinem letzten Münchner Tag schon hochleben lassen; die Zuschauer im Stadion und bei der Feier mit ihrem „Jupp-Jupp-Jupp“-Stakkato; die Spieler mit literweise Bierduschen und innigen Umarmungen; die Offiziellen mit Ehrbezeugungen wie von Rummenigge („Was er geleistet hat, ist nicht mit Gold aufzuwiegen“) oder Beckenbauer („Besser geht es nicht“).
Die Tische um Heynckes waren nun weitgehend verwaist, die Berliner Nacht hatte die meisten seiner Spieler schon aufgenommen, die er zuvor bei prächtiger Stimmung in einer Polonaise auf die Bühne geführt hatte. Aber selbst in diesem Moment schien der Trainer zu wissen, wohin er an diesem Abend gehörte: an die sich leerenden Tische seiner Mannschaft, der jungen und erfolgreichsten aller Bayern-Generationen, die nun auch mal alleine feiern wollte - und nicht an die vollbesetzte und von Zigarrenrauch umwehte Tafel der alten Macht.
An den Tischen der Honoratioren waren neben der Führung des FC Bayern München Innenminister Hans-Peter Friedrich sowie DFB-Präsident Wolfgang Niersbach als wichtigste Repräsentanten des Landes und des Fußballs plaziert, aber auch Edmund Stoiber und Heinrich von Pierer, die ehemaligen Herrscher von CSU und Siemens, waren dabei.
Man muss sich das vergegenwärtigen: Beckenbauer, Hoeneß, Rummenigge, Stoiber, von Pierer und - wenn auch auf der anderen Seite - Heynckes. Es war, als wäre in der Berliner Nacht zum 2. Juni 2013, in der dem vielleicht schönsten und modernsten Fußball der Welt gehuldigt wurde, die Zeit stehen geblieben; irgendwann in den achtziger oder neunziger Jahren.
Keine eindeutige Tendenz bei Jupp Heynckes
Den Tag des größten Triumphs des FC Bayern mit dem ersten Triple in der so ruhmreichen Vereinsgeschichte umwehte in der Hauptstadt der Hauch der Zeitenwende. An diesem Dienstag will der 68 Jahre alte Jupp Heynckes, den der Gewinn des dritten Titels an seinem letzten Münchner Arbeitstag endgültig zu einer deutschen Trainerlegende gemacht hat, die Öffentlichkeit darüber informieren, ob er seine Karriere beendet oder womöglich im Ausland bei Real Madrid fortsetzt - oder vielleicht eine andere Tätigkeit anstrebt. Heynckes ließ bei allen Nachfragen keine eindeutige Tendenz erkennen.
In dieser Nacht rückte aber auch eine andere, für den FC Bayern weit bedeutsamere Frage wieder in den Blickpunkt. Was wird aus Uli Hoeneß, dem Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden, der den Feierlichkeiten irgendwann den Rücken zukehrte? Zu Beginn der Party war er von Karl-Heinz Rummenigge auf die Bühne gerufen wurden, und Hoeneß ließ sich auch nicht lange bitten.