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Amateurfußball : Streit um Videobeweis jetzt auch in der Kreisliga

Der Beweis: In diesem Screenshot aus dem Beweisvideo ist der Ball noch im Feld Bild: Facebook/SVMölschbach

Die Einführung des Videoassistenten sorgt für immer neue Kuriositäten: Nun ist der eigentlich videobeweisfreie Amateurfußball betroffen. Bei einem Spiel in der Pfalz entscheidet der Schiedsrichter nach Blick aufs Smartphone.

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          Die Diskussionen um den Videoassistenten erreichen nun auch den niedrigklassigen deutschen Amateurfußball. Während eines Spiels der B-Klasse Kaiserslautern/Donnersberg Süd zwischen dem SV Mölschbach und der SG Hochspeyer hat der Schiedsrichter zumindest nach Darstellung der letztlich unterlegenen Mannschaft aus Hochspeyer für die Premiere des Videobeweises im Amateurfußball gesorgt.

          Daniel Meuren
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.

          Der Unparteiische revidierte demnach nach Ansicht des von einem Zuschauer per Smartphone erstellten Videomaterials eine Tatsachenentscheidung und ermöglichte den Gastgebern dadurch den Siegtreffer zum 3:2 (1:1).

          „Es war wie in der Bundesliga“, sagt Hochspeyers Dominic Heidrich, der als Spielertrainer selbst auf dem Spielfeld stand. Der Schiedsrichter habe das offizielle Zeichen für den Einsatz des Videobeweises – einen mit beiden Händen in die Luft gezeichneten Monitor – symbolisiert, und sei dann zu einem Zuschauer gelaufen, um einen Blick auf dessen Handy zu werfen. Daraufhin habe er seine ursprüngliche Entscheidung auf Abstoß nach vermeintlichem Überschreiten der Auslinie durch den Ball korrigiert und stattdessen auf Tor für Mölschbach entschieden.

          Beide Vereine stellen die Situation anders dar

          Zuvor hatte der Unparteiische bereits Hochspeyers Torhüter befragt, ob der Ball vor dem Treffer tatsächlich die Auslinie überschritten hatte. Das hatte dieser bejaht, woraufhin der Schiedsrichter jedoch darauf aufmerksam gemacht worden sei, dass der zweite Vorsitzende des SV Mölschbach am Spielfeldrand die Szene gefilmt habe. „Der Schiedsrichter hat mir dann auf dem Platz auch bestätigt, dass er seine Entscheidung ändert, weil er auf dem Video gesehen habe, dass der Ball die Auslinie nicht überschritten hatte.“

          Der SV Mölschbach stellt den Hergang auf seiner Facebookseite freilich ganz anders dar. Demnach habe der Schiedsrichter seine Entscheidung getroffen, nachdem er aufgrund von Spuren an der Seitenauslinie darauf geschlossen habe, dass der Ball nicht über der Linie gewesen sei. Auf dem Rasenplatz in Mölschbach seien diese Spuren derzeit ganz gut zu sehen, da durch einen Wildsausturm auf den Platz der Rasen weitgehend umgepflügt und mehr Sand- als Rasenplatz sei, wie der SV-Vorsitzende Tobias Forster Nachfrage von FAZ.NET sagte.

          Die SG Hochspeyer hat beim Verband Protest gegen die Spielwertung eingelegt. Die Beschwerde dürfte gute Aussichten auf Erfolg haben. Denn zwischenzeitlich soll der Schiedsrichter gegenüber den Zuständigen in dem betroffenen Fußballkreis Kaiserslautern/Donnersberg eingestanden haben, dass er auf den Videobeweis vertraut habe. „Die Videoaufnahme eines Zuschauers darf einen Schiedsrichter nicht interessieren“, sagte Schiedsrichterausschussmitglied Dirk Leibfried gegenüber der „Rheinpfalz“. „Er (der Schiedsrichter der Partie, d. Red.) ist zerknirscht und bedauert es sehr, dass er auf das Handy geschaut hat.“ Der Fall dürfte nun vor dem Sportgericht des Kreises entschieden werden.

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