Mühsamer Sieg im Pokal : Schalke kann doch noch gewinnen
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Glanzlos glücklich: Schalke 04 kann sich zumindest im DFB-Pokal durchsetzen. Bild: dpa
In der Liga ist Schalke 04 seit 22 Spielen ohne Sieg. Im Pokal droht gegen einen Viertligaverein kurzzeitig eine zusätzliche Blamage. Am Ende gewinnt der Favorit – und gibt doch phasenweise ein erschreckendes Bild ab.
Lange erschreckend schwach gespielt, aber endlich gewonnen: Gegen den Regionalligaverein Schweinfurt 05 hat der Krisenklub Schalke 04 im DFB-Pokal nach 273 Tagen wieder ein Erfolgserlebnis verzeichnet. Beim 4:1 (2:1) gegen den krassen Außenseiter im Nachholspiel der ersten Runde knüpften die Königsblauen jedoch eine Stunde nahtlos an die trostlosen Auftritte ihrer Sieglos-Serie in der Bundesliga an.
Vedad Ibisevic (39. Minute), Alessandro Schöpf (44./81.) und Benito Raman (86.) schossen den Tabellenvorletzten zum ersten Pflichtspielsieg seit dem 4. Februar (3:2 n.V. im Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC). Zudem hielt Torhüter Ralf Fährmann einen Elfmeter von Amar Suljic (70.). Am Samstag (15.30 Uhr/im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-Bundesliga und bei Sky) unternimmt das Team von Trainer Manuel Baum beim Schlusslicht FSV Mainz 05 den nächsten Versuch, die schwarze Serie in der Liga – nach mittlerweile 22 Partien – zu beenden.
Martin Thomann hatte den Viertligaklub in Führung gebracht (37.). „Wir haben ein klassisches Erstrundenpokalspiel gesehen, in dem eine unterklassige Mannschaft einen Bundesligisten geärgert hat“, analysierte Baum nach dem Spiel. „In der ersten Halbzeit haben wir uns immer mehr festgespielt und riesengroße Probleme gehabt, lange Bälle zu verteidigen. Die zweite Halbzeit war besser, aber spielerisch immer noch nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben."
Nicht unwichtiger Nebeneffekt für Schalke: Für den Einzug in die zweite Runde erhält der hochverschuldete Traditionsklub 350.000 Euro. Erst gut zwei Stunden vor dem Anpfiff hatte es nach einem Coronafall im Schalker Team „grünes Licht“ vom Gelsenkirchener Gesundheitsamt gegeben. Der infizierte Spieler, den der Klub nicht namentlich nannte, befindet sich in häuslicher Quarantäne und ist symptomfrei.
Das Spiel hätte eigentlich am 13. September stattfinden sollen. Doch der Einspruch des Drittliga-Aufsteigers Türkgücü München löste ein monatelanges juristisches Gezerre aus, das erst vor einer Woche vor dem Schiedsgericht beendet wurde. Wegen der Coronakrise hatten die Schweinfurter schon vor Monaten auf ihr Heimrecht verzichtet.
Baum krempelte seine Mannschaft nach dem 1:1 am Freitag gegen den VfB Stuttgart fast komplett um: Nur drei Spieler blieben in der Startelf. Selbst im Tor stellte der neue Trainer um und gab Ralf Fährmann den Vorzug vor Frederik Rönnow. Der Keeper hatte sogleich Glück, dass Kristian Böhnlein sein zögerliches Herauslaufen bei einer Ecke nicht mit der frühen Führung des Außenseiters bestrafte (3.). Erschreckend aus Schalker Sicht: Es war kein Einzelfall, der Viertligaklub war zunächst die aktivere und zielstrebigere Mannschaft. Zwischenbilanz nach 25 Minuten: 6:0 Torschüsse für Schweinfurt. „Wir sind extrem gut ins Spiel reingekommen, waren mutig und haben das 1:0 gemacht“, freute sich Tobias Strobl, der Trainer von Schweinfurt 05: „Dann hat man gemerkt: Jetzt haben wir was zu verlieren.“
Es dauerte bis zur 26. Minute, bis Ibisevic zur ersten Schalker Torchance kam. Dass die „Schnüdel" in Führung gingen, war weder überraschend noch unverdient. Den Ausgleich hatten die Königsblauen einem Abwehrfehler des Regionalligaklubs zu verdanken, Ibisevic nahm das Geschenk dankend an. Nach einem Lattenschuss von Steven Skrzybski im Anschluss an den ersten wirklich gelungenen Schalker Angriff staubte Schöpf zum 2:1 ab. „Die zwei Tore vor der Pause haben sehr wehgetan“, ärgerte sich Strobl. „Wir haben dann zu früh das 3:1 bekommen, somit war das Spiel gegessen. Trotzdem können wir zufrieden mit dem Auftritt sein."
Erst in der zweiten Hälfte war ein Klassenunterschied zu erkennen. Schweinfurt bemühte sich im Rahmen seiner Möglichkeiten und bekam nach einem Foul des eingewechselten Salif Sane vom Elfmeterpunkt die Chance zum Ausgleich, nach dem Suljics Fehlschuss war der Widerstand aber gebrochen. „Positiv war, dass wir endlich mal ein Pflichtspiel gewonnen und endlich mal vier Tore gemacht haben“, sagte Schalkes Baum.