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Tabellenführer der Serie A : SSC Neapel und ein neuer Stern

Giovanni Di Lorenzo (rechts) und Teamkollege Eljif Elmas vom SSC Neapel jubeln ausgelassen. Bild: dpa

So spielen Maradonas Erben: Das 5:1 des SSC Neapel gegen Verfolger Juventus Turin ist ein denkwürdiges Spektakel – und lässt die Tifosi nach fast drei Jahrzehnten vom Titel träumen.

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          Ist das Rennen um den Scudetto schon vorentschieden, obgleich die Hinrunde der Serie A erst am kommenden Wochenende mit dem 19. Spieltag abgeschlossen wird? Wer kann Neapel überhaupt noch gefährden, bei neun bis zehn Punkten Vorsprung auf schwächelnde Verfolger? Jedenfalls dürfen die Tifosi der SSC Napoli schon einmal träumen: vom dritten Titelgewinn der Vereinsgeschichte, nach den historischen Meisterschaften von 1987 und 1990.

          Matthias Rüb
          Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

          Vor gut drei Jahrzehnten hatte Diego Armando Maradona die Hauptstadt der Region Kampanien ins Delirium versetzt. Maradona ist auch zwei Jahre nach seinem Tod in Neapel allgegenwärtig. Auf riesigen Wandbildern ist er zu sehen, dazu in den Souvenirläden auf Kaffeetassen und anderem Nippes. Sein Trikot mit der Nummer zehn verkauft sich wie eh und je. Auch das Stadion trägt seinen Namen: Es wurde kurz nach dem Tod Maradonas vom 25. November 2020 zu Ehren des größten „Adoptivsohns“ der Stadt umbenannt.

          „Demütigung“ für Turin

          Dort konnten am Freitagabend rund 64.000 Napoli-Tifosi ein denkwürdiges Spektakel erleben. Nominell war es das Duell des Tabellenführers mit dem Verfolger, der zuletzt eine Serie von acht Siegen ohne Gegentor hingelegt hatte. Doch dann fertigte Neapel die Vecchia Signora 5:1 ab. Es war ein Klassenunterschied, spielerisch, physisch und mental, der zur höchsten Pflichtspielniederlage der Bianconeri seit knapp 30 Jahren führte.

          Es sei eine „Schande“, eine „Demütigung“ für Turin gewesen, schrieben die Zeitungen tags darauf, während Neapel „hell wie ein Stern“ geleuchtet habe. Juve-Trainer Max Allegri, der sein Team in den vergangenen Monaten zum minimalistischen Erfolgsfußball gemeinsamer glorreicher Zeiten zurückgeführt hatte, konzedierte: „Die Niederlage ist verdient. Jetzt müssen wir wieder auf die Beine kommen.“

          Juves Trainer Massimiliano Allegri sieht eine „verdiente Niederlage“ seiner Mannschaft.
          Juves Trainer Massimiliano Allegri sieht eine „verdiente Niederlage“ seiner Mannschaft. : Bild: dpa

          Neapels Trainer Luciano Spalletti stellte fest: „Meine Mannschaft hat ein großartiges Spiel mit sehr hohem Tempo gemacht. Nach so vielen Jahren können wir endlich wieder auf den Titel hoffen.“

          Der Schlüssel zum Erfolg für Napoli war – wie im Saisonverlauf überhaupt – das offensive Zusammenspiel des nigerianischen Stoßstürmers Victor Osimhen und des georgischen „Wunderkinds“ Chwitscha Kwarazchelia, der Serie-A-Entdeckung dieser Saison schlechthin. Gegen Turin legte Kwarazchelia in jeder Halbzeit einmal für Osimhen auf, der revanchierte sich noch vor dem Pausenpfiff mit einem Assist für den 21 Jahre jungen Georgier.

          Turin fällt zurück

          Das zwischenzeitliche 1:2 durch den argentinischen Weltmeister Angel Di Maria kurz vor der Pause spornte Napoli nur noch mehr an. Nach dem Seitenwechsel machte erst Amir Rrahmani mit einem sehenswerten Volleyschuss aus dem Rückraum seinen Fehler beim Gegentreffer von Di Maria wieder gut, ehe Osimhen mit seinem zweiten Tor und Eljif Elmas mit einem abgefälschten Schuss für den Endstand sorgten.

          Turin fiel am Samstag auf den dritten Platz hinter Meister AC Milan zurück, der bei US Lecce nur mit großer Mühe punkten konnte (2:2), während sich Pokalsieger Inter mit einem glanzlosen Arbeitssieg gegen Hellas Verona (1:0) auf dem vierten Rang festsetzte.

          Mehr als ein Wermutstropfen für Napoli ist der Umstand, dass Innenminister Matteo Piantedosi am Samstag für die Tifosi von Neapel – und auch der AS Roma – ein zweimonatiges Stadionverbot bei Auswärtsspielen verhängte, generell dürfen für diese Spiele keine Eintrittskarten an Personen verkauft werden, die ihren Wohnsitz in den Provinzen Neapel und Rom haben.

          Grund für die Strafe ist die Massenschlägerei von mehr als 300 Tifosi der beiden Klubs, die sich bei der Fahrt zu den jeweiligen Auswärtsspielen ihrer Mannschaften am 8. Januar auf einer Autobahnraststätte in der Toskana begegnet waren.

          Die gefährliche Randale, bei welcher auch Feuerwerkskörper und Rauchbomben, Eisenstangen und Knüppel eingesetzt wurden, führte zur stundenlangen Blockade der Autobahn bei Arezzo, es bildete sich ein bis 15 Kilometer langer Stau. Für das Hinspiel Neapels im Achtelfinale der Champions League bei Eintracht Frankfurt am 21. Februar gilt das Stadionverbot für die Napoli-Tifosi jedoch nicht.

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