Pokal-Sensation in Saarbrücken : Torwart Batz hält fünf Elfmeter
- Aktualisiert am
Wieder lang gemacht und pariert: Saarbrückens Daniel Batz hält den entscheidenden Elfmeter. Bild: dpa
Der 1. FC Saarbrücken zieht als erster Viertligaklub in der Geschichte des DFB-Pokals ins Halbfinale ein. Der krasse Außenseiter bezwingt Fortuna Düsseldorf – mit 7:6 in einem irren Elfmeterschießen.
Die Spieler stürmten auf ihren Hexer im Tor, Trainer Lukas Kwasniok wischte sich ungläubig die Augen und gab den Startschuss zu einer rauschenden Party. Die Sensations-Kicker des 1. FC Saarbrücken haben dank ihre Torwarts Daniel Batz Fußball-Geschichte geschrieben und sind als erster Viertligaklub ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. Der Spitzenreiter der Regionalliga Südwest gewann mit 7:6 im Elfmeterschießen und schaltete im Viertelfinale völlig überraschend den Bundesligaklub Fortuna Düsseldorf aus.
„Das werden wir erst begreifen, wenn die Auslosung stattfindet. Irgendjemand da oben hat es heute ganz gut mit uns gemeint“, sagte Kwasniok dem Sender Sky und kündigte eine Feier an, „so dass wir wahrscheinlich morgen nicht wissen, wie der Tag heißt“.
Tobias Jänicke hatte Saarbrücken in der 31. Minute in Führung gebracht, die bis kurz vor Schluss hielt. Nachdem Rouwen Hennings gegen Ende (83.) mit einem Foulelfmeter an Keeper Daniel Batz gescheitert war, wähnte sich Saarbrücken schon im Halbfinale, ehe Zanka in der 90. Minute doch noch der Ausgleich gelang. Doch entgegen der Erwartung konnte Düsseldorf in der Verlängerung das Spiel nicht entscheiden. Auch nach 120 Minuten stand es weiterhin 1:1. Der schon im Spiel starke Torwart Batz wurde dann im Elfmeterschießen endgültig zum viel umjubelten Helden.
„Es ist absolut surreal. Wenn mein Finger nicht so weh tun würde, würde ich sagen, wir leben in einer Traumwelt“, sagte Batz, der gleich vier Schüsse im Elfmeterschießen parierte und hochverdient zum Man of the Match gewählt wurde. Mit zahlreichen Paraden hatte er schon im Spiel großen Anteil am Erfolg der Saarbrücker, die nun zum vierten Mal in ihrer Historie (nach 1957, 1958 und 1985) den Sprung in die Vorschlussrunde geschafft haben. Für den Sieg vor 6800 Zuschauern in Völklingen sorgte er schließlich, als er auch noch den Elfmeter von Zanka abwehrte.
Durch die Qualifikation für das Halbfinale haben die Saarländer ihre sicheren Pokaleinnahmen auf 5,4 Millionen Euro gesteigert. Vor dem FCS waren lediglich zwei andere Viertligaklubs bislang in ein Viertelfinale vorgedrungen: 2001 verlor der 1. FC Magdeburg 0:1 gegen Schalke 04, elf Jahre später musste sich Holstein Kiel mit 0:4 gegen Borussia Dortmund geschlagen geben.
Die Zuschauer im ausverkauften Herrmann-Neuberger-Stadion, der Ausweich-Spielstätte der Saarbrücker aufgrund des Umbaus im heimischen Ludwigspark, sahen zu Beginn konzentrierte Gäste. Die abstiegsbedrohten Düsseldorfer, die zuletzt in der Liga durch ein 3:3 nach 3:0-Führung gegen Hertha BSC enttäuscht hatten, bestimmten das Geschehen. Rouwen Hennings vergab die erste Chance (9.), kurz darauf konnte auch Jean Zimmer Batz nicht überwinden (10.).
Saarbrücken wurde in die Defensive gedrängt. Zudem mussten die Gastgeber, die zuvor den Bundesligaklub 1. FC Köln sowie die beiden Zweitligavertreter Jahn Regensburg und Karlsruher SC ausgeschaltet hatten, in der 16. Minute den verletzungsbedingten Ausfall von Verteidiger Bone Uaferro verkraften. Die Düsseldorfer, deren Trainer Uwe Rösler im Vergleich zum Hertha-Spiel vier Veränderungen vorgenommen hatte, machten allerdings zu wenig aus ihrer optischen Überlegenheit. In der 26. Minute hatte Alfredo Morales nach einer Ecke die Führung auf dem Kopf.
Wesentlich effektiver war dagegen der Außenseiter, der seine erste Möglichkeit zur Führung nutzte. Jänicke schloss einen Konter stark ab und schockte damit den Favoriten. Von Düsseldorf kam bis zur Pause nicht mehr viel, nur Kelvin Ofori sorgte noch einmal für Gefahr (43.).
Zu Beginn des zweiten Durchgangs war es wiederum Ofori, der an Batz scheiterte (52.). Für den FCS begann nach rund einer Stunde eine Abwehrschlacht, der Fortuna lief langsam die Zeit davon. Der Druck der Düsseldorfer wurde immer größer, zahlreiche Ecken segelten in den Strafraum der Gastgeber, der Ausgleich lag in der Luft. Batz schien die Bälle magisch anzuziehen, bei den Gästen machte sich bereits Verzweiflung breit.
Dann wurde Kenan Karaman im Strafraum gefoult, den fälligen Strafstoß parierte Batz unter Mithilfe des Pfostens. Doch kurz vor Schluss durfte die Fortuna dann doch noch jubeln. Torhüter Florian Kastenmeier war nach vorne geeilt, verlängerte einen Eckball per Kopf, Zanka stand goldrichtig und traf zum späten Ausgleich. In der Verlängerung war allerdings Saarbrücken die bessere Mannschaft, im hochspannenden Elfmeterschießen, bei dem 20 Schüsse nötig wahren, um einen Sieger zu finden, belohnte Torwart Batz schließlich mit weiteren vier gehaltenen Schüssen den Außenseiter.
Das Elfmeterschießen Schuss für Schuss
1. FC Saarbrücken gegen Fortuna Düsseldorf
Florian Kastenmeier hält Elfmeter von Zellner
0:1 Kaan Ayhan
1:1 Sebastian Jacob
1:2 Rouwen Hennings
2:2 Manuel Zeitz
Daniel Batz hält Elfmeter von Kenan Karaman
Kastenmeier hält Elfmeter von Timm Golley
2:3 Steven Skrzybski
3:3 Christopher Schorch
Batz hält Elfmeter von Kevin Stöger
Stephan Andrist schießt Elfmeter über das Tor
Batz hält Elfmeter von Matthias Zimmermann
4:3 Kianz Froese
4:4 Markus Suttner
5:4 Anthony Barylla
5:5 Nana Ampomah
6:5 Tobias Jänicke
6:6 Alfredo Morales
7:6 Mario Müller
Batz hält Elfmeter von Mathias Jörgensen