Premier League : „Cech hat Glück, daß er noch lebt“
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Ohnmächtiger Torhüter Bild: AFP
Der tschechische Nationalkeeper Petr Cech vom FC Chelsea kann nach seiner schweren Kopfverletzung vermutlich ein halbes Jahr kein Fußball spielen. Nach Auskunft der Ärzte würde eine zu frühe Rückkehr des 24jährigen ins Tor zu große Risiken bergen.
Das Berufsrisiko des Torhüters im modernen Tempofußball wird oft unterschätzt. Während sich die Feldspieler meist mit der unteren Körperhälfte in den Zweikampf werfen, in der sich keine lebenswichtigen Organe befinden, tut es der Torwart mit dem ganzen Körper. Welcher Gefahr er sich dabei aussetzt, besonders wenn er mit Armen und Kopf voran einen Ball am Boden abwehrt und dabei auf rutschigem Rasen frontal mit einem Gegner kollidiert, zeigte am Samstag die schwere Verletzung von Petr Cech.
Der tschechische Nationaltorwart des FC Chelsea wurde schon in der ersten Minute des Premier-League-Spiels beim FC Reading vom Knie des Gegenspielers Stephen Hunt so schwer am Kopf getroffen, daß er eine sogenannte Schädelimpressionsfraktur erlitt (Siehe auch: England: Chelsea verliert gleich zwei Torhüter). Der 24 Jahre alte Cech, der zunächst benommen weiterspielen wollte, wurde in der Kabine ohnmächtig, so daß die Teamärzte eine lebensgefährliche Hirnschwellung befürchteten. Am Sonntag wurde er in Oxford operiert, laut Mitteilung seines Klubs "erfolgreich". Doch auch wenn der Heilungsprozeß gut verlaufen sollte, dürfte Cech eine mindestens drei-, eher sechsmonatige Pause bevorstehen. Damit ist auch unklar, ob der "Welttorhüter 2005" im März im Duell der beiden Favoriten der EM-Qualifikationsgruppe D gegen Deutschland antreten kann.
Risiko einer Epilepsie
Der Londoner Neurochirurg und Sportmediziner Peter Hamlyn warnte im "Telegraph" vor möglicherweise fatalen Folgen eines zu frühen Einsatzes; das Hirn müsse sich erst wieder vollständig erholen. Als mögliche Folge der Verletzung bestehe überdies das erhöhte Risiko einer Epilepsie. Auch Cechs Ersatzmann Carlo Cudicini beendete das Spiel im Krankenhaus. Er kollidierte in der Nachspielzeit im Luftkampf mit Gegenspieler Sonko und ging k. o. Der Italiener konnte zwar nach wenigen Stunden das Hospital verlassen, doch fällt auch er für das Champions-League-Spitzenspiel gegen Barcelona am Mittwoch aus.
Trainer Jose Mourinho, der dann auf den dritten Torwart, Hilario, zurückgreifen muß, warf Hunt vor, Cechs Verletzung vorsätzlich verursacht zu haben: "Wenn der Torwart den Ball in den Händen hat, geht man nur noch hin, um ihn zu verletzen. Petr hat Glück, daß er noch lebt." Neutrale Beobachter fanden jedoch nach Ansicht der Fernsehbilder, auf denen Hunt in vollem Lauf einknickt und dadurch mit dem Knie auf Kopfhöhe des Keepers gerät, daß es sich eher um einen Unfall gehandelt habe. So sah es auch Schiedsrichter Riley, der Freistoß für Reading gab, Hunt aber ohne weitere Strafe ließ. Eine solche will Chelsea nun beim englischen Verband erreichen - auch für Riley, der Cechs Behandlung erst zuließ, nachdem dieser vom Platz gekrochen war.
Laut britischer Statistik passieren von den tödlichen Kopfverletzungen bei Unfällen junger Männer zwölf Prozent beim Sport. Allerdings geschieht die Schädelimpressionsfraktur, bei der ein Teil des Knochens eingedrückt wird, nur sehr selten beim Fußball. Der Sport mit dem höchsten Risiko dieser Verletzung ist Golf, zumeist durch fehlende Vorsicht eines Spielers, der zu nahe an einem Mitspieler steht und von dessen Schläger getroffen wird.