Philipp Lahm : Ab in die Offensive!
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Von der Verteidigung in die Schaltzentrale: Philipp Lahm Bild: REUTERS
Philipp Lahm spielt den Fußball seines Lebens. Zur WM soll der DFB-Kapitän wohl als Stratege ins Mittelfeld. Der neue Plan: Großkreutz als rechter Verteidiger.
Die Kür des besten Fußballers der Welt findet im Januar statt, und Philipp Lahm darf als Kapitän der Nationalelf dafür seine Stimme abgeben. Lahm ist diesmal selbst in der engeren Auswahl, zusammen mit vier anderen deutschen Nationalspielern. Der Bundestrainer, der auch wählen durfte, hat jedoch auf seine Stimmabgabe verzichtet, weil er sich in einem Interessenkonflikt fühlte, denn das Votum von Trainern und Spielern wird veröffentlicht.
Der Spielführer der DFB-Auswahl und des FC Bayern scheint in dieser Frage weniger Berührungsängste zu kennen. Lahm, so vermeldete „Sport-Bild“, habe seinen Bayern-Kollegen Ribéry auf Platz eins gesetzt, Ronaldo auf zwei und Messi auf drei. Man kann den Eindruck gewinnen, dass Lahm bei aller Kollegialität und Loyalität, die bei so einer offenen Wahl auch auf der Probe stehen, ganz einfach diejenigen gewählt hat, die er schlicht für die Besten hält. Wenn aber nun noch ein „Ballon d’Or“ für Weltklassespieler mit der erstaunlichsten Entwicklung des Jahres vergeben würde, dann wäre die Stimmabgabe für Lahm ein bisschen schwieriger: Er hätte sich selbst wählen müssen - denn einen besseren Kandidaten für einen Profi, der sich 2013 noch einmal neu erfinden durfte, gibt es nicht.
Man weiß gar nicht mehr, wie man Lahm nach über zehn Jahren im Profifußball nun nennen soll - und auch nicht, wie lange so eine Bezeichnung bestehen bliebe: Verteidiger? Mittelfeldspieler? Oder mal dies, mal das? Darauf kann derzeit nicht einmal Lahm, der nach einer Muskelzerrung am Dienstag in der Champions League gegen Manchester City wieder dabei sein könnte, eine verlässliche Antwort geben. Und seine Trainer auch nicht. Das hat der 30 Jahre alte Doppel-Spielführer nun also davon, dass er seine Doppelrolle so gut ausfüllt wie kein anderer Spieler der Welt.
Vor ein paar Monaten, als die Lobeshymnen auf seine von Pep Guardiola gehobenen Mittelfeldqualitäten immer lauter wurden, forderte Lahm mit Blick auf die WM klare Verhältnisse in eigener Sache. Seit diesem Freitag weiß der „intelligenteste Spieler, den ich je in meiner Karriere trainiert habe“ (Guardiola) zwar, gegen wen die deutsche Elf in der Vorrunde spielt - nämlich gegen Portugal, Ghana und die Vereinigten Staaten. Aber Lahm hat immer noch keine Ahnung, wo er selbst spielen wird.
Der Bundestrainer hatte unmittelbar nach dem Länderspiel in Italien wiederholt, er werde mit dem Kapitän weiter für die rechte Seite planen, „weil wir genug Klassespieler für das Mittelfeld haben“. Aber dann stellte sich wenige Stunden später heraus, dass Sami Khedira mit einem Kreuzbandriss lange, womöglich zu lange ausfallen wird. Zudem ist noch immer nicht gewiss, wie sich Bastian Schweinsteiger von seiner zweiten Operation am Knöchel erholen wird und Ilkay Gündogan von seinen monatelangen Beschwerden im Rücken.
„Er kann beide Positionen auf Weltklasseniveau spielen“
Mittlerweile klingt Lahms Rollenprofil als unverzichtbarer und unverrückbarer rechter Verteidiger nicht mehr so eindeutig, ganz im Gegenteil. „Von der Qualität her kann er beide Positionen auf Weltklasseniveau spielen. Wir haben noch ein bisschen Zeit, bis wir uns entscheiden müssen, und diese Zeit werden wir auch brauchen. Wir hoffen, dass es bei Bastian gut verläuft. Bei Ilkay kann man auch nicht alles genau planen. Und bei Sami wird es schwer. Wir hoffen dennoch, dass er es bei optimalem Heilungsverlauf bis zur WM schaffen kann. Wir geben ihm die Zeit, die er benötigt“, sagt Assistenztrainer Hansi Flick gegenüber der F.A.S. zu der Verletzungsproblematik, an der sich Lahms WM-Positionierung entscheiden wird.