Füllkrug trifft gegen Peru : Deutschland hat wieder einen Mittelstürmer
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Applaus, Applaus: Niclas Füllkrug begeistert nicht nur mit zwei Toren. Bild: dpa
Seit dem Karriereende von Miroslav Klose fehlte dem DFB-Team eine Nummer neun. Niclas Füllkrug schürt die Hoffnung, dass er die Lücke füllen kann. Der Bremer gefällt nicht nur durch seine beiden Tore.
Wenn man nicht alles selbst macht! Niclas Füllkrug hielt den Ball in den Händen, übergab ihn aber Kai Havertz. Der trat beim 2:0-Testspielsieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft über Peru am Samstagabend in Mainz in der 68. Minute zum Elfmeter an – und das Spielgerät an den Pfosten. Dass er das Tor im Nachschuss traf, half nicht: Ein Elfmeterschütze darf einen von Pfosten oder Latte zurückprallenden Ball laut Regel nicht noch mal ungestraft spielen, ohne dass ein anderer ihn zuvor berührt hat; Schiedsrichterin Maria Caputi gab indirekten Freistoß für Peru.
Warum führte nicht Füllkrug diesen Strafstoß, den die Italienerin nach Ansicht der Videobilder für ein Foul am stürmenden Innenverteidiger Nico Schlotterbeck gegeben hatte, aus? Der Bremer Stürmer hatte nicht nur bereits zwei Tore erzielt (12. und 33. Minute), sondern gilt auch als sicherer Schütze aus elf Metern. Als Profi verwandelte er 16 von 17 Strafstößen, nur für Hannover 96 vergab er 2017 im Spiel beim FC Bayern. Havertz indes war erst vor Kurzem für Chelsea in der Champions League gescheitert, auch wenn dieser Fehlschuss in keiner Statistik auftaucht, da er noch mal antreten durfte, nachdem ein Dortmunder zu früh in den Strafraum gelaufen war.
Füllkrug klärte auf. „Ich habe den Ball geholt, um ihn Kai zu geben“, sagte der zweifache Torschütze. „Kai war als erster Schütze eingetragen.“ So wiederholte sich die Geschichte, die schon das erste Spiel im vermaledeiten WM-Jahr 2022 geschrieben hatte: Seinerzeit hatte Thomas Müller beim 2:0-Testspielsieg über Israel ebenfalls einen Elfmeter vergeben; auch der Münchner, der diesmal nicht nominiert worden war, schoss an den Pfosten. Alle Elfmeter danach verwandelte Ilkay Gündogan, der nun allerdings ebenfalls im Kader fehlte.
„Im Stile eines Torjägers“
Auch wenn Füllkrug in der Elfmeterszene letztlich nur eine Nebenrolle spielte, besetzte er in Mainz eine Hauptrolle. Der beste Bundesliga-Torjäger in dieser Saison hat in fünf Länderspielen schon fünf Tore erzielt. Im von Bundestrainer Hansi Flick erstmals aufgebotenen Sturm mit zwei Spielern war es der Bremer, der in der ersten Halbzeit mit Timo Werner, danach bis zu seiner Auswechslung in der 75. Minute mit Serge Gnabry den auffälligeren Part spielte. Flick lobte Füllkrug explizit: „Er hat die Treffer im Stile eines Torjägers, einer Neun gemacht.“
Das Experiment mit der neuen Formation in der Offensive wurde rundum als gelungen bezeichnet, zumindest im Duell mit den Peruanern, die die WM nach einer Niederlage gegen Australien in den Play-offs verpasst hatten. „Ich bekomme hier meine Situationen im Strafraum. Toll, dass ich schon so eingebunden bin“, sagte Füllkrug, der als Zielspieler im Zentrum zweimal erfolgreich war. Nach einem langen Pass von Schlotterbeck auf Havertz verwertete Füllkrug dessen Brustablage, danach erhöhte er nach scharfer Hereingabe von Debütant Marius Wolf, als er aus kurzer Distanz einschoss. Einen weiteren Füllkrug-Treffer verhinderte ein Abwehrspieler durch Abblocken des Schusses kurz vor der Pause (44.).
Die Flexibilität in der Offensive fiel, auch durch die Erinnerung an die WM in Qatar, positiv auf. So hatte sich Flick den Wechsel zum System zu zwei Stürmern in der taktischen Theorie ausgemalt. „Wir hatten im Zentrum viel Personal“, sagte der Bundestrainer. Das gefiel auch Kapitän Joshua Kimmich: „Es hat uns gutgetan, dass wir immer wieder die Box besetzt haben.“ In der Tat waren die vielen Rochaden auffällig. „Timo Werner hat viele Wege in die Tiefe gemacht und ist sehr wertvoll für die Mannschaft. Dieser Test war sehr erkenntnisreich“, sagte Flick und klang dabei nicht, als wolle er so schnell zur alten Anordnung mit nur einem Angreifer zurückkehren.