Mario Götze : „Ich höre früher auf den Körper“
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Nach einer langen Verletzungspause ist Mario Götze wieder auf dem Weg zu alter Form Bild: dpa
Lange war Mario Götze verletzt. Nun fasst er wieder Fuß - nicht nur in Dortmund, sondern auch in der Nationalmannschaft. Beim 3:0-Sieg gegen Färöer schoss der Zwanzigjährige das erste Tor, am Dienstag (20.45 Uhr) in Wien dürfte er wieder in der Startelf stehen.
Mario Götze war lange verletzt. Eine ganze Partie hat der Mittelfeldspieler zuletzt im vergangenen Jahr gespielt, Ende November für Borussia Dortmund in der Bundesliga. Es folgte eine monatelange Auszeit wegen einer Schambeinverletzung. Eingesetzt wurde er erst wieder im April am 32. Spieltag.
Bei der Fußball-Europameisterschaft, zu der ihn Bundestrainer Joachim Löw mitnahm, kam er gerade einmal auf zehn Spielminuten. Während des Turniers haderte der Zwanzigjährige mit seiner Reservistenrolle, unter anderem in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Zwar vermasselte eine Augenentzündung ihm noch den Einstieg in die neue Saison, doch nun fasst Götze wieder Fuß - nicht nur in Dortmund, sondern auch bei der deutschen Nationalmannschaft. Beim Start in die WM-Qualifikation am Freitag gegen Färöer schoss er das erste Tor beim 3:0-Sieg. Auch beim zweiten Spiel in Wien (Dienstag, 20.45 Uhr/ live in der ARD) dürfte Götze zur Stertelf gehören.
Haben wir das richtig gesehen: Sie haben die Nationalhymne vor dem Spiel gegen Färöer nicht mitgesungen?
Ich habe die Hymne innerlich mitgesungen und mich konzentriert.
Sie haben aber schon mitgekriegt, dass man sich damit in Deutschland wieder unbeliebt machen kann?
Deutschland steht für Toleranz. Ich denke, zu dieser Toleranz gehört auch, dass es die Entscheidung eines jeden Einzelnen sein sollte, wie er damit umgeht. Unabhängig von Singen oder Nichtsingen: Auf dem Platz gebe ich alles für mein Land – wie alle anderen meiner Mitspieler auch.
Bisher haben nur Spieler mit Migrationshintergrund nicht mitgesungen – und Kritik auf sich gezogen. Welche Reaktionen erwarten Sie für sich?
Jeder sollte so frei sein, die Hymne mitzusingen – oder eben auch nicht, ganz egal mit welchem Hintergrund. Soweit fortgeschritten sollten wir in Deutschland schon sein.
Sie haben im EM-Sommer auch einen persönlichen Rückschlag zu verkraften gehabt: vom Jungstar, dem in seiner Karriere in Rekordzeit alles zu gelingen schien, zu einem Ersatzspieler, der auch mit seinem Körper - einer Schambeinentzündung - zu kämpfen hat. Was war das für eine Erfahrung?
Eigentlich will man immer nur positive Dinge erleben. Aber das war nun eine bittere, gleichzeitig jedoch auch sehr wichtige Erfahrung für mich. So ist das Leben. Ich musste lernen, geduldig zu sein. Ich musste lernen, meine Füße still zu halten. Das war nicht einfach für mich, denn es war auch schon eine sehr lange Zeit. Jetzt will ich wieder nach vorne blicken - und künftig vernünftig mit meinem Körper umgehen. Das habe ich gelernt, und das wird ein wichtiger Aspekt sein, der mir auf meinem weiteren Weg helfen wird. Selbstzweifel hatte ich in dieser Zeit nicht, aber ich habe viel über meine Situation nachgedacht. Ich hatte ja auch genug Zeit dafür. Die Verletzung ist ja nicht von ungefähr gekommen, da haben einige Faktoren eine Rolle gespielt, zum Beispiel ein paar Schwachstellen meines Körpers, die ich mit Stabilitätsgruppen kompensieren konnte. In Zukunft werde ich, wenn es irgendwo zwickt, früher auf meinen Körper hören.
Wie haben Sie als Spieler von der Ersatzbank die Wandlung erlebt, die die Nationalmannschaft bei der EM in der Öffentlichkeit erlebt hat - über Nacht von den großen Lieblingen zu verwöhnten, verweichlichten Verlierern ohne Siegeswille?
Dass ein verlorenes Spiel reicht, um alles ins Negative zu rücken. Aber grundlegend hatte sich an der Art und Weise, wie wir spielen und wie die Mannschaft geführt wird, gar nichts verändert. Da ist von A bis Z alles so geblieben. Bis zum Halbfinale hatten wir alles gut gemacht - und dann haben wir einmal nicht so aggressiv gespielt und den Plan nicht umgesetzt, den wir uns vorgenommen hatten. Dann wurde alles in Frage gestellt. Ich halte das für eine typische Reaktion. Wir werden unsere Philosophie beibehalten. Wir haben eine sehr gute Mannschaft mit sehr viel Potential.
Was hat es Ihnen nach rund zehn Monaten bedeutet, gegen Färöer erstmals wieder in einer Anfangsformation zu stehen - und dann auch noch ein so schönes Tor zu erzielen?