Marcel Schmelzer : Dortmunder Hilfsprogramm
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Dortmunder Überflieger? Marcel Schmelzer hält dem Druck stand und zeigt eine gute Leistung Bild: dpa
Vor dem Spiel in Irland stand Marcel Schmelzer plötzlich im Mittelpunkt der Debatten. Beim 6:1-Sieg zeigt sich der Dortmunder von den Aussagen des Bundestrainers unbeeindruckt. Dabei hilft ihm die neue Rolle seines Klubkollegen Marco Reus.
„Ein bisschen schwierig“ sei es schon gewesen, räumte Marcel Schmelzer schließlich doch noch ein. Doch „am liebsten“, so der Dortmunder Verteidiger, wollte er über all die Diskussionen, die überraschenden Worte des Bundestrainers und die Zweifel an seiner internationalen Befähigung gar nicht mehr sprechen. „Ich würde viel lieber über das Spiel reden“, diktierte Schmelzer den Reportern im Bauch des Dubliner Aviva-Stadions in Mikrofone und Aufnahmegeräte.
Plötzlich waren nach dem 6:1-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Gastgeber Irland nicht die Stars wie Mesut Özil, Sami Khedira oder Bastian Schweinsteiger besonders gefragt, sondern der junge Mann aus Magdeburg in Sachsen-Anhalt. „Natürlich war es das ersten Mal, dass so etwas passiert ist“, sagte Schmelzer leise und wählte jedes Wort mit Bedacht. „Ich bin persönlich natürlich auch sehr glücklich darüber, dass ich meine Leistung abrufen konnte.“
Kurz vor der WM-Qualifikationspartie hatte der Bundestrainer selbst die Debatten um Schmelzers Qualitäten angeheizt. Er könne sich keinen besseren Außenverteidiger „schnitzen“, hatte Joachim Löw zur Problemposition im Team bemerkt.
„Das war eine unglückliche Aussage, die so nicht gemeint war. Wir haben ja Vertrauen in Marcel. Das hat er heute wieder gezeigt, dass dies gerechtfertigt ist“, bemerkte Manager Oliver Bierhoff. „Er ist noch ein junger Spieler, der die Entwicklung auch weiter mitmachen muss.“
Löw hatte nochmals persönlich mit Schmelzer gesprochen. Hatte den 23 Jahre alten Dortmunder Meisterspieler das nun auf dem Platz beeinflusst oder angestachelt? „Nein, gar nicht. Ich musste das ausblenden“, erklärte Schmelzer und fuhr sich mit der Hand immer wieder über sein Gesicht. Er hatte sich erfolgreich gestellt.
„Ich hatte viel Unterstützung von Freunden und Mannschaftskollegen auch aus Dortmund bekommen. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben, um dieses Spiel auch erfolgreich zu gestalten“, berichtete Schmelzer, der gegen die „Boys in Green“ sein bestes von neun Länderspielen ablieferte.
„Ich gehe in jedes Spiel mit hundert Prozent“
„Marcel hat gut gespielt. Er hat seine Aufgabe absolut erfüllt“, bescheinigte auch Löw dem schnellen Abwehrmann und wollte nochmals klarstellen, wie er seine kritischen Worte gemeint habe. „Manchmal dauert es bei dem einen oder anderen Spieler, international den Sprung ganz nach oben zu schaffen.“
Die Verantwortlichen aus Dortmund hatten das ein wenig anders verstanden und bei der Sportlichen Leitung des DFB-Teams protestiert. „An meinem Werdegang bei Borussia Dortmund sieht man, dass man mich nicht unbedingt anstacheln braucht. Ich gehe in jedes Spiel mit hundert Prozent“, sagte Schmelzer.
Schmelzer und seine schöne Vorlage zum 1:0
„Ich bin vielleicht in der Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel ein bisschen falsch verstanden worden“, meinte Löw: „Ich habe ja auch gesagt, dass wir ihm weiterhin vertrauen und dass er dieses Vertrauen zurecht hat, weil er gute Fähigkeiten hat.“
Bierhoff zeigte sich nicht nur von Schmelzers „unglaublich hohem Einsatz“ begeistert: „Mich freut es, dass er nicht nur souverän gespielt hat, sondern beim ersten Tor die schöne Vorlage gegeben hat.“ Eigentlich wollte er den Ball mit der Brust annehmen und selbst schießen, erzählte Schmelzer: „Aber dann haben ich gesehen, dass Marco zum Schuss kommt.“
„Marco ist einfach ein so super Fußballer“
Vielleicht könnte gerade die neue Rolle seines Vereinskollegen Marco Reus, der in Dublin nicht nur durch seinen Tore-Doppelpack der beste Mann war, im Nationalteam ein Plus für Schmelzer werden. Beide bilden auch beim BVB die linke Seite, beide gehen gerade durch das Champions-League-Stahlbad.
„Marco ist einfach ein so super Fußballer. Es macht unheimlich viel Spaß, mit ihm zusammenzuspielen. Ich bin froh, dass er auch in der Nationalmannschaft vor mir spielt“, meinte Schmelzer, der sich aus Dublin mit einem Dank an seine Kollegen verabschiedete: „Sie haben mich sehr gut unterstützt.“
Einsatz von Khedira gegen Schweden fraglich
Derweil ist der Einsatz von Sami Khedira im WM-Qualifikationsspiel am Dienstag gegen Schweden (20.45 Uhr / Live in der ARD und im Länderspiel-Ticker bei FAZ.NET) ist fraglich. Der defensive Mittelfeldspieler war am Freitag beim 6:1-Sieg in Irland mit muskulären Problemen im linken Oberschenkel zur Halbzeit für Toni Kroos ausgewechselt worden.
„Es ist nichts gerissen“, sagte Bundestrainer Löw, der am Samstag beim Training wegen einer Erkältung fehlte und im Hotel blieb. „Wir haben es rechtzeitig geschafft, ihn rauszunehmen, bevor etwas kaputtgeht.“ Man müsse die nächsten Tage abwarten, ob Khedira in Berlin zum Einsatz kommen könne. Gegen Schweden steht Kapitän Philipp Lahm nach einer Gelbsperre wieder zur Verfügung.