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Ärger nach Kündigung : Rosenkrieg zwischen Barça und Messi

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Lionel Messi hat genug vom FC Barcelona. Bild: EPA

Über zwanzig Jahre war es eine Traumehe. Nun will Lionel Messi den FC Barcelona sofort verlassen – und kündigt per Bürofax. Zuvor hatte wohl eine andere Personalie das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.

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          Was sich beim FC Barcelona niemand vorstellen konnte, ist eingetreten. Lionel Messi will weg. Der Argentinier habe dem Klub per „Bürofax“ gekündigt, bestätigte der Verein am Dienstagabend. Der 33-Jährige berufe sich auf eine Ausstiegsklausel in seinem noch ein Jahr gültigen Vertrag, nach der er das Arbeitsverhältnis zum Saisonende einseitig beenden könne. Der Klub erklärt hingegen, dass der dafür gültige Stichtag des 10. Juni bereits verstrichen ist. Nun gelte eine Ablösesumme, die spanischen Medien zufolge 700 Millionen Euro beträgt.

          Damit zeichnet sich nach gemeinsamen 20 Jahren ein Rosenkrieg zwischen Barça und dem sechsmaligen Weltfußballer ab. Am Ende könnte es erst vor Gericht eine Einigung über die Ausstiegsklausel geben. Die Klubführung zeigt sich erstaunt über die Form der Mitteilung. Ein Bürofax ist in Spanien kein einfaches Fax, sondern eine rechtlich besonders formale Mitteilung. Es wird zwischen zwei Postämtern verschickt und anschließend zugestellt. Messi teilt dem Verein folglich nicht einfach seinen Ärger über die letzten Wochen mit – sondern seine formale Kündigung.

          Damit könnte bei Barcelona eine Ära zu Ende gehen. Im Sommer 2000 kam Messi als 13 Jahre alter Knirps in die legendäre Jugendabteilung der Katalanen, La Masia. Nur vier Jahre später, mit 17 Jahren, kam er zu seinem ersten Einsatz bei den Profis. Trainer Frank Rijkaard wechselte ihn für den Portugiesen Deco gegen den Stadtrivalen Espanyol Barcelona ein. Jetzt, 20 Jahre nach seiner Landung in Barcelona, nach 731 Einsätzen bei den Profis und 634 Toren, nach vier Champions League-Triumphen, zehn spanischen Meisterschaften und sechs Königspokalsiegen hat er keine Lust mehr.

          Es geht dem Argentinier dabei sicherlich nicht ums Geld. Er ist bereits jetzt der bestbezahlte Fußballspieler der Welt, Medienberichten zufolge erhält er 130 Millionen Euro brutto. Vielmehr sieht er bei den Katalanen keine sportliche Zukunft. Barça erlebt einen sportlichen Niedergang, vor dem Messi öffentlich und intern schon seit zwei Jahren warnt. Das 2:8-Debakel gegen Bayern München in der Champions League war jüngst ein bitterer Tiefpunkt.

          Nun sollte der Holländer Ronald Koeman freie Hand bei der Zusammenstellung eines neuen Teams haben. „Sage mir, auf welcher Position du spielen willst, ich suche dir die restlichen zehn Spieler zusammen“, soll Koeman spanischen Medien zufolge zu Messi gesagt haben. Dem Argentinier hat das nicht gefallen. „Ich sehe mich eher draußen als noch im Verein“, soll er entgegnet haben.

          Es war aber wohl die Kündigung von Luis Suárez, seinem engsten Freund im Team, die das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Suárez plagen immer wieder Kniebeschwerden, er fällt oft aus. Trotzdem hat er in dieser Saison 21 Tore geschossen und ist nach Messi damit der zuverlässigste Stürmer der Mannschaft. Doch nach sechs Jahren im Verein hat Koeman dem 33-Jährigen am Montag am Telefon mitgeteilt, dass er sich einen neuen Klub suchen soll. Eine ähnliche Zukunft soll anderen Freunden Messis bevorstehen, Jordi Alba, Arturo Vidal und Gerard Piqué.

          Wenn seine Freunde per Telefon abserviert werden, ist eine Kündigung per Einschreiben noch ein guter Stil, könnte sich Messi dementsprechend gedacht haben. Zumal bei Manchester City bereits Pep Guardiola auf den Argentinier wartet, der Messi an die besten Jahre in Barcelona erinnert. „Der beste Trainer, den ich je hatte“, sagte er einst über den spanischen Star-Coach. Auch Inter Mailand soll Interesse zeigen.

          In Barcelona wird zudem spekuliert, dass Barça der Weggang Messis nicht so ganz ungelegen kommt. Sein Vertrag würde in einem Jahr sowieso auslaufen, der Verein hat das teuerste Team in Europa, mit der Corona-Krise sind die Finanzen zusätzlich unter Druck geraten. Mit einem Verkauf des Argentiniers hätte der Klub mehr Liquidität für eine Verjüngung des überalterten Kaders.

          Mit der Kündigung Messi bestätigt sich aber auch, wovor viele gewarnt haben. Koeman hat bei der Zusammenstellung eines neuen Teams zwar freie Hand, aber womöglich nicht das notwendige Fingerspitzengefühl. Denn schon 2007 brachte er beim FC Valencia in nur einem halben Jahr das gesamte Team gegen sich auf – und wurde daraufhin wieder entlassen.

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