Messi und der FC Barcelona : Ärger mit der Whatsapp-Gruppe
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Im Fokus: Lionel Messi und der FC Barcelona Bild: AFP
Bleibt Lionel Messi tatsächlich beim FC Barcelona? Sein Verhältnis zum Klub und den Mannschaftskameraden ist zerrüttet. Der neue Trainer Ronald Koeman findet einen Scherbenhaufen vor.
Wie geht es nun weiter beim FC Barcelona? Spielt Lionel Messi diese Saison nun bei den Katalanen, verlässt er sie vielleicht doch noch nach einer friedlichen Einigung mit dem Klub, oder verlängert er seinen Vertrag doch noch bis 2022? Die spanischen Sportjournalisten halten alles für möglich und sind sich nur in einer Frage einig: Der neue Trainer Ronald Koeman muss den Scherbenhaufen nun zusammenkehren und aus dem Kader ein Gewinnerteam formen. Leicht wird er es dabei nicht haben. „Er ist der Beste der Welt, und den Besten willst du in deiner Mannschaft haben, nicht in der des Gegners“, sagte Koeman bei seiner Vorstellung über Messi. Dass dieser Satz die Möglichkeit offenließ, dass Messi den Verein wechseln könnte, war Koeman zu diesem Zeitpunkt sicher selbst nicht klar. Und nun bleibt der Argentinier ja auch – zunächst. Er wolle immer gewinnen und werde für den Verein alles geben, versuchte der Argentinier Bedenken zu zerstreuen, er werde seinen Vertrag wider Willen irgendwie zu Ende spielen.
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JETZT F+ LESENLeicht wird es Koeman dennoch nicht haben. Wie er Messi von seinem Projekt überzeugen wolle, wurde er gefragt. Gerade so, als arbeite in Barcelona der Trainer unter Messi und nicht umgekehrt. Dennoch sollte der 33-Jährige der Mittelpunkt des neuen sportlichen Projekts Koemans bei Barça werden, daran wird der Holländer auch jetzt noch festhalten.
Er will aber auch weiterhin Luis Suárez und Arturo Vidal aussortieren, beides enge Freunde von Messi, die Ehefrauen von Messi und Suárez betrieben bis zum Sommer sogar eine gemeinsame Schuhboutique. Doch bislang hat sich weder für Suárez noch für Vidal ein Abnehmer gefunden. Lediglich der 32-jährige Ivan Rakitic hat beim FC Sevilla einen Vertrag bis 2024 unterschrieben, was Barça eine Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro einbringt.
Wunschspieler kommt
Dafür konnte Koeman seinen Wunschspieler nach Barcelona lotsen. Der Niederländer Memphis Depay kommt von Olympique de Lyon, was die Katalanen eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro kostet. Damit bekommt vor allem der bislang eher enttäuschende Franzose Griezmann Konkurrenz, aber ein Torjäger ist auch der Niederländer nicht unbedingt. In der vergangenen Saison hat er 15 Tore geschossen und zwei Vorlagen geliefert, kam aber auch nicht über 22 Einsätze hinaus. Koeman schätzt ihn wegen seiner dynamischen Spielweise. Depay ist derzeit noch der einzige echte Neuzugang. Coutinho kommt von den Bayern zurück, und Dembélé hat seine lange Verletzungspause beendet.
Das Siegerteam, das sich Messi bei Barça wünscht, ist damit aber noch nicht zusammengestellt. Zumal der Haussegen im Kader offenbar schon länger schief hängt. El País berichtet von einem Auseinanderdriften innerhalb der Mannschaft mit einer eigenen Whatsapp-Gruppe unter auserlesenen Messi-Getreuen. Dazu hätten einst Messi, Suárez und Neymar gezählt, nach Neymars Weggang 2017 auch Jordi Alba oder Arturo Vidal. Am schärfsten schoss Rakitic gegen die Gruppe: „Ich bin mir nicht sicher, ob Vidal nicht mehr spielte, weil er Messis Freund ist“, hat er nach der Unterschrift in Sevilla erklärt. Und „El País“ berichtet von Unmut in der Mannschaft, weil Messi und Suárez zu viele Freiheiten bekommen hätten und dies zu Chancen für die Gegner geführt habe. Andere beschwerten sich, dass sich die medizinische Abteilung oder der Chef der Spielerbetreuer Barças, Pepe Costa, nur um Messi kümmern würden.
Sehr einsam gefühlt
Nun soll Messi als Kapitän in einen Kader zurückkehren, dem er gar nicht angehören möchte, den er so heftig kritisiert hat und von dem er sich mehr Unterstützung in seinem Streit mit dem Vorstand gewünscht hätte. Er habe sich in den letzten Tagen sehr einsam gefühlt, sagte er, als er seinen notgedrungenen Verbleib beim FC Barcelona bekanntgab. Im Fußball habe man viele falsche Freunde. Tatsächlich hatte ihn als einziger Mannschaftskamerad nur Luis Suárez auf Twitter unterstützt.
Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique, der bei Barça von 2014 bis 2017 auch Coach von Messi war, hat unterdessen erklärt, beide Seiten hätten sich einigen sollen. Früher oder später werde Messi so oder so bei einem anderen Klub spielen. Der Fall Messi rückt auch den Wechsel von Cristiano Ronaldo von Real Madrid zu Juventus Turin in ein anderes Licht. Der damals ebenfalls 33-jährige Ronaldo gab 2018 seine Wechselabsichten nach dem letzten Sieg der Champions League Madrids bekannt, als sein Vertrag noch für ein Jahr gültig war. Madrids Präsident Florentino Pérez legte seinem Superstar keine Steine in den Weg, kassierte eine Ablösesumme von 117 Millionen Euro und konnte zudem den teuersten Spieler von der Gehaltsliste streichen. Nach einem Ersatz sucht er jedoch immer noch.