Telenovela des Fußballstars : Warum Lionel Messi bei Barcelona bleibt
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Bleibt beim spanischen Spitzenklub: Barcelona-Profi Lionel Messi Bild: dpa
Beinahe hätte es einen großen Rechtsstreit gegeben zwischen dem FC Barcelona und seinem wechselwilligen Star Lionel Messi. Dabei im Fokus: 700 Millionen Euro. Doch es kam anders, was nun eine Vermutung nahelegt.
Ein „culebrón“ ist in Spanien eine der unendlichen Telenovelas mit immer neuen Wendungen. Die Spanier bezeichnen so auch jedes andere Thema, das Schlagzeilen wie ein Fortsetzungsroman macht und allen auf die Nerven geht. Dass für viele Spanier aus dem Thema Messi nun ein „culebrón“ geworden ist, dient weder dem FC Barcelona noch dem Spieler.
Am 25. August kam die Kündigung Messis bei Barça per Bürofax, dann die Antwort des Klubs. Wenn der Argentinier oder ersatzweise ein interessierter Verein 700 Millionen Euro zahle, dürfe er gehen. Die Ablösesumme gelte nicht, weil er zum Saisonende aus dem Vertrag aussteigen dürfe, antwortete Messi. La Liga meldete sich: Die Ablöse gelte sehr wohl. Vater Jorge Messi kam aus Argentinien nach Barcelona. Seine wenigen Worte und Blicke in der Öffentlichkeit wurden wie die eines Orakels analysiert. Die Vertragsklauseln, die das Saisonende auf den 10. Juni festsetzten, seien ungültig, erklärte Vater Messi in einer juristisch fundiert klingenden Mitteilung. Und jetzt? Spricht der Star in einem Interview von seiner Liebe zu Barça. Er bleibt.
Niemand kann sagen, wie es in Messi wirklich aussieht. Er kam vor 20 Jahren als Dreizehnjähriger nach Barcelona, alle Erfolge hat er in der katalanischen Hafenstadt erlebt. Aber sein Liebesbekenntnis klingt abgeschmackt. Solche Dinge hört man einfach zu oft: Fußballbanalitäten, die ihre Adressaten kaum noch erreichen. Nüchtern betrachtet, ist Messi der bestbezahlte Fußballspieler, der in Barcelona wie ein König lebt. Ob er bei Manchester City jemals einen solchen Status erreicht hätte, ist nicht sicher.
Noch viel weniger ist gesichert, dass er sich rechtzeitig aus seinem Arbeitsvertrag hätte herausklagen können. Es wäre nicht ausgeschlossen, dass Messi vor Gericht sogar recht bekommen hätte. Kann das Saisonende trotz der Pandemie auf den 10. Juni datiert werden? Sind Ablösesummen von mehreren hundert Millionen Euro überhaupt haltbar?
Doch die Rechtsberater dürften ihren Mandanten auch darauf hingewiesen haben, wie Gerichte arbeiten. Der Jurist Jordi Nieva, Lehrstuhlinhaber für Prozessrecht an der Universität von Barcelona, bestätigt, dass sich ein Verfahren sehr lange hingezogen hätte. In keinem Fall wäre ein Richterspruch so schnell erfolgt, dass er in der neuen Saison für einen neuen Verein hätte spielen können. Auch ein Antrag auf eine einstweilige Verfügung hätte bei einem Streitwert von 700 Millionen Euro kaum Aussicht auf Erfolg gehabt. Da liegt die Vermutung nahe, dass Messi eher aus juristischen Gründen auf eine Klage verzichtet als aus Liebe zum Verein seines Lebens.
Diese Telenovela hätte bessere Drehbuchautoren verdient. Messi hätte weniger laut auftreten können. Barças Klubchef Josep Bartomeu hätte mit sich reden lassen sollen. Von einer Ablösezahlung in Höhe von 150 Millionen Euro und einem oder zwei jüngeren Spieler aus dem Kader von Manchester City hätte der von hohen Spielergehältern und Schulden geplagte Klub mehr gehabt. So hat er einen 33 Jahre alten teuren Star, der Kapitän eines Kaders sein wird, dem er gar nicht mehr angehören möchte. Und der dem Verein bei einem Wechsel in einem Jahr keinen Cent mehr einbringt.