King Klopp
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Die deutschen Trainer Jürgen Klopp (links) und Thomas Tuchel während des Spiels. Bild: Reuters
In einem spannenden Finale gewinnt der FC Liverpool den FA-Cup. Trainer Jürgen Klopp zeigt nach dem Triumph Mitgefühl. In den anderen Wettbewerben hat Liverpool auch noch gute Chancen.
Jürgen Klopp dachte im Augenblick des großen Triumphs auch an die Verlierer. Gerade hatte sein FC Liverpool im FA-Cup-Finale den FC Chelsea besiegt, und wie schon im Endspiel des Ligapokals im Februar musste die Entscheidung zwischen beiden Mannschaften im Elfmeterschießen herbeigeführt werden.
Das sei ganz schön nervenzerfetzend gewesen, sagte Klopp, der sichtlich und hörbar gelitten hatte. „Meine Fingernägel sind weg, aber ich fühle wirklich mit Chelsea“, raunte der Trainer im Fernsehinterview heiser, während seine Spieler feierten: „120 Minuten, zum zweiten Mal, und sie bekommen gar nichts. Das ist zu hart.“
In einem spannenden Finale in Wembley mit etlichen Chancen auf beiden Seiten und mehreren Pfosten- und Lattentreffern fielen weder in den regulären 90 Spielminuten noch in der Verlängerung Tore. Erst im Elfmeterschießen setzte sich Liverpool dann 6:5 durch – und das war unterm Strich auch gerecht. Es ist Liverpools erster FA-Cup-Sieg seit 2006; und es ist das erste Mal in der 150 Jahre langen Geschichte des ältesten nationalen Fußballwettbewerbs der Welt, dass ein deutscher Trainer den Pokal gewinnt.
Klopp wird durch den Erfolg immer mehr zur Heiligenfigur für die Fans des FC Liverpool. Im Herbst 2015 trat er seine neue Stelle bei dem Klub an, der zu der Zeit nicht ansatzweise so stark war wie heute. Klopp hat Liverpool zurück zum alten Glanz der 70er- und 80er-Jahre geführt, gewann 2019 zuerst die Champions League und im Jahr darauf Liverpools erste englische Meisterschaft seit 30 Jahren.
Zwei weitere Titel
Das nationale Double aus FA Cup und Ligapokal in dieser Saison trägt dazu bei, dass Klopp als einer der größten Trainer in die Geschichte des Vereins eingehen wird. Auch über Liverpools Stadtgrenzen hinaus hat Klopp seine Verehrer. Klopp ist Kult, auch in England. Der frühere englische Nationalspieler Alan Shearer schrieb in einem Beitrag für die BBC nach dem Pokalfinale: „Es gibt bei Liverpool im Moment so vieles zu bewundern, und hinter alldem steht ein Mann – Jürgen Klopp.“
Und noch ist die Saison nicht vorbei. Zwei Titel hat Liverpool schon gewonnen, zwei weitere könnten dazukommen: Es wäre das sogenannte Quadrupel, das bislang noch keinem englischen Verein gelungen ist.
In der Meisterschaft treibt Liverpool den Tabellenführer Manchester City vor sich her, die Entscheidung könnte wie schon 2019 erst am letzten Spieltag fallen. City spielte am Sonntag nur 2:2 gegen West Ham United, und hat nun vier Punkte Vorsprung, aber auch ein Spiel mehr ausgetragen. Liverpool reist am Dienstag zum FC Southampton und muss gewinnen, um weiterhin eine Chance auf die Meisterschaft zu haben.
Und am 28. Mai steht für Liverpool das nächste Finale auf dem Programm: In Paris geht es ab 21 Uhr (im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und im ZDF) gegen Real Madrid um den Gewinn der Champions League. „Es war ein unglaublich intensives Spiel gegen Chelsea, sie hätten es genauso verdient gehabt, wie schon im Ligapokal – so klein sind die Unterschiede“, lobte Klopp den Gegner: „Es war nur ein Elfmeter. Chelsea hat hervorragend gespielt, aber am Ende muss es einen Gewinner geben – und das waren heute wir.“ Es dürfte ihm, seiner Mannschaft und den Fans Mut machen, dass die knappen Entscheidungen im Moment zu ihren Gunsten ausfallen.