Proteste in England : Fußballklub gibt Sexualstraftäter keinen Vertrag
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Ched Evans soll auch bei Oldham Athletic keinen Vertrag erhalten Bild: AP
Ched Evans wurde wegen Vergewaltigung zu Haft verurteilt. Einen neuen Vertrag bekam der frühere Nationalspieler aus Wales aufgrund öffentlicher Proteste nach der Haftentlassung bisher nicht. Die Debatte erreicht gar höchste politische Kreise.
Am Mittwoch war Simon Corney noch optimistisch und sprach von einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent, dass der verurteilte Sexualstraftäter Ched Evans bei Oldham Athletic einen Vertrag bekommen werde. Inzwischen jedoch hat sich die Meinung des Eigentümers des englischen Drittliga-Fußballvereins geändert. Nach Angaben der BBC verzichtet Oldham auf eine Verpflichtung – weil Vereinsmitarbeitern und deren Familien gedroht wurde. Auch der „enorme Druck durch die Sponsoren“ habe bei der Entscheidung eine Rolle gespielt, erklärte ein Vorstandsmitglied.

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Der Fall Evans hatte seit längerem in England für heftige Debatten gesorgt. Der inzwischen 26 Jahre alte Spieler, der in der Jugend von Manchester City ausgebildet worden war, wurde im April 2012 wegen der Vergewaltigung einer 19-Jährigen in einem Hotel in Rhyl in Wales zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt. Bis heute beteuert er seine Unschuld und behauptet der Waliser, dass es sich dabei um einvernehmlichen Sex gehandelt habe. Im Oktober des vergangenen Jahres wurde Evans vorzeitig aus der Haft entlassen und will nun im Profifußball wieder Fuß fassen.
Oldham-Besitzer Corney wollte Evans, der 13 Länderspiele für Wales absolvierte, die Chance auf Resozialisierung geben, hatte aber die Reaktionen offenbar unterschätzt. Eine Online-Petition sammelt bisher schon 70.000 Unterstützer, die Corney aufforderten, Evans keinen Vertrag zu geben. Selbst Premierminister David Cameron schaltete sich in die Diskussion ein und ließ mitteilen, dass „Fußballer Vorbilder sind und potentielle neue Arbeitgeber ihre Entscheidung sehr sorgfältig abwägen sollen“. Auch ein Sponsor beendete bereits sein Engagement bei Oldham, ein weitere drohte diesen Schritt bei einer Verpflichtung von Evans zumindest öffentlich an.
Schon 2007 hatte Oldham für Aufsehen gesorgt als der Klub Lee Hughes verpflichtet hatte. Er hatte ebenfalls im Gefängnis gesessen, weil er einen Verkehrsunfall mit Todesfolge durch zu schnelles Fahren verursacht hatte. Hughes machte dennoch 55 Spiele für den Klub und schoss 25 Tore, ehe er den Klub nach knapp zwei Jahren wieder verließ.
Evans hatte zuvor schon versucht, einen Vertrag bei seinem früheren Klub Sheffield United zu erhalten. Auch dort kam es zu ähnlichen Protesten wie in Oldham, bei einer Online-Petition fanden sich sogar mehr als 170.000 Unterzeichner. Der Spieler hatte allerdings auch Unterstützung erhalten. Harry Redknapp, Trainer des Premier-League-Klubs Queens Park Rangers, hatte für eine zweite Chance plädiert. Am Donnerstag entschuldigte sich Evans erstmals über eine Mitteilung der englischen Vereinigung der Profifußballer (PFA) öffentlich für „die Auswirkungen, die diese Nacht in Rhyl auf viele Leute, nicht zuletzt auf die Frau, hatte“.