Scharfe Attacke von Klopp : „Wir können uns so nicht verhalten“
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Schlagabtausch mit dem FC Chelsea: Liverpool-Trainer Jürgen Klopp Bild: dpa
Premier-League-Spitzenklub FC Chelsea gibt 220 Millionen Euro für neue Spieler aus und holt unter anderem die deutschen Topstars Kai Havertz und Timo Werner. Das gefällt längst nicht jedem. Jürgen Klopp findet deutliche Worte.
Seinen Töchtern, sagt Frank Lampard, habe er seine „peinliche“ Verbalattacke auf Jürgen Klopp schon erklärt. Jetzt, ergänzte der Teammanager des FC Chelsea, wolle er sich für seine unflätigen Beschimpfungen („Fuck off!“, „Sit down!“) vom Juli auch noch bei Klopp selbst entschuldigen. „Ich bereue das und werde es richtigstellen, wenn wir uns treffen“, sagte Lampard – und er wird schon bald Gelegenheit dazu bekommen.
Schon am zweiten Spieltag (20. September, 17.30 Uhr) der an diesem Wochenende startenden 29. Premier-League-Saison trifft der Herausforderer mit seinen neuen deutschen Topstars Kai Havertz und Timo Werner auf den Titelverteidiger FC Liverpool. Chelseas 220 Millionen Euro teurer Kaufrausch war das Thema der 48 Tage kurzen Pause – und hat auch bei Klopp Spuren hinterlassen. Vor dem Auftakt mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger Leeds United am Samstag (18.30 Uhr/Sky) stichelte er gegen „Oligarchen und Länder“, die Spieler nach Belieben transferierten. „Wir sind ein anderer Verein“, sagte Klopp dem Sender BBC Radio 5 Live weiter. „Wir können das nicht über Nacht ändern und sagen: ‚Wir wollen uns jetzt wie Chelsea verhalten.‘“
Financial Fairplay?
Chelseas Besitzer Roman Abramowitsch will mit aller Macht zurück auf den Premier-League-Thron, in Havertz, Werner und Ben Chilwell verpflichteten die Blues in diesem Sommer ligaweit die drei teuersten Spieler. Lampard blickte schon beim jüngsten Duell mit Klopp neidvoll auf den deutschen Kollegen. Als Meister fühle sich alles „großartig“ an, erklärte er im High Performance Podcast seinen Gefühlsausbruch beim 3:5 am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison: „Ich dachte: Ich will da sein, wo sie sind!“ So schnell wie möglich, koste es, was es wolle.
Helfen soll die neue deutsche Achse mit Havertz, Werner und Antonio Rüdiger. Havertz sprach nach seinem 100-Millionen-Euro-Transfer von einem „Traum“, Werner schwärmte: „Das ist ein Riesenklub, der Titel gewinnen kann und mit den Verpflichtungen zeigt, dass er auch Titel gewinnen will.“ Neben dem Duo und Chilwell kamen Hakim Ziyech, Thiago Silva und Malang Sarr – doch die luxuriöse Shoppingtour ist noch nicht zu Ende. Edouard Mendy aus Rennes soll das chronische Torwartproblem lösen und auch Nationalspieler Declan Rice (West Ham) noch kommen.
Nicht nur Klopp beobachtet das wilde Geldausgeben mit Argwohn. Viele fragen sich, wie das alles mit dem Financial Fairplay (FFP) vereinbar ist, zumal Chelseas jüngste Bilanz einen Verlust von rund 104 Millionen Euro auswies. Nun, zum einen hat Chelsea in der Zeit seiner Transfersperre (bis Winter 2019/20) gespart, zum anderen wurde das FFP von der UEFA coronabedingt stark aufgeweicht.
Als erste Titelkandidaten werden zwar weiter Liverpool und Manchester City gehandelt. Doch Abramowitsch, schrieb die BBC, werde nach den Millionen-Investitionen „den vollen Ertrag“ erwarten, also den Meisterpokal. „Ich weiß, was es braucht, um den Titel zu gewinnen“, betonte Lampard vor dem Auftakt am Montag (21.15 Uhr/Sky) in Brighton. Das Gerede der Experten interessiere ihn zwar nicht, „aber ich werde nicht lügen: Wir haben Spieler von hoher Qualität geholt, die uns verstärken.“ Zunächst aber gelte es, die Riesenlücke von zuletzt 33 Punkten auf Klopps Reds zu schließen: „Ein paar Spieler holen und dann gewinnen – so einfach funktioniert es nicht.“
Das klingt, als hätte Lampard Klopps väterlichen Rat nach dem Verbalduell („Er muss noch viel lernen“) beherzigt. Seine Attacke, betonte der frühere englische Nationalspieler, habe „definitiv nichts mit Geringschätzung für Jürgen Klopp zu tun. Ich bewundere ihn sehr.“