Wütender Löw erklärt sich : „Da herrscht Explosionsgefahr bei mir“
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„Es hat mich ein bisschen gewundert, dass man liest: Löw ist abgetaucht“: Bundestrainer Joachim Löw Bild: Picture-Alliance
Joachim Löw ist maßlos enttäuscht und wütend über den redseligen Deutschen Fußball-Bund. Mit sich ist der Bundestrainer im Reinen – und will seiner roten Linie folgen.
Es war ein Montag, der es in sich hatte für den deutschen Fußball. Hier die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga, dort die Auslosung der Qualifikationsgruppen für die Weltmeisterschaft in Qatar, die der deutschen Mannschaft Rumänien, Island, Nordmazedonien, Armenien und Liechtenstein als Gegner bescherte – und mittendrin der Auftritt des Bundestrainers, der von allen Terminen mit den weitaus größten öffentlichen Erwartungen und der größten Aufmerksamkeit verbunden war.

Sportredakteur.
Ob es nach der einstündigen Pressekonferenz einen Gewinner gab, ließ sich nicht ad hoc sagen, Joachim Löw beanspruchte mit einem entschlossenen Auftritt die sportliche Richtlinienkompetenz, aber was das wert ist, wird sich erst im nächsten Jahr zeigen, bei der Europameisterschaft. An der Skepsis im Fußball-Land dürfte sich nach Löws Ausführungen jedenfalls wenig ändern. Der Verlierer des Tages allerdings stand ziemlich eindeutig fest: der Deutsche Fußball-Bund (DFB), dessen Führungspersonal am Montag von seinem Angestellten Löw in aller Deutlichkeit die Leviten gelesen bekam.
Nachdem Löw sich mit den Worten, er freue sich, hier zu sein, vorgestellt und den Eindruck, er sei zuletzt „abgetaucht“, zurückgewiesen hatte, kam er zur Sache. Die Indiskretionen, aus den internen Gesprächen mit der DFB-Führung hätten ihn „verärgert“, „wütend“ gemacht und „persönlich maßlos enttäuscht“, sagte er. „Da herrscht Explosionsgefahr bei mir, wenn Dinge nach außen gehen, die nicht nach außen gehören.“
Auch wenn es im Kern gewiss um Gewichtigeres ging, die (vermeintlichen) Inhalte der Gespräche mit Präsident Fritz Keller über seine Zukunft: Konkret kam Löw auf jene Pressemitteilung zu sprechen, die vom DFB am Tag nach dem 0:6 gegen Spanien vor drei Wochen verbreitet worden war, auf Betreiben Kellers. Darin hatte es geheißen, der Bundestrainer benötige „emotionale Distanz“ bei der Aufarbeitung. „Das“, sagte er nun am Montag, „war für mich unverständlich.“ Seine Haltung, so Löw, sei gewesen: „Gebt mir einen Tag Zeit, dann bin ich für alles offen und stehe bereit.“ Er sei aber dem Procedere seines Arbeitgebers gefolgt. Welches, wie er nicht zu sagen brauchte, sehr zu seinem Nachteil war.
Der „Absolut“-Bundestrainer
Es wäre kein Wunder, wenn Löw sich in den Wochen seit dem Spanien-Spiel ziemlich allein und ein Stück weit auch vorgeführt vorgekommen wäre. Diesen Eindruck teilt man offenkundig auch bei der DFL, deren Geschäftsführer Christian Seifert ein paar donnernde Takte herüberschickte. „Generell wünsche ich dem DFB, dass er aus sich heraus zur Ruhe kommt und das teilweise sehr unwürdige Schauspiel an Illoyalität langsam sein Ende findet“, sagte Seifert.
Bei Löw war damit jedenfalls gleich zu Beginn seiner Ausführungen der Grundton gesetzt für einen Auftritt, der zwar durchaus kraftvoll in eigener Sache war, mit Blick auf den weiteren Kurs der Nationalmannschaft aber wenig Neues oder gar Erhellendes brachte. Löw beharrte auf der Position, mit seinem vor eineinhalb Jahren eingeleiteten Umbruch auf dem richtigen Weg zu sein. In dieser Hinsicht wurde aus dem „Irgendwie“-Bundestrainer, als der er sich unmittelbar nach dem 0:6 von Sevilla gezeigt hatte, der „Absolut“-Löw. Er wiederholte die Vokabel gleich mehrfach, als es um die Überzeugung und das Vertrauen ging, mit der er die Entwicklung der Mannschaft betrachte. „Eines ist auf jeden Fall klar“, resümierte er: „Wir folgen unserer roten Linie überzeugt.“