
Der nette Herr Löw
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Deutliche Worte gegen eine gespaltene DFB-Führung: Joachim Löw Bild: dpa
Zumindest in eigener Sache funktioniert sein Matchplan noch. Obwohl der DFB den Bundestrainer in der Krise stützt, übt er scharfe Kritik am Verband. Der Vorgang zeigt: Joachim Löw kann ziemlich skrupellos sein, wenn es ihm nutzt.
In seiner erfolgreichen Zeit, als der Bundestrainer bei großen Turnieren ebenso Spitzenpositionen erreichte wie bei Wahlen zum sympathischsten Mannes des Landes, erschien Joachim Löw vielen Fußballfans als der „nette Herr Löw“. In der Formulierung versteckte sich immer auch eine zarte Kritik. Demnach sei der Bundestrainer zwar ein Mann mit guten Manieren, aber vielleicht doch ein bisschen zu nett für harte Worte. Und für harte Entscheidungen. Als der Bundestrainer jedoch zwanzig Tage nach dem 0:6 in Sevilla aus der selbstgewählten Versenkung auftauchte und am Montag auf einer Pressekonferenz, die eigentlich sein Scheitern zum Thema hatte, seinen Arbeitgeber ins Visier nahm, war der nette Herr Löw nicht mehr mit von der Partie.
Zu hören und zu sehen bekamen die Fußballfans, die Erklärungen und Konsequenzen für das jüngste Debakel erwarteten, nur einen gegenüber dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) kampfeslustigen Bundestrainer. Einer DFB-Spitze gegenüber wohlgemerkt, die ihm eine Woche zuvor einhellig das Vertrauen ausgesprochen hatte – und ihm eine „hochqualitative Arbeit des Trainerstabs“ bescheinigte, ein „intaktes Verhältnis“ zur Mannschaft sowie ein „klares Konzept“. Mehr kann man als Bundestrainer von seinem Arbeitgeber nicht verlangen. Schon gar nicht, wenn man als Chefcoach die Nationalelf zuletzt zweimal gegen die Wand fuhr (WM 2018, Nations League 2018) – und mit seinem dritten Versuch die Fußballfans gerade zur Verzweiflung bringt. Zuletzt wünschten rund 90 Prozent den Rückzug eines Bundestrainers, der sich 2018 noch als Visionär sah.
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