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Der deutsche Fußball hat viele Weltmeister und Legenden. Aus der großen Zahl wurde nun eine erste Elf für die „Hall of Fame“ im Deutschen Fußballmuseum gewählt. Auffällig ist die starke Präsenz von Profis aus einer Ära.
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Sepp Maier oder doch Toni Turek? Die „Katze von Anzing“ oder der „Teufelskerl“ von Bern? Einhundertzehn Jahre nach dem ersten Länderspiel einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft 1908 gegen die Schweiz (3:5) ist eine Gründungself für die „Hall of Fame“ des deutschen Fußballs nominiert worden. Auf Initiative und unter Beteiligung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund wählten 26 deutsche Sportjournalisten am Dienstag in Dortmund „ihr“ Jahrhundertteam und den ersten Trainer.
Die Wahl fiel auf Sepp Maier (Tor), Franz Beckenbauer, Andreas Brehme, Paul Breitner (Abwehr), Fritz Walter, Lothar Matthäus, Matthias Sammer, Günter Netzer (Mittelfeld), Gerd Müller, Uwe Seeler und Helmut Rahn (Sturm). Unter den Trainern erhielt Sepp Herberger die meisten Stimmen. Die „Hall of Fame“ des deutschen Fußballs, wird Anfang April 2019 im Fußballmuseum eröffnet. „Endlich erhält der deutsche Fußball seine Ruhmeshalle. Die Hall of Fame würdigt die größten Legenden erstmals zentral an einem Ort. Damit ist die Grundlage für eine neue Institution im deutschen Fußball gelegt“, sagte Manuel Neukirchner, Direktor des Deutschen Fußballmuseums.
Kriterien für die Wahl waren in erster Linie die Erfolge der Kandidaten auf dem Spielfeld. Bei der Diskussion spielte auch die Persönlichkeit und das Verhalten neben dem Platz eine Rolle. Da das Ende der Karriere zum Zeitpunkt der Nominierung fünf Jahre zurückliegen muss, konnte zum Beispiel Weltmeister Philipp Lahm nicht gewählt werden. Fortan sollen Jahr für Jahr Spieler deutscher Herkunft von 1900 bis in die Gegenwart für die Aufnahme in die „Hall of Fame“ von der Jury bestimmt werden. Lahm könnte frühestens 2022 Berücksichtigung finden. 30 Jahre nach dem ersten Titel einer deutschen Frauen-Auswahl (Europameister 1989) wird im kommenden Jahr auch eine weibliche Gründungself vorgestellt.
Auffällig an der ersten Auswahl ist die starke Präsenz von Profis aus den siebziger Jahren, in denen die Nationalmannschaft der Bundesrepublik nicht nur mit Erfolgen, sondern auch mit einer spielerischen Leichtigkeit glänzte, vor allem beim Gewinn der Europameisterschaft 1972. Der parallel dazu verlaufende Aufstieg des FC Bayern zu einer europäischen Größe des Fußballs erklärt die Nominierung von vier Spielern des Rekordmeisters aus dieser Epoche.
Dem „Wunder von Bern“ 1954, dem erstaunlichsten und für die Bundesrepublik wohl wirkungsvollsten aller vier WM-Siege, ist die Wahl des unantastbaren Kapitäns und Ehrenspielführers Fritz Walter, des Stürmers und Siegtorschützen Helmut Rahn und des Trainers Herberger geschuldet. „Uns“ Uwe Seeler bestimmte die sechziger Jahre, während es der elegante Günter Netzer aus der „Tiefe des Raumes“ in die weite Welt des Fußballs, vorbei an dem hochgeschätzten Konkurrenten Wolfgang Overath in die Dauerausstellung des Fußballmuseums schaffte, ganz ohne Selbsteinwechslung.
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (150 Spiele) und Andreas Brehme stehen für den Erfolg einer Elf, die nach dem „Rumpelfußball“ der Achtziger mit viel Dynamik und herausragender Technik den dritten WM-Titel in einer Zeit des politischen Wandels gewann. Der Mauerfall sollte die Nationalelf auf „Jahre hinaus unschlagbar“ (Beckenbauer 1990) machen. Es kam anders. Immerhin spielte sich Matthias Sammer aus der Oberliga der DDR als eine Art „Vereinigungsprofi“ mit Länderspielen für beide deutsche Verbände (21/53) in die erste Elf der „Hall of Fame“, in der damit auch die ostdeutsche Fußball-Schule verdient gewürdigt wird.
Zur Jury gehörte auch die Sportredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.