Impfpass-Affäre um Trainer : Die Ängste des Markus Anfang
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Markus Anfang im Oktober des vergangenen Jahres. Bild: dpa
Der frühere Werder-Trainer äußert sich erstmals nach der Verurteilung wegen eines gefälschten Impfpasses öffentlich. Markus Anfang erläutert, warum er sich nicht impfen lässt – und hofft auf eine zweite Chance.
Markus Anfang hat sich am Samstagabend im ZDF-Sportstudio erstmals öffentlich dazu geäußert, dass er seinen Impfpass fälschen ließ. Das hatte Anfang nicht nur seinen Job als Cheftrainer beim Zweitliga-Klub Werder Bremen gekostet. Zudem verurteilte ihn das Amtsgericht Bremen für den Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse, der Strafbefehl wurde am Donnerstag rechtskräftig. Anfang muss eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 400 Euro zahlen, insgesamt beläuft sich die Strafe damit auf 36.000 Euro. Vorbestraft ist er damit nicht, das wäre erst von 91 Tagessätzen an der Fall.
Das Gespräch mit ZDF-Moderator Sven Voss begann mit dem, was Anfang loswerden wollte. Er bedankte sich dafür, „dass ich die Möglichkeit bekomme, mich hier zu äußern“. Er wolle diese Chance auch nutzen, dafür, „dass ich mich für das, was ich gemacht habe, einfach offiziell entschuldige“. Anfang sagte an diesem Abend immer wieder, er könne sich nur entschuldigen. Er war aber natürlich vor allem ins Studio geladen worden, um Fragen zu beantworten. Derer drängen sich viele auf, zwei jedoch besonders.
Die erste: Warum setzte er mit einem gefälschten Impfpass seine weitere Karriere als Trainer aufs Spiel? Er habe Angst um seinen Job gehabt, sagte Anfang. Wenn man sich als Ungeimpfter im Profifußball mit Corona infizierte, müsse man für 14 Tage in Quarantäne. Wenn diese Ausfälle mehrfach vorkämen, so Anfangs Logik, werde das ein Verein irgendwann wohl nicht mehr hinnehmen. Dass der SV Werder ihn unter Druck gesetzt habe, sich impfen zu lassen, wollte Anfang jedoch nicht bestätigen.
Die zweite Frage: Welche Gründe hat er, sich bis heute nicht gegen Covid-19 impfen zu lassen? Anfang sagte, er habe Angst vor einem möglichen Schaden durch die Impfung am Herzen, und begründete dies mit seiner Gesundheitshistorie und der seiner Familie. Er selbst habe bereits eine Herzmuskelentzündung gehabt, sein Vater erlitt 2019 bei einem Spiel des 1. FC Köln, den Anfang damals trainierte, auf der Tribüne einen Herzinfarkt, musste wiederbelebt werden.
Er habe sich von mehreren Ärzten beraten lassen, sagte Anfang. Die Angst „dass man das bekommen kann“, habe ihm jedoch niemand nehmen können. Mit „das“ war wohl gemeint, dass die Impfung eine Herzmuskelentzündung hervorrufen kann. Die tritt vor allem bei Männern unter 30 Jahren auf, wie das Paul-Ehrlich-Institut zuletzt abermals mitteilte, Anfang ist 47. Vor allem aber ist das Risiko einer Herzschädigung aktuellen Studien folgend bei einer Corona-Infektion merklich größer als bei einer Impfung.
Was die Aussicht auf eine Rückkehr in den Profifußball anging, gab Anfang sich zurückhaltend. Er hoffe auf eine zweite Chance, könne das aber nicht erwarten. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes hatte ihn rückwirkend vom 20. November 2021 an für ein Jahr gesperrt, wobei die Strafe vom 1. Juni 2022 an zur Bewährung ausgesetzt wird. Überzeugende Argumente in eigener Sache hatte er im Sportstudio nicht parat.