Horst Hrubesch : Der Mann, der’s kann
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Eine Kapazität: Trainer Hrubesch übernimmt Verantwortung - und verlangt sie von den Spielern Bild: dpa
Horst Hrubesch weiß, wie man große Titel gewinnt. Als Nachwuchstrainer hat er Özil, Khedira, Hummels und die anderen zu Europameistern gemacht. Der neue DFB-Sportdirektor Robin Dutt will Hrubeschs Potential nun mehr nutzen.
Horst Hrubesch hat mit der U18 in der vergangenen Woche gegen Italien gespielt. Sein Team siegte 3:0, hochverdient. Zwei Tore in diesem Fußballklassiker erzielte Kevin Akpoguma. Aber eigentlich ist Akpoguma Verteidiger, bei seinem Heimatklub, dem Karlsruher SC, spielt er hinten in der Viererkette. Hrubesch stellte ihn gegen Italien als Stürmer auf. Es dauerte keine Viertelstunde, bis Akpoguma traf. Viele Stürmer seien in der Jugend zu Verteidigern umfunktioniert worden, sagt Hrubesch, er habe das jetzt einfach mal umgekehrt gemacht. Nicht aus einer Laune heraus, er habe nur umgesetzt, was „mir der Junge mit seinen Fähigkeiten angeboten hat“. Und so gewannen die Deutschen auch mal wieder gegen Italien, geht doch.
Unmittelbar nach der Partie im Kelsterbacher Sportpark an jenem nebligen und windigen Novembertag war der Trainer mit den wenigen Journalisten, die sich für dieses Spiel interessierten, auf den Platz zurückgekehrt. Dorthin, wo es zählt. Auf dem Rasen hielt Hrubesch dann seine kurze Pressekonferenz und sagte: „Gewonnen. Ich bin zufrieden. Mehr gibt’s nicht zu sagen.“
Es war zuletzt nicht ganz einfach, mit Horst Hrubesch in Kontakt zu kommen. Im Oktober war er mit der U18 auf einem Vorbereitungslehrgang. Da hatte er das Handy ausgeschaltet. Zehn Tage lang. „Trainingslager“, sagt Hrubesch nur. Da wird gearbeitet, nicht gequatscht. Später wird er über die Partie gegen Italien, den deutschen Angstgegner, sagen, was die deutschen Fans im EM-Sommer auch gerne gehört hätten: „Die Jungs haben das Spiel von Beginn an bestimmt, gute Spielzüge und klare Abschlüsse gezeigt. Das Resultat hätte sogar noch deutlicher ausfallen können.“ Aber warum hat das im Sommer nicht geklappt, als es für die Nationalmannschaft von Jogi Löw darauf ankam? Da hebt Hrubesch abwehrend die Hände und sagt: „Schlechter Vergleich. Bei uns war es das erste Spiel mit einem neuen Trainer, da liegt eine gewisse Euphorie drin.“
Dann aber räumt er ein, dass die Italiener schon sechs Monate zusammen waren, seine Mannschaft jedoch erst zwei Lehrgänge absolviert hatte und zum ersten Mal zusammenspielte, aber „im Namen Italien liegt für die Jungs auch eine Eigenmotivation“. Bei einem Turnier müsse man „so spielen lassen, wie man als Trainer sein Team am besten einschätzt“. Aber für Hrubesch, den erfolgreichen Wettkämpfer zu Spieler- und Trainerzeiten, ist es mit den Jahren längst selbstverständlich geworden, dass man sich in der K.-o.-Runde eines Turniers keine Aussetzer mehr erlauben darf, dass man dann, wenn es bei einer Welt- und Europameisterschaft drauf ankommt, seinen Weg gefunden haben muss.
Aus großen Talenten auch Gewinner machen
Seit 1996 wartet der deutsche Fußball nun sehnsüchtig, aber vergeblich auf einen Titel. Und daher heißt es vor allem seit der vermasselten EM in Polen und der Ukraine, der deutsche Fußball könne keine Titel mehr gewinnen. Das stimmt aber nicht. Drei Europameisterschaften hat der DFB in den vergangenen Jahren gewonnen, alle mit dem Nachwuchs - und für zwei dieser Titel war ein einziger Trainer verantwortlich: Hrubesch. Erst gewann er 2008 die Europameisterschaft mit der U19, der erste deutsche Nachwuchstitel nach 16 Jahren. Dann holte er den nächsten EM-Titel nur ein Jahr später auch mit der U21.
Dieses Team stellt mittlerweile das Gerüst der aktuellen Nationalmannschaft: Manuel Neuer, Mats Hummels, Jerome Boateng, Marcel Schmelzer, Benedikt Höwedes, Sami Khedira und Mesut Özil waren die Spieler, die aber nur Hrubesch zu Europameistern machte. Er schwört seitdem auf diese Jungs. Schon nach dem ersten Auftritt bei der Weltmeisterschaft 2010 sagte er, dass seine Jungs das Zeug zum Weltmeister hätten. Und vor dieser Europameisterschaft war Hrubesch ebenfalls überzeugt, dass sie in Polen und der Ukraine den Titel holen können. Aber bei der WM in Südafrika blieb die Mannschaft im Halbfinale gegen Spanien (0:1) unter ihren Möglichkeiten und noch mehr in Warschau gegen Italien.