Union-Berlin-Ikone Mattuschka : „Wir sind vor Hertha einzuordnen“
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Das Tor seines Lebens: Im Februar 2011 schoss Union-Kapitän Torsten Mattuschka (links) im Olympiastadion das 2:1 gegen Hertha. Bild: picture-alliance / Annegret Hilse
Vor dem Berliner Derby im DFB-Pokal spricht Union-Ikone Torsten Mattuschka über die Geschichte der Rivalität, die Gründe für das neue Kraftverhältnis und fünf Kästen Bier im Entspannungsbecken.
Herr Mattuschka, Union tritt an diesem Mittwoch (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zum DFB-Pokal, in der ARD und bei Sky) als Favorit im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Hertha BSC an. Müssen Sie sich kneifen, wenn Sie das hören?
Das stimmt so nicht. Im Derby gibt es keinen Favoriten und erst Recht nicht im Stadtderby. Außer vielleicht, wenn Bayern gegen 1860 spielt. Klar, wenn man die Tabelle sieht, kann der Eindruck entstehen, dass wir im Vorteil sind, aber das heißt nichts. Sind wir der Favorit? Nein. Haben wir eine gute Chance, als Sieger vom Platz zu gehen? Ja.
Vor elf Jahren war das anders. Beim ersten offiziellen Stadtderby nach der Wende galt Union als klarer Außenseiter.
Das war eine ganz andere Konstellation und mit heute nicht mehr zu vergleichen. Hertha war gerade runtergekommen, der Abstieg galt als Betriebsunfall. Sie konnten ihre Mannschaft größtenteils zusammenhalten, das war ganz klar eine Bundesliga-Truppe. Wir dagegen waren zufrieden, wenn wir nicht in Abstiegsgefahr gerieten. Da prallten damals zwei Welten aufeinander. Finanziell wie sportlich.
Und dann gewann das kleine Union vor 76.000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion. Ihr Tor zum 2:1 ist bis heute Stoff von Legenden. War es der wichtigste Treffer Ihrer Karriere?
Von der Wichtigkeit steht das Tor sicher ganz oben, von der Schönheit eher unten. Ich meine, da war auch viel Glück dabei. Erst habe ich den Ball nicht richtig getroffen, dann ging die Mauer auf und am Ende patzte auch noch der Torwart. So viel Gutes ist selten beisammen.
Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als der Ball plötzlich im Tor lag?
Ich hatte mir die Woche vorher Gedanken gemacht, wie es wohl wäre, ein Freistoßtor zu schießen. Nach dem Training brachte ich immer noch ein paar Bälle aufs Tor und stellte mir dann vor, wie es ist, in die voll besetzte Kurve zu laufen und vor unseren Fans zu feiern. Als es dann tatsächlich so weit war, wusste ich nicht mehr, was ich machen sollte. Ich bin dann einfach losgelaufen, rein in die rote Wand, wie in Trance. Das war Ekstase pur.
Mit welcher Haltung sind Sie und Ihre Mitspieler ins Olympiastadion gefahren?
Wir haben uns die ganze Woche darauf gefreut. Die meisten von uns hatten noch nie vor solch einer Kulisse gespielt, das war was ganz Besonderes. Im Olympiastadion war alles größer, das verkörperte auch die Dimensionen, in denen sich die Vereine zu dieser Zeit bewegten. Wir waren das kleine Union und sie die große Hertha.
Woran war das noch erkennbar?
Nach dem Spiel sind wir alle schön im Entspannungsbecken gelegen und haben spontan eine Fete gestartet. Wir haben vier, fünf Kästen Bier geordert und haben die im Wasser gelehrt. Das Entspannungsbecken war so groß wie ein Pool. Wir hatten bei Union nicht mal eines. Das war einfach eine ganz andere Welt.
Deshalb fühlte sich der Sieg umso besser an?
Klar, wir konnten dann schön ne große Schnauze haben, nach dem Motto ‚Wir sind ja Stadtmeister.’ Die Wahrheit ist, dass wir am Ende nur ein bisschen mehr Glück hatten.
Wie war die Atmosphäre auf dem Platz?