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Auftritt von Helene Fischer : „Das hat beim Pokalfinale nichts zu suchen“

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Auftritt in der Halbzeitpause in Berlin: Schlagerstar Helene Fischer. Bild: EPA

Schon am letzten Bundesliga-Spieltag sorgte eine Gesangseinlage für Verärgerung. Erstmals gibt es nun auch beim DFB-Pokal-Finale eine Halbzeit-Show. Helene Fischer tritt auf. Das nervt nicht nur die Fans.

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          Eintracht Frankfurts Sportdirektor Fredi Bobic hat den Auftritt von Helene Fischer in der Halbzeitpause beim DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund scharf kritisiert. „Das hat beim Pokalfinale nichts zu suchen“, sagte der Eintracht-Sportvorstand nach der 1:2-Niederlage der Hessen im Duell der Bundesligavereine. Warum? „Weil wir Fußball spielen, und die wahren Fans des Fußballs haben in der Halbzeitpause keine Lust darauf.“

          Die Schlagersängerin trat vor der zweiten Hälfte beim Finale im Berliner Olympiastadion vor rund 75.000 Zuschauern mit einem Medley auf und wurde von beiden Fangruppen ausgepfiffen. Äußerlich unbeeindruckt zog sie das Programm durch, nach rund vier Minuten beendete sie den Auftritt mit einem „Dankeschön Berlin“. „Natürlich gibt es welche, die die Musik mögen und die ich damit berühren kann“, sagte Helene Fischer später beim Besuch des „Sportschau-Clubs“ in der ARD. „Es gibt aber auch Personen, die diese Musik mögen. Das ist doch ganz normal.“

          Erstmals bei einem Pokalfinale fand in der Pause eine Bühnenshow statt, wie es sie etwa in den Vereinigten Staaten beim Superbowl schon lange gibt. Doch Fußball ist nicht American Football. Und in Deutschland stört die Eventkultur bei der Sportart Nummer eins viele Zuschauer schon lange. Bei den übertragenden Fernsehsendern ARD und Sky waren die Pfiffe zwar zu hören, allerdings in offenbar abgeschwächter Form. Zuvor wurde die obligatorische „Tagesschau“ im Ersten in der Halbzeit sogar verkürzt, um den Auftritt live zu zeigen. Nach dem Pfeifkonzert für Helene Fischer beeilte sich Moderator Alexander Bommes „schnell zurück zum Sportlichen“ zu kommen. Beim Pay-TV-Sender Sky wurde sogar noch mitten im Auftritt in die Werbung geschaltet. So hatten sich die Planer vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) den Auftritt des Stargastes sicher nicht vorgestellt.

          Es ist nicht das erste Mal, dass die Schlagersängerin auf der großen Fußball-Bühne auftritt. Schon bei der Feier vor dem Brandenburger Tor nach dem Finalsieg bei der Weltmeisterschaft 2014 sang Fischer mit den jubelnden Titelträgern. Doch damals war die Situation eine andere. Es stand kein Spiel im Programm, sondern von vornherein eine Party. Entsprechendes Publikum versammelte sich damals in Berlin. Am Samstagabend aber waren die Fans ins Olympiastadion gekommen, um Fußball zu sehen und kein Konzert.

          Schon vor einer Woche hatte es scharfe Kritik gegeben. Am letzten Bundesliga-Spieltag war Sängerin Anastacia beim Duell von Meister Bayern München und dem SC Freiburg in der Halbzeit auf dem Rasen aufgetreten. Durch die Einlage samt verzögertem Abbau der Bühne konnte die zweite Hälfte erst mit knapp zehnminütiger Verspätung angepfiffen werden. Diese sportliche Wettbewerbsverzerrung, weil zuvor penibel darauf geachtet wurde, dass alle Partien zeitgleich beginnen, monierte vor allem Freiburgs Trainer Christian Streich.

          „Was halt echt genervt hat, war nach der Halbzeit, dass du nicht anfangen kannst zu kicken“, echauffierte sich Streich. „Das sind dann so Dinge, wo du aufpassen musst.“ Der Coach, für dessen Team es noch um den Einzug in die Europa League ging, während die Münchner schon als Meister feststanden, fragte sich, was passiert wäre, wenn die Partie in Freiburg stattgefunden hätte und es für die Bayern noch um etwas gegangen wäre. „Da wollen wir lieber nicht drüber nachdenken.“ Vielmehr solle man schauen, „dass man das Rad nicht überdreht“.

          Auf einer kleinen Bühne vor der Haupttribüne fand der mehrminütige Auftritt statt. Bilderstrecke
          Auf einer kleinen Bühne vor der Haupttribüne fand der mehrminütige Auftritt statt. :

          Und Streich legte noch nach: „Das ist nicht richtig und das ist genau der Punkt, wo man halt aufpassen muss. Es war ja ein Fußballspiel heute und das Fußballspiel war wieder von allem, was ich gesehen habe, das Tollste. Also ohne diesen Künstlern zu nahe zu treten, das ist ein Fußballstadion und wenn du dann sieben, acht Minuten warten musst. Das ist natürlich Wahnsinn.“ Unterstützung erhielt er sogar von den Münchnern. „Der Arjen Robben ist zu mir gekommen und hat gesagt: ,Das geht nicht.' Das sagt ja alles. Er hat gesagt: ,Das ist ja für euch echt scheiße'.“ Auch Bayern-Nationalspieler Mats Hummels hatte „zu 100 Prozent Verständnis“ für Streichs Kritik. „Es wird immer mehr Show, ich finde das nicht ganz so berauschend.“

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