Fußball-WM 2014 : Nationalmannschaft baut Quartier selbst
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Ran ans Werk: Bundestrainer Joachim Löw lässt offenbar bauen Bild: dpa
Die Nationalmannschaft will sich ihr Quartier für die Fußball-WM 2014 selbst bauen. Demnach soll in Santo André eine Wohnanlage entstehen. Zugleich verlegt der DFB seinen letzten WM-Test aus logistischen Gründen nach Mainz.
Der Deutsche Fußball-Bund baut sich sein eigenes Haupt-Quartier für die Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Brasilien. In Santo André im Bundesstaat Bahia soll eine Wohnanlage mit 13 Häusern für die Nationalspieler und das Betreuerteam entstehen. Der DFB bestätigte am Mittag einen Bericht der „Bild-Zeitung“. An einem Tor zur Baustelle würden sich demnach bereits schwarz-rot-gelbe Streifen und die drei Weltmeister-Sterne des DFB finden. Das Camp soll offiziell den Namen „Camp Bahia“ tragen. Es geht um 14 zweigeschossige Wohnhäuser, Funktionsgebäude und ein Trainingsplatz. Insgesamt soll es 65 Wohn- und zusätzliche Funktionsräume geben.
Das Millionen-Projekt werde von einem Münchner Unternehmen realisiert und angeblich finanziell unterstützt. „DFB-Sponsoren helfen beim Bau. Ich weiß, es ist Mercedes“, sagte Siegfried Michler, ein deutschstämmiger Hotel-Manager, der Zeitung.
In einem Kilometer Entfernung sollen ein Fußballplatz, das Pressezentrum und weitere Funktionsanlagen angelegt werden. „Das wird klappen, zu hundert Prozent“, sagte Michler. In 15 Kilometer Entfernung der geplanten Anlage, 30 Kilometer von Porto Seguro entfernt, befindet sich ein Flugplatz, so dass die Nationalmannschaft die Gruppen-Spielorte Salvador, Fortaleza und Recife bequem erreichen kann. Bis zum Endspielort Rio de Janeiro sind es 1100 Kilometer. Dort wird am 13. Juli das Finale angepfiffen.
Ausgereizt bis zuletzt
Die richtige Wahl des WM-Qurtiers war für Bundestrainer Joachim Löw nach der Auslosung von zentraler Bedeutung. Der Coach hatte zuletzt die Frist für die Festlegung des WM-Stammquartiers weiter ausgereizt. Löw hatte in der Quartierfrage zuletzt immer wieder auf den Meldeschluss am 18. Dezember beim Weltverband Fifa verwiesen. Bis zu dem Tag müssen alle 32 WM-Teilnehmer ihr Basecamp festgelegt haben.
Während Bundestrainer Löw in der Heimat alle Möglichkeiten auslotet, suchte ein Teil des Nationalmannschafts-Stabes mit Organisationschef Georg Behlau an der Spitze im WM-Land nach dem optimalen Quartier. In den Spielorten Salvador (16. Juni gegen Portugal), Fortaleza (21. Juni gegen Ghana) und Recife (26. Juni gegen die Vereinigten Staaten mit Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann) wurden zudem Logistik, Unterkünfte und Trainingsmöglichkeiten gecheckt.
Durch die frühen Anstoßzeiten von zweimal 13.00 Uhr und einmal 16.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr und 21.00 Uhr in Europa) bleibt es aber nach wie vor eine Überlegung, schon zwei Tage vor dem Spiel aus dem Hauptquartier in den Spielort zu fliegen. Der 53 Jahre alte Löw verwies darauf, dass sich dadurch höchstwahrscheinlich auch die gewohnten Abläufe, von den Essens- und Trainingszeiten bis hin zu den Regenerationszeiten, verändern müssten. „Wir haben ja schon erlebt, dass es an ganz winzigen Dingen, an Nuancen, hängt, ob man ins Finale kommt oder zuvor ausscheidet“, hatte Löw zuletzt betont.
Nach den feststehenden Vorrunden-Spielorten Salvador (16. Juni gegen Portugal), Fortaleza (21. Juni gegen Ghana) und Recife (26. Juni gegen die USA mit Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann) hat der DFB seine WM-Vorbereitung zudem nochmals modifiziert. Das Team wird am 7. Juni nach Brasilien fliegen und einen Tag später sein Stammquartier „Campo Bahia“ beziehen. Auf ein zweites Trainingscamp in Süd- oder Mittelamerika, das in den ursprünglichen Planungen stand, verzichtet Löw.
Für den 13. Mai ist ein Test in Hamburg gegen Polen vereinbart. Nach dem DFB-Pokalfinale geht es am 21. Mai ins Trainingslager nach Südtirol. Am 1. Juni in Mönchengladbach wird es einen weiteren Test geben. Das traditionelle Benefizspiel am 6. Juni in Mainz ist zugleich die WM-Generalprobe. Mainz war erst vor zwei Wochen vom DFB als Austragungsort für das Spiel gegen Polen am 13. Mai benannt worden. Offensichtlich hat der DFB umgeplant, damit die Abreise nach Brasilien am Tag nach dem letzten Test vom nahe Mainz gelegenen Frankfurter Flughafen komfortabler vonstatten geht.
Die deutschen WM-Quartiere seit 1954:
Die Unterkunft der deutschen Fußball-Nationalmannschaft befindet sich bei der WM 2014 in Brasilien in Santo André und wird erst noch erbaut. Die große Anlage stellt wie schon bei den letzten WM-Turnieren das Basisquartier der Nationalelf dar.
1954: Spiez/Schweiz, Strandhotel Belvédère am Thuner See
1958: Bjärreds Saltsjöbad/Schweden, Familienhotel
1962: Santiago de Chile, Militärschule
1966: Ashbourne/England, Hotel Peveril of the Peak
1970: Comanjilla/Mexiko, Hotel Balneario de Comanjilla
1974: Malente, Sportschule
1978: Ascochinga/Argentinien, Golfclub
1982: Gijon/Spanien, Principe de Asturias Gijon
1986: Queretaro/Mexiko, Mansion Galindo
1990: Erba/Italien, Castello di Casiglio
1994: Chicago/USA, Oak Brook Hills
1998: St.-Paul-de-Vence/Frankreich, Hotel Le Mas d’Artigny
2002: Miyazaki/Japan, Sheraton Phoenix Golf Resort
2006: Berlin, Schlosshotel Grunewald
2010: Pretoria/Südafrika, Velmore Grande
2014: Santo André/Brasilien, Campo Bahia