
Fußball-Nationalmannschaft : Kapitän Khedira?
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Sami Khedira: er war schon Kapitän der deutschen U 21, die 2009 Europameister wurde Bild: dpa
Wer wird nach Lahms Rücktritt Kapitän der Fußball-Nationalelf? Hummels, Müller, Neuer und Khedira kommen in Frage, Schweinsteiger wohl eher nicht. Eine Abwägung vor dem Spiel gegen Argentinien.
Bastian Schweinsteiger, so viel steht fest, wird die Binde nicht tragen am Mittwoch beim WM-Kehraus gegen Argentinien. Der bisherige Stellvertreter von Philipp Lahm reist zwar an zur großen Wiedersehens-Party der Fußball-Nationalmannschaft, spielfähig ist er aber nicht. Mal wieder. Es dürfte kaum einen anderen Spieler geben, der so oft einen Einsatz beim Nationalteam wegen Verletzung absagen musste.
Und das ist nur ein Grund, warum es wenig sinnvoll wäre, Schweinsteiger zum Nachfolger Lahms zu machen, der kurz nach dem Triumph von Rio seinen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt hatte. Dass Schweinsteiger in der öffentlichen Wahrnehmung als Favorit auf das Kapitänsamt gilt, ja manchem sogar als der natürliche Nachfolger, hat mit seiner aufopfernden Vorstellung während der fünf Wochen in Brasilien und insbesondere im Finale gegen Argentinien zu tun. Tatsächlich ist der Ober-Bayer Schweinsteiger ein Musterbeispiel für einen Teamplayer und zugleich eine Figur von höchster Autorität und Integrationskraft innerhalb des Nationalteams. Eine Zukunftslösung aber sieht anders aus.
Joachim Löw sollte also eher aus einem anderen, jüngeren Kreis wählen, wenn er sich auf seine neue Führungskraft Nummer eins auf dem Platz festlegt. Aufgrund ihrer Persönlichkeit kämen Mats Hummels, Thomas Müller, Manuel Neuer und Sami Khedira in Frage, alle noch einigermaßen jung an Jahren und doch schon in großen Kämpfen erprobt. Müller indes hat schon eine Art Absage erteilt, er sei „nicht unbedingt scharf“ auf die Binde, sagte er in der vergangenen Woche.
So eine gesunde Selbsteinschätzung muss man erst einmal haben, dass man sich Führung zutraut, auf die Ehre der Binde zugleich gern verzichtet - dem Freigeist Müller steht diese Haltung gut.
Beim Versuch, sich Hummels als Kapitän vorzustellen, schiebt sich unweigerlich die Erinnerung an einen Disput mit Löw in den Vordergrund; dem Bundestrainer hatte die forsche Art des Dortmunders nicht gepasst. Da wäre es schon eine bemerkenswerte - zugleich bedenkenswerte - Wendung, wenn daraus nun die Beförderung für Hummels resultierte.
Neuer hätte den Vorteil, ein Münchner zu sein; in der Annahme, dass die Bayern trotz ihrer jüngsten Hispanisierung weiter das Bild des Nationalteams prägen werden, läge das für Löw näher als etwa ein Dortmunder. Neuer ist aber auch Torwart und damit, selbst wenn das in diesem speziellen Fall noch einmal anders liegen mag, in der Regel weit weg vom Zentrum des Geschehens. Einen Torwart, sagte Hansi Flick in der vergangenen Woche, würde er nicht zum Kapitän machen.
Bleibt Khedira. Nicht, weil er als Letzter übrig wäre. Sondern, weil er eine Reihe von Qualitäten vereint, die ihn in hohem Maße qualifizieren. Er ist ein Vorbild an Einsatz und Professionalität, er ist in der Lage, das Wort zu führen, in der Kabine, auf dem Platz und auch nach außen. Als Kapitän der deutschen U 21, die 2009 Europameister wurde, steht er für die Generation, die das A-Team in den nächsten Jahren prägen wird.
Sollte Khedira auch Löws Favorit sein, wird der Bundestrainer hoffen, dass der Mittelfeldmann auch in seinem Verein regelmäßig Fußball spielt. Khedira mag nicht unbedingt der Publikumsliebling sein, eine logische Wahl aber wäre er schon.