Fußball im Fernsehen : Spannung aus der Konserve
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Ein Klassiker, immer gerne gesehen: Deutschland gegen Italien bei der EM 2016. Bild: AFP
In der vom Coronavirus verursachten fußballfreien Zeit erinnert die ARD nun wöchentlich an besondere Spiele der vergangenen Jahre. Bei der Auswahl der Partien scheint Sepp Herberger Pate gestanden zu haben.
„Die Leute gehen ins Stadion, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht“, lautet eines der vielen legendären Bonmots des ehemaligen Bundestrainers Sepp Herberger. Oder die Menschen gucken sich aus dem gleichen Grund Fußball im Fernsehen an. So oder so: Was der Weltmeister-Macher vor mehr als sechzig Jahren sagte, gilt noch immer - wie es sich eben für eine echte Weissagung des lebensklugen Herbergers gehört.
Genau wie „der Ball ist rund“ und „das Spiel dauert 90 Minuten“ – auch wenn seit Einführung des Videobeweises mit reichlich Überziehungszeit wie einst bei einer ZDF-Fernsehshow mit Thomas Gottschalk gerechnet werden muss. „Fußball ist das Theater des kleinen Mannes“ hat wohl auch noch seine Berechtigung, trotz des Aufstiegs des Fußball in die Sphären von Big Business und besserer Gesellschaftsschichten.
Was aber tun in Zeiten wie diesen, in denen wegen der Corona-Pandemie der Ball nicht rollt, die Theater geschlossen sind und auch das Fernsehen mangels aktuellem Angebot keine Fußballspiele live senden kann? Die ARD hat einen Ausweg gefunden aus dieser schwierigen „lose-lose“-Situation und erinnert in der zwangsweise fußballfreien Zeit an „große Spiele der Vergangenheit“ – und zwar in echter Spielfilmlänge, womit auch manches Loch im Sendeschema einigermaßen elegant geschlossen werden kann.
Den Auftakt soll an diesem Samstag (28. März) ab 18.20 Uhr gleich ein echter Blockbuster machen – das Viertelfinale der EM 2016 zwischen Deutschland und Italien, das gleich mehrere Kriterien erfüllt: Es war extrem spannend, es konnte mit einem überraschenden Ende aufwarten, und es hatte sogar Überlänge und füllt somit gleich noch das nächste Sendeloch.
Doch was sich die ARD für die kommenden Samstage einfallen ließ, erscheint dann ein bisschen rätselhaft: Gezeigt werden immer wieder samstags ab 18.20 Uhr nicht etwa weitere Klassiker zwischen Deutschland und Italien, von denen es ja einige gab, oder vielleicht eines der vielen Endspiele mit deutscher Beteiligung, sondern eher lokale Kost. Zunächst immerhin ein anderes Finale: das im DFB-Pokal zwischen Borussia Dortmund und Bayern München von 2014.
Danach wird es allerdings kleinteilig. Es folgt das Halbfinale zwischen Schalke 04 und Werder Bremen von 2005, eine Woche später das Viertelfinale zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München von 2015 sowie schließlich das Halbfinale zwischen Borussia Mönchengladbach und den Bayern aus dem Jahr 2014. Wer auf diese Spiele kam? Möglicherweise wurde bei der Auswahl vor allem an den alten Herberger gedacht. Denn außer Hardcore-Fans der jeweiligen Vereine weiß wahrscheinlich keiner mehr, wie die Spiele ausgingen.