Wolfsburgs Fußballfrauen : Ziehen die anderen davon?
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Stehen vor einer schweren Aufgabe: Trainer Tommy Stroot (Mitte) und die Wolfsburger Spielerinnen Bild: EPA
Dem VfL Wolfsburg droht das Champions-League-Aus: Versäumnisse in den vergangenen Partien haben die „Wölfinnen“ in einen finalen Dreikampf ums Weiterkommen befördert – mit der schlechtesten Ausgangsposition.
Herbstmeister in der Frauenfußball-Bundesliga sind sie, wie schon so oft in dieser Dekade. Und dennoch blickt man bei den Frauen des VfL Wolfsburg auf ein Halbjahr, das es so noch nicht gab.
Auf den Umbruch im Sommer mit neuem Cheftrainer, den Abgang von einigen hochdekorierten Spielern, den Neuerwerb von jüngeren Kräften und die Abwesenheit der langzeitverletzten Anführerin Alexandra Popp folgte nicht das übliche, gemächliche Saisoneinstandsprogramm: leichtere Hürden in der Liga, noch leichtere Hürden bei den ersten internationalen Einsätzen. Vielmehr waren die neu formierten Niedersächsinnen sofort gefordert – die Qualifikation für die neu installierte Champions-League-Gruppenphase gelang erst nach einem nervenzehrenden Kraftakt.
Noch nie das Viertelfinale verfehlt
Auch in der Bundesliga erwachten bei der Konkurrenz größere Widerstandskräfte gegen die einstige grün-weiße Dominanz. Was in den Augen von Cheftrainer Tommy Stroot begünstigt wurde von den erhöhten internationalen Anforderungen der drei deutschen Europapokalteilnehmerinnen. „Mehr Reisen, mehr Intensität und höheres Niveau in der Champions League für die drei deutschen Teilnehmer“, sagte Stroot, das habe sehr großen Anteil daran, dass die Bundesliga so ausgeglichen wie seit Ewigkeiten nicht mehr sei. Zwei Remis und eine Niederlage in elf Hinrundenspielen – das wäre in normalen Wolfsburger Bundesligajahren eine unerfreuliche Bilanz gewesen. Nun reicht sie sogar zur Tabellenführung.
Die aber immens an Glanz verlieren würde, wenn dem VfL an diesem Donnerstagabend (21 Uhr) kein besonderer Fußballabend gelänge. Denn die Fortsetzung der internationalen Kampagne 2021/22 – noch nie seit Einführung des Wettbewerbs 2012/13 verfehlten sie das Viertelfinale – hängt für die Wolfsburgerinnen am seidenen Faden.
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JETZT F+ LESENIm letzten Gruppenspiel gegen das englische Spitzenteam FC Chelsea braucht es mit ziemlicher Sicherheit einen Heimsieg mit zwei Treffern Vorsprung. Eigene Versäumnisse in den Partien zuvor, unter anderem zwei schmerzliche Gegentreffer in der Nachspielzeit, haben die „Wölfinnen“ in einen finalen Dreikampf ums Weiterkommen mit Chelsea und Juventus Turin befördert – mit der schlechtesten Ausgangsposition für die Deutschen.
Am Allersee geht es nicht nur darum, Schaden von der Wolfsburger Saison abzuwenden, sondern auch dem deutschen Frauenfußball einen Gefallen zu tun. Denn im Zuge der Diskussionen, dass die Branche hierzulande den Anschluss an die Topnationen zu verlieren droht, wäre es nicht förderlich, wenn zwei von drei deutschen Startern (Bayern München ist weiter, Hoffenheim ausgeschieden) das Viertelfinale verpassen würden.
Stroot will darin noch keinen Trend erkennen, „aus dem in den nächsten Jahren Probleme programmiert sind. Rein sportlich habe ich keine Angst um die Bundesliga – wir werden uns weiter mit allen messen können. Aber auf anderen Ebenen wie Stadien, Zuschauerzahlen und Vermarktung müssen wir uns verbessern.“ Denn während die Wolfsburgerinnen auswärts in Chelsea und Turin vor fünfstelligen Zuschauerzahlen in großen Arenen spielten, lockten sie (wie auch Bayern und Hoffenheim) daheim kaum mehr als 2000 Besucher an.
Hoffenheims Schlussakkord reicht nicht
Für die TSG Hoffenheim ist das erstmalige Abenteuer Königsklasse nach einem famosen Schlussakt beendet. Gegen den zweitplatzierten FC Arsenal gewann das Team von Trainer Gabor Gallai 4:1 (1:1) und verpasste als Dritter der Gruppe C punktgleich mit den Londonerinnen (9) das Weiterkommen um zwei Tore. Ein Sieg mit fünf Treffern Vorsprung hätte die TSG nach dem 0:4 im Hinspiel ins Viertelfinale gebracht. (sid)