Dominanz des VfL Wolfsburg : „Hervorragender Standort für den Frauenfußball“
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Alexandra Popp ist stark gefragt. Bild: dpa
Die Wölfinnen bleiben in Deutschland weiterhin das Maß aller Dinge. Für die Konkurrenz gibt es dennoch einen kleinen Lichtblick – auch wegen Nationalspielerin Alexandra Popp.
Was für den VfL Wolfsburg gelebter Alltag ist, wird für seine Ligarivalen immer mehr zum Ärgernis. „Alle Spielerinnen sind verfügbar. Wir wollen in unserem Kader einen maximalen Konkurrenzkampf“, sagt Tommy Stroot. Dem Trainer des besten deutschen Frauenfußballteams liegt es fern, die Konkurrenz zu provozieren oder einzuschüchtern.
Aber Fakt bleibt: Wenn von an Freitag die Saison 2022/23 mit dem letzten Hinrundenspieltag fortgesetzt wird, droht eine gnadenlose Fortsetzung der Wolfsburger Dominanz. Die VfL-Frauen haben im vergangenen Jahr kein einziges Ligaspiel verloren und kennen derzeit keine Personalsorgen. Sie führen die Tabelle bei zwölf noch ausstehenden Spieltagen mit fünf Punkten Vorsprung vor Bayern München an. Ihr Gastspiel an diesem Samstag (14 Uhr, im SWR und bei MagentaSport) beim SC Freiburg kann der nächste Spaziergang auf dem Weg zum abermaligen Titelgewinn werden.
Weiterentwicklung des Frauenfußballs
Keine Spielerin hat den VfL während der Winterpause verlassen. Das Trainerteam um Stroot bleibt unverändert. Im Grunde könnten die Niedersachsen noch eine zweite Mannschaft in der Bundesliga starten lassen, ohne dass diese in Abstiegsgefahr geraten würde. „Wir sind einfach seit Jahren ein hervorragender Standort für den Frauenfußball“, findet Marcel Schäfer.
Er ist in der Geschäftsführung der VfL Wolfsburg GmbH der Nachfolger des am Dienstag in den Ruhestand verabschiedeten Jörg Schmadtke und von sofort an für die Frauen zuständig. „Trotz der unglaublich hohen Qualität des Kaders bedarf es immer wieder einer besonderen Einsatzbereitschaft, Disziplin und Gier“, erklärt Schäfer. Anders herum heißt das auch: Niederlagen auf nationaler Ebene sind für den VfL längst zu einem Unding geworden. Für die Weiterentwicklung des Frauenfußballs wäre mehr Spannung in der Bundesliga hilfreich.
Echte Hürden kommen für Wolfsburg aber meistens erst in der K.o.-Phase der Champions League in Sicht. Die derzeit größte Herausforderung des Meisters in Serie bleibt das Dickicht an Terminen im Auftrag des Vereins und auf Berufung der jeweiligen Nationalmannschaften. Im Trainingsalltag fehlen Stroot immer wieder Topspielerinnen, weil sie für Lehrgänge, Länderspiele und Turniere abgestellt werden.
Einen kleinen Lichtblick für die Konkurrenz aus München oder Frankfurt gab es zuletzt. Angesichts des Erfolges der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2022 in England waren die Wolfsburgerinnen Spielerinnen in den Medien und in der Unterhaltungsbranche stark gefragt. Vor allem Alexandra Popp hatte einen Spagat zwischen dem Alltag als Fußballprofi und als Heldin der Nation zu bewältigen. Die Torjägerin führt seit ein paar Monaten ein anderes Leben – mit mehr Wertschätzung, mehr Aufmerksamkeit und mehr Social Media-Auftritten.
Sie wirbt für ihren Sport, in eigener Sache und für das Unternehmen. Ihr Trainer beobachtet den prall gefüllten Terminkalender von Popp mit Gelassenheit. „Sie ist dafür gemacht und weiß, was sie machen will und was nicht“, sagt Stroot, wenn es um die Interviews und Talkshow-Auftritte von Popp geht. Auch hier muss die Konkurrenz zur Kenntnis nehmen: Der Trubel rund um die „Wölfinnen“ steigert deren Marktwert und Selbstbewusstsein. Ein Nachlassen oder Ausruhen in der Komfortzone will in Wolfsburg bisher nicht in Sicht kommen.