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Fußball-WM 2018 : Schwere Vorwürfe gegen die Fifa

Treffen bei der WM 2014 in Brasilien: Fifa-Präsident Joseph Blatter (links) und Russlands Präsident Wladimir Putin Bild: Imago

Nach Ansicht des Europäischen Parlaments verschlechtert sich die Menschenrechtslage in Russland beständig. Nun gibt es harte Kritik am Fußball-Weltverband Fifa und dessen Verhältnis zum WM-Gastgeber 2018.

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          Barbara Lochbihler, stellvertretende Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Europäischen Parlament, hat dem Internationalen Fußballverband Fifa vorgeworfen, die sich ihrer Ansicht nach „beständig verschlechternde“ Menschenrechtslage in Russland zu ignorieren und kein Interesse an den politischen Zuständen im Gastgeberland der kommenden Weltmeisterschaft zu haben. Westliche Politiker forderte sie auf, mögliche Besuche der WM 2018 von Verbesserungen bei der Presse- und Meinungsfreiheit, der ungehinderten Arbeit von Nichtregierungsorganisationen und der Aufklärung von Verbrechen in russischen Gefängnissen abhängig zu machen.

          Christoph Becker
          Sportredakteur.

          „Im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2022 ist der Fifa vorzuwerfen, dass sie die Umsetzung der versprochenen Reformen der qatarischen Regierung nicht konsequent einfordert. Aber mit Blick auf die nächste WM, die 2018 in Russland stattfindet, hat das Spiel noch nicht einmal begonnen“, sagte die Grünen-Politikerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Die Menschenrechtslage in Russland ist nach wie vor sehr schlecht. Wir beobachten in vielen Bereichen eine Verwahrlosung der Sitten. Der nun erschossene Boris Nemzow hatte deutlich gemacht, wie groß die Korruptionsprobleme sind. Die Fifa hat in dieser Hinsicht bisher keine glaubhaften Ergebnisse vorzuweisen.“

          Lochbihler fürchtet, dass die im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi festgestellte Ausbeutung von Bauarbeitern auch auf WM-Baustellen fortgesetzt werde. Die politische Marginalisierung und Einschüchterung von Nichtregierungsorganisationen habe sich noch verschärft, die Politik sei inzwischen „extrem repressiv“. Durch die gesetzliche Pflicht für Nichtregierungsorganisationen, die auch durch ausländische Geldgeber unterstützt werden, sich in einem „Register für ausländische Agenten“ führen zu lassen und ihren Status als „Ausländischer Agent“ bei öffentlichen Tätigkeiten zu erwähnen, wird die Arbeit vielfach unmöglich gemacht. Laut Lochbihler verweise die Terminologie auf die Zeiten des Stalinismus.

          Zeitpunkt zum Entzug der WM noch nicht gekommen

          Zudem trage die russische Regierung Verantwortung für die „Brutalisierung der Medien“, wie auch der Mord am Oppositionspolitiker Boris Nemzow zeige. Sie kündigte an, die Fifa auf die sich verschlechternde Lage in Russland noch einmal schriftlich hinzuweisen. Auf ein Schreiben vom Oktober hatte der Verband mit dem Hinweis geantwortet, er könne nur von „Akteuren innerhalb der eigentlichen Fußball-Pyramide“ rechtsgetreues Handeln einfordern.

          Theo Zwanziger, der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes und bis zum Mai Mitglied der Fifa-Exekutive, hatte mit Blick auf die russische Beteiligung am Krieg in der Ostukraine im F.A.Z.-Gespräch einen Entzug der WM für den Fall ins Spiel gebracht, dass der russische Präsident Putin „über den Sport noch zum Einlenken“ zu bringen sei. Der Zeitpunkt sei aber noch nicht gekommen.

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