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FC Bayern in Qatar : Wer braucht die Klub-WM?

Auf geht’s ins Finale. Marc Roca (links) und Robert Lewandowski mit dem FC Bayern. Bild: dpa

Die Antwort auf den Sinn der Klub-WM hängt von der Perspektive ab. Das Hauptproblem ist, was in Zukunft aus dem Wettbewerb wird. In dieser Hinsicht ist das Event in Qatar ein bitterer Vorgeschmack.

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          Neulich hat Karl-Heinz Rummenigge von einem Treffen mit Lobbyisten erzählt. Sie kamen in sein Büro, als der Fußball-Weltverband Fifa im vergangenen Herbst wegen der Pandemie überlegte, seine Klub-Weltmeisterschaft abzusagen. Die Lobbyisten baten Rummenigge, den Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern München, sich bei der Fifa doch bitte für die Austragung des Turniers einzusetzen, denn sie wollten unbedingt um den sechsten Titel spielen dürfen. Und wenn man diese Geschichte glaubt, die Rummenigge im Mitgliedermagazin erzählt hat, haben Trainer Hansi Flick und seine Führungsspieler ihren Vereinschef damals im Büro auch überzeugt.

          An diesem Donnerstag (19.00 Uhr bei DAZN) geht die Klub-WM in Qatar zu Ende – und Flick und seine Spieler können im Finale gegen UANL Tigres aus Mexiko ihr perfektes Fußballjahr vollenden. Sie können gleichziehen mit der legendären Mannschaft des FC Barcelona, die im Jahr 2009 den Fußball auf ein neues Niveau gehoben und nebenbei als erstes Team sechs Titel in einer Saison gewonnen hat.

          Etwa vier Millionen Euro für den Sieger

          Flick und seine Spieler können außerdem das Turnier-Preisgeld von etwa vier Millionen Euro gewinnen, wovon nicht nur ihr Verein profitiert, sondern auch sie selbst. Ein Bonus ist bereits vereinbart. Es lässt sich gut verstehen, warum in den Büros der Säbener Straße für die Klub-WM Lobby gemacht wird – allerdings auch, warum außerhalb davon nicht.

          Wie sinnvoll ist die Klub-WM? Auf diese Frage, die in diesen Tagen mal wieder diskutiert wird, gibt es zwei Antworten. Sie hängen auch von der Perspektive ab. In Europa gibt es viele, die an dem Wettbewerb zweifeln. Dafür finden sich in diesem Jahr besonders gute Gründe. Das liegt an dem Land, in dem Klub-WM stattfindet und auch am Zeitpunkt, mitten in einer Pandemie.

          Außerhalb von Europa aber gibt es viele, die den Wettbewerb feiern. In Südamerika zum Beispiel gilt er als größter Titel, den ein Verein gewinnen kann. Als der Sport Club Corinthians aus São Paulo im Jahr 2012 den FC Chelsea besiegte, wurden dessen Spieler in Brasilien als Helden empfangen. Und als Al Ahly SC aus Kairo am vergangenen Montag gegen den FC Bayern antreten durfte, machten die Fans, die ins Stadion durften, 90 Minuten Lärm für den Außenseiter. Es hat daher auch etwas mit europäischer Überheblichkeit zu tun, wenn man dem Wettbewerb trotz offensichtlichem Niveauabfall die sportliche Bedeutung komplett abspricht.

          Die Autokraten zahlen, die Fifa tanzt an

          Das Problem mit der Klub-WM sollte in erster Linie nicht sein, was sie in den vergangenen Jahren war, sondern das, was sie sehr wahrscheinlich werden wird. In dieser Hinsicht ist das Event in Qatar schon ein bitterer Vorgeschmack: Ein autokratischer Staat zahlt, die Fifa und ihre Fußballstars kommen angetanzt.

          Im kommenden Sommer wollte die Fifa die Klub-WM erstmals mit 24 Mannschaften in China ausrichten. Die Aufblähung des Wettbewerbs wurde vom Virus vorerst verhindert. Jetzt findet die Klub-WM mit sieben Mannschaften in Japan statt. Weil es sich aber um die Fifa handelt, kann man sich auf eines verlassen: Sie wird es wieder versuchen.

          Christopher Meltzer
          Sportkorrespondent in München.

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