Europa League : Frankfurt gewinnt „Heimspiel“ in Bordeaux
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Lanig steht richtig und trifft aus kurzer Distanz zum Sieg Bild: AFP
Mit der Unterstützung von 12.000 Fans findet Frankfurt in Bordeaux vorzeitig den Weg in die Zwischenrunde der Europa League. Die Eintracht siegt bei Girondins durch ein Tor von Lanig mit 1:0.
Neunzig Minuten lang Zittern und Bangen. Dann stand fest: Die Frankfurter Eintracht steht als Gruppensieger in der K.o.-Phase der Europa League. Sie ist also dabei, wenn am 20. und 27. Februar die Zwischenrunde mit den dann noch 32 im Wettbewerb befindlichen Mannschaften ausgetragen wird. Möglich gemacht hat dies der 1:0-Sieg bei Girondins Bordeaux durch einen späten Treffer von Martin Lanig (83. Minute).
Es war ein Arbeits-Erfolg vor knapp 20.000 Zuschauern, darunter 12.000 Eintracht-Anhänger. 1200 Kilometer von Frankfurt entfernt war es kein Auswärts-, sondern ein „Heimspiel in Bordeaux“, das die sangesfreudigen Fans immer wieder anstimmten. Für sie besonders hatte sich die beschwerliche Reise in die Metropole Aquitaniens gelohnt, denn die Eintracht überwintert in Europa.
Auf den Verlust von fünf verletzten Spielern reagierte Eintracht-Trainer Armin Veh mit einem Bekenntnis für die Jugend. Marc-Oliver Kempf, 18 Jahre alt, wurde in die Innenverteidigung beordert, wo durch den Ausfall von Bamba Anderson und Marco Russ eine Lücke an der Seite von Abwehrchef Carlos Zambrano klaffte. Zweimal schon war Kempf bei den Profis in der vergangenen Saison zum Einsatz gekommen. Zweimal gab es Niederlagen.
Eine Negativserie, die der Linksfuß bei seinem Debüt in der Europa League korrigieren wollte. Moralische Hilfe erhielt Kempf auch von seinen Mitspielern, zu denen erstmals seit September von Beginn an auch wieder Pirmin Schwegler gehörte. Der Kapitän stand erwartungsgemäß in der Startelf. Dafür musste der am vergangenen Samstag beim 3:3 gegen Schalke gut aufspielende Lanig zunächst auf der Bank Platz nehmen, er wurde erst nach dem Seitenwechsel eingewechselt.
Egal, von wo aus man der Eintracht am Donnerstagabend zuschaute: Es sah nicht gut aus, was die Mannschaft zeigte. Fehlpässe, mangelndes Kombinationsspiel – den Frankfurtern wollte so gut wie nichts gelingen. Lichte Momente im übertragenen Sinne gab es vor der Partie. Aus den Reihen der 12.000 mitgereisten Fans, die zuvor Trainer Armin Veh mit lautstarken Sprechchören feierten, wurden Bengalos und Leuchtfeuer entzündet.
Die dadurch resultierende Rauchentwicklung verzögerte den Anpfiff der Partie um zwei Minuten. Nach sechs Minuten regulärer Spielzeit tauchte Sebastian Rode vor dem Tor der Franzosen auf, köpfte aber weit vorbei. Es war die einzige nennenswerte Szene in der gegnerischen Abwehr.
Ansonsten waren es die Bordelaiser, die ihre Minimalchance nutzen wollten, mit einem Sieg gegen die Eintracht doch noch in den Kampf um einen der ersten beiden Gruppenplätze einzugreifen. Stark, wie Torwart Kevin Trapp den Schuss von Herni Saivet parierte und so die Führung von Girondins verhinderte (23.). Der sechsmalige französische Meister zeigte sich gegenüber der 0:3-Hinspielniederlage in vielerlei Hinsicht verbessert.
Keine Arroganz in Aquitanien. Veh hatte darauf großen Wert gelegt und versprochen: „So überheblich wie am Anfang in Tel Aviv werden wir nicht auftreten.“ Seine Mannschaft hielt sich an diese Vorgabe. Anders als noch in Israel, als es schon zur Halbzeitpause 3:0 für Maccabi stand, waren die Frankfurter in Bordeaux von Beginn an konzentrierter – viel mehr aber auch nicht.
Die Anspannung, endlich den vorzeitigen Einzug in die K.o.-Phase perfekt zu machen, war deutlich sichtbar und führte immer wieder zu Verunsicherungen. Kaum etwas wollte Vehs Mannschaft gelingen. Dabei hatte sie sich so viel vorgenommen. „Denn mit 12.000 Fans im Rücken ist dies ja kein Auswärtsspiel“, wie Torwart Trapp zur Einstimmung sagte.
Schon etliche Stunden vor dem Spiel brachten sich die vielen Eintracht-Sympathisanten in Stimmung. So war die Rue Sainte Catherine, so etwas wie die Zeil von Bordeaux, fast ganz in Orange gehüllt. Die Frankfurter Anhänger hatten sich vor der Abreise nach Frankreich darauf verständigt, die Partie bei Girondins unter das Motto „Orange“ zu stellen.
Pudelmützen, Sweatshirts, Warnwesten – der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Hauptsache orange. Den Place de la Victoire hatten die Hessen gleichfalls in Beschlag genommen und zu ihrem zentralen Sammelpunkt auserkoren, um von dort aus Richtung Stadion zu ziehen.
Die beste Eintracht-Möglichkeit bot sich kurz nach der Halbzeitpause Vaclav Kadlec. Doch der Tscheche, der eine Halbzeit lang mit dem gleichfalls schwachen Joselu keinerlei Gefahr im Sturm ausstrahlte, schoss unbedrängt aus fünf Metern am Tor vorbei (48.). In der 64. Minute zeigte Trapp ein weiteres Mal sein großes Können, als er in höchster Not gegen Cheick Diabaté klärte. Der Druck auf das Frankfurter Tor nahm zu, den Treffer aber erzielte Lanig auf der anderen Seite (83.).
Girondins Bordeaux - Eintracht Frankfurt 0:1 (0:0)
Girondins Bordeaux: Carrasso - Faubert, Henrique, Planus (46. Sertic), Poundjé - Saivet, Sané, Traoré (75. Obraniak), Maurice-Belay (65. Jussiê) - Rolán, Diabaté
Eintracht Frankfurt: Trapp - Jung, Zambrano, Kempf, Oczipka - Schwegler - Rode (67. Lanig), Flum - Barnetta - Kadlec (79. Lakic), Joselu (46. Schröck)
Schiedsrichter: Undiano (Spanien)
Zuschauer: 19.013
Tor: 0:1 Lanig (83.)
Gelbe Karten: Faubert, Poundjé / Barnetta, Oczipka, Rode, Schwegler