Erdogan über Özil-Affäre : „Dieser Rassismus muss ein Ende haben“
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Umstrittenes Foto in London: Özil (links) und Erdogan im Mai 2018. Bild: dpa
In seiner Rede in Köln spricht der türkische Präsident auch über die Affäre um Özil. Dabei erhebt Erdogan heftige Vorwürfe gegen Deutschland. Danach gibt es Sprechchöre für den früheren Fußball-Nationalspieler.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat zum Abschluss seines Staatsbesuchs im Zusammenhang mit dem Rücktritt des türkischstämmigen früheren Weltmeisters Mesut Özil aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft heftige Vorwürfe von Fremdenfeindlichkeit gegen Deutschland erhoben. „Ein solcher Rassismus muss ein Ende haben“, sagte Erdogan bei der Eröffnung einer neuen Ditib-Moschee in Köln zu den Folgen seines Fotos mit Özil und dem ebenfalls türkischstämmigen Nationalspieler Ilkay Gündogan vor vier Monaten in London.
Die Kritik der deutschen Öffentlichkeit an dem Bild wegen der Unvereinbarkeit von Erdogans autokratischen Regierungsstils und eines grundsätzlichen Wertekatalogs für deutsche Nationalspieler stellte der Staatsgast vom Bosporus als Isolierung der beiden Profis dar und sich selbst als politische Leitfigur des Duos. „Mesut Özil, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, wurde aus der Gemeinschaft verstoßen, weil er ein Foto in England gemacht hat. Ich konnte es als ihr Präsident schwer ertragen, dass diese jungen Leute, die es bis in die Nationalmannschaft geschafft hatten, ausgestoßen wurden“, sagte Erdogan vor rund 500 geladenen Gästen auf dem Moschee-Gelände. Seine Zuhörer skandierten daraufhin „Mesut Özil, Mesut Özil“-Sprechchöre.
Der türkische Staatschef ließ bei seinen Aussagen unerwähnt, dass lediglich Özil und nicht auch Gündogan im vergangenen Sommer nach der WM-Endrunde in Russland aus der Nationalmannschaft zurückgetreten war. Özils Rassismus-Vorwürfe in seiner Rücktrittserklärung bezogen sich auf die Angriffe von außen nicht zuletzt auch aufgrund seiner Weigerung zu einer Klarstellung seines Verhältnisses zu Erdogan sowie auf mangelnde Unterstützung durch die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach den Attacken auch aus politischen Kreisen.
Erdogan forderte, dass Muslime in Deutschland nicht zur Zielscheibe gemacht werden dürften. Der Politiker erwähnte auch, dass Özil von manchen Menschen in Deutschland unterstützt worden sei, aber er hätte sich eine „gemeinsame Haltung“ gewünscht. Özil und Gündogan hatten Erdogan bei dem Treffen im Mai in London als „ihren Präsidenten“ bezeichnet und mit dieser Formulierung Kritik hervorgerufen. Erdogan griff diese Bezeichnung nun selbst wieder auf.
Die Foto-Affäre hatte den ganzen deutschen WM-Sommer überschattet und letztlich zum Rücktritt Özils aus der deutschen Nationalmannschaft geführt. Der 29-Jährige fühlte sich vom Deutschen Fußball-Bund und speziell dessen Präsidenten Reinhard Grindel nicht ausreichend vor rassistischen Ausfällen geschützt. Im Gegensatz zu Gündogan, der sich zu den Fotos noch vor der WM öffentlich erklärt hatte und der auch weiterhin für die DFB-Auswahl spielt, verweigerte Özil lange jede Reaktion. Mit Bundestrainer Joachim Löw hat es zu dessen Bedauern seit der WM keinen Kontakt mehr gegeben. Zuletzt scheiterte ein Versuch, als Löw in London war, aber kein Treffen mit Özil auf dem Gelände seines Klubs FC Arsenal zustandekam.