Eichlers Eurogoals : Müllers spezieller Fan im Himalaya
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Weltfußballer wurde Thomas Müller nicht, ein spezieller Fan hätte es ihm aber gegönnt Bild: dpa
Kaum ist Ronaldo Weltfußballer 2013, bewirbt er sich um den Titel für 2014. Der Ball war schneller als das zulässige Höchsttempo auf der Autobahn. Noch immer wird über die Auszeichnungen der Fifa-Gala debattiert.
Cristiano Ronaldo hat kürzlich Tränen vergossen. Das tat ihm gut. Fünf Tage nach der rührenden Ehrung als Weltfußballer 2013 brauchte er nur elf Spielminuten, um gleich schon wieder zu punkten - für die Wahl zum Weltfußballer 2014. Aus 25 Metern zog er in vollem Lauf mit solcher Wucht ab, dass die einzige Bewegung des gegnerischen Torwarts darin bestand, den Kopf nach links zu drehen und den Ball einschlagen zu sehen.
Ein Fernsehsender errechnete für Ronaldos Schuss eine Geschwindigkeit, die das auf europäischen Autobahnen zulässige Höchsttempo überschritt: 132 km/h. Halt, doch nicht in ganz Europa. In Polen hätte er noch 8 Sachen drauflegen können. Und in Deutschland dürfte Ronaldo natürlich sogar seinen Bugatti Veyron ausfahren.
Es war das erste Tor von Real Madrid auf dem Weg zum lockeren 5:0 beim Tabellenletzten Betis Sevilla. Weil die bisher fast fehlerlos voranschreitenden Konkurrenten FC Barcelona (in Levante) und Atletico Madrid (gegen den FC Sevilla) nur 1:1 spielten, rückte Real bis auf einen Punkt an das Führungs-Duo heran. Wird Ronaldo in diesem Jahr gar mehr gewinnen als nur den Titel des „Weltfußballers“?
Ob einer den Solo-Titel verdient, ohne einen Team-Titel gewonnen zu haben, war eine der heiß diskutierten Fragen, die auch eine Woche nach der Fifa-Gala noch interessant sind. Mancher Kritiker, vor allem aus München und Frankreich, haben die Wahl komplett in Frage gestellt. Nun kann man der Fifa vieles vorwerfen, nicht jedoch den Modus dieser Wahl. Alles verläuft transparent, jede einzelne Stimme wird öffentlich.
So konnte etwa Thomas Müller nachlesen, dass er einen speziellen Fan im Himalaya hat. Dort gab ihm Dorji Khandu, der Trainer der Nationalelf von Bhutan, die Höchstpunktzahl, wertete ihn also als besten Fußballer der Welt. Und Philipp Lahm sah schwarz auf weiß, dass er bei Mosambiks Kapitän Dario Ivan Khan und Israels Trainer Eli Gutman maximal gepunktet hat.
Dass hier die Falschen gewählt hätten, kann man auch nicht behaupten. Wer, wenn nicht die Trainer und Kapitäne der 209 Nationalteams der ganzen Welt und dazu noch einmal knapp 200 Fachjournalisten, soll die nötige Fachkenntnis mitbringen für ein fundiertes Urteil?
Auffällig war, wie gespalten dieses Urteil ausfiel. Sowohl die Trainer als auch die Spieler stimmten deutlich für Ronaldo vor Messi und vor Ribéry – während die Journalisten Ribéry mit 41 Prozent (Ronaldo 31, Messi 28) weit vorn werteten. Als Ribéry zu „Europas Fußballer“ der vergangenen Saison gewählt wurde, war sein Glück vielleicht, dass nur Journalisten abstimmten.
Hat der Franzose etwa ein schlechtes Image bei den eigenen Kollegen? Dagegen spricht, dass er bei der halbjährlichen Umfrage des „Kicker“ unter den Bundesligaprofis sowohl im vergangenen Sommer (mit 29 Prozent) als auch in diesem Winter (mit 56 Prozent) zum besten Feldspieler der Liga gewählt wurde. All das spricht eher dafür, wie groß die Wahrnehmungsunterschiede von individuellen Leistungen im Fußball weltweit sind. Ein Ronaldo oder Messi wird als globales Phänomen wahrgenommen, ein Ribéry nicht.