WM-Ausweichtrikot : Die Farbe der Hoffnung
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Grün und im Design wie in den Neunzigern: das Auswärtstrikot der Fußball-Nationalmannschaft für die WM in Russland. Bild: adidas/dpa
Der deutsche Fußball-Bund hat das Ausweichtrikot für die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland vorgestellt. Es ist eine Reminiszenz an die Vergangenheit. Und es soll Historisches ermöglichen.
Die Neunziger sind endgültig zurück. Was sich bereits bei der Vorstellung des schwarz-weißen Nationaltrikots – eine Reminiszenz an den Dress der Weltmeister von 1990 – angedeutet hatte, findet nun im Ausweichtrikot der DFB-Elf für die Weltmeisterschaft in Russland seine Fortsetzung. Der deutsche Fußball-Bund setzt gemeinsam mit dem Ausrüster auf die Vergangenheit. Und auf die Farbe der Hoffnung. Grün wie einst jenes der WM-Helden von Rom ist das an diesem Dienstag vorgestellte Oberteil geworden, das am Freitag beim Länderspiel in Düsseldorf gegen Spanien (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker und in der ARD) erstmals zum Einsatz kommen soll.
Jonas Hector, Thomas Müller und Mesut Özil werden dann die Spieler heißen, die im fast gleichen Design auf dem Feld stehen werden wie Lothar Matthäus, Rudi Völler oder Jürgen Klinsmann vor 28 Jahren, als Deutschland im Halbfinale die Engländer im Elfmeterschießen 4:2 besiegte und anschließend gegen Argentinien zum dritten Mal Weltmeister wurde.
Spielplan der Fußball-WM 2018 in Russland
Das zumindest farblich noch schlicht gehaltene Haupt-Trikot der deutschen Fußballer kam gut an bei den Fans, die es honorierten, dass die Kreativabteilung des Sportartikelherstellers „adidas“ auf die schwarz-rot-goldenen Akzente des Pendants aus den Neunzigern verzichtet hatte. Ob die Begeisterung nun auch für das grüne Ausweichdress gilt, das fast ausschließlich auf die damaligen Linien und Muster setzt, ohne diese zeitgemäß weiterzuentwickeln, bleibt abzuwarten.
„Unsere Heimfarben werden immer Weiß und Schwarz bleiben, aber ich denke: Wenn wir auswärts so auftreten, müssen wir uns auch nicht verstecken“, sagt Mittelfeldspieler Julian Draxler derweil. Und auch Verteidiger Mats Hummels vom FC Bayern München sieht im neuen Dress „Vielversprechendes“. Seit einigen Jahren ist der DFB mutiger geworden in der Gestaltung der Nationaltrikots. Zur Europameisterschaft 2016 traten die deutschen Fußballer unter anderem in einer an Camouflage erinnernden Optik an. 2014 trugen die Spieler beim 7:1-Triumph über Brasilien im WM-Halbfinale, wo sie den Grundstein für den vierten Titelgewinn wenige Tage später abermals gegen Argentinien legten, rot-schwarz gestreiften Hemden.
Nun jedoch ein Blick in die Vergangenheit statt einem Schritt in die Zukunft. Schon 2012 präsentierte der DFB für die Europameisterschaft grüne Ausweichtrikots, damals noch in deutlich kräftigerem Ton. Die Farbe hat eine lange Tradition im deutschen Fußball-Bund: 1954 – beim „Wunder von Bern“, dem ersten deutschen WM-Gewinn überhaupt – trug die Mannschaft von Sepp Herberger um Helmut Rahn und Fritz Walter im Turnierverlauf teilweise Grün. 1974, liefen Spieler wie Gerd Müller und Franz Beckenbauer bei der Heim-Meisterschaft in einem Vorrundenspiel gegen Australien in grünen Leibchen auf. Damals wurde Deutschland zum zweiten Mal die beste Mannschaft der Welt. Nur eines ihrer acht Endspiele haben sie bislang in Grün bestritten. 1986 verloren die Deutschen im Ausweichtrikot mit 2:3. Der Gegner? Argentinien.
In diesem Jahr soll nun Historisches gelingen. Jogi Löw will mit seiner Mannschaft in Russland abermals Weltmeister werden. Am 17. Juni beginnt das Turnier für die DFB-Auswahl in Luschniki gegen Mexiko, sechs Tage später wartet Schweden und zum Abschluss der Gruppenphase kommt es zum Aufeinandertreffen mit Südkorea. Noch nie konnte ein deutsches Team seinen WM-Titel verteidigen. Deshalb passt die Farbe der Hoffnung so gut.