Fan-Liebling beim DFB : Rudi Völler lässt sich in die Pflicht nehmen
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Noch einmal durchatmen, und dann mit voller Kraft in die neue Aufgabe: Rudi Völler beim DFB Bild: dpa
Die Not ist groß im deutschen Fußball. Deshalb greift der Verband auf ein Idol aus der Vergangenheit zurück. Rudi Völler soll Nationalmannschaft und Fans wieder versöhnen.
Kaum in Rente gegangen, ist Rudi Völler schon wieder da. Der frühere Nationalstürmer (Weltmeister 1990), DFB-Teamchef (WM-Zweiter 2002) und langjährige Fußballboss von Bayer Leverkusen lässt Freunde nicht im Stich. Deshalb hat er die ihm vom Deutschen Fußball-Bund angediente Aufgabe übernommen, die Nationalmannschaft für die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land auf Erfolg zu trimmen.
Den Titel „Direktor“ hat der 62 Jahre alte Hesse von seinem Vorgänger übernommen. Aber anders als von Oliver Bierhoff wird von Völler nicht erwartet, die Richtlinienkompetenz auszuüben oder mit weitgreifenden Konzepten und Strategien die Zukunft zu gestalten. Völler soll nur tun, wofür er wie kein Zweiter geschaffen ist: zum einen, mit seinem gesunden Fußball-Verstand, seiner Erfahrung und seinen Instinkten Bundestrainer Hansi Flick und die Nationalspieler beraten und unterstützen. Und zum anderen, was fast noch wichtiger ist: mit seiner außergewöhnlichen Beliebtheit, seiner Bodenständigkeit und Authentizität die Nationalelf wieder im Herzen des deutschen Fußball-Volkes zu verankern.
Was Völler tun – und nicht tun wird
Die Entfremdung, die durch die Misserfolge der vergangenen Turniere und durch die aufgesetzt wirkenden Vermarktungs-Maßnahmen Bierhoffs entstanden ist, hat der DFB erst in dieser Woche unfreiwillig dokumentiert. Der Verband meldete, dass die Fans den Treffer von Niclas Füllkrug bei der WM zum 1:1 gegen Spanien zum Nationalmannschaftstor des Jahres gewählt hätten. Dann folgte die absolute Zahl: Der Bremer Stürmer konnte 2500 von gerade mal 5000 abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen.
Völler wird bis zur EM keinen vermeintlich werbewirksamen Übernamen für die Nationalelf etablieren, wie es Bierhoff mit dem Begriff „die Mannschaft“ tat, der dann nur als anmaßend empfunden wurde. Völler wird keine Vorschläge unterbreiten, mit welchen technischen Hilfsmitteln die letzten Zehntelprozentpunkte an Leistungsfähigkeit aus den Spielern herausgekitzelt werden könnten. Völler wird mit seiner jovialen Art und seiner Integrität eine Wohlfühlatmosphäre für das Team schaffen und Trainer Flick eine Resonanzfläche für dessen sportliche Ideen bieten.
Das Wohlwollen der Fans ist der Nationalmannschaft durch Völler bis zum Anpfiff des ersten EM-Spiels sicher. Weil der neue Direktor einer der Ihren ist. Nicht nur, weil sie ihn dazu gemacht haben, wie es sein Spitzname „Tante Käthe“ und sein Erkennungslied „Es gibt nur ein’ Rudi Völler“ ausdrücken. Bei der Trauerfeier des Fußball-Idols Hermann Nuber sprach er dem Fußball-Volk mal wieder aus dem Herzen: „Nubers Leidensfähigkeit haben bei der WM in Qatar nicht alle Mannschaften vorgelebt.“ Dass er die DFB-Auswahl meinte, war allen klar.