Zwei Gegentore in neun Minuten : Flicks Elf zahlt Lehrgeld
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Nicht zufrieden: Bundestrainer Hansi Flick Bild: EPA
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird in der ersten halben Stunde von ihrem Gegner aus Belgien vorgeführt, kämpft sich danach durch Füllkrug und Gnabry heran – verliert aber dennoch.
Als Emre Can neben der Ersatzbank eilig sein Trainingsshirt auszog, war klar: Es herrschte Alarmstufe Rot beim deutschen Team. 28 Minuten waren da gerade einmal gespielt, doch weil die Nationalmannschaft 0:2 zurücklag gegen Belgien und froh sein musste, dass es nur zwei Gegentore waren, bestand akuter Handlungsbedarf für Hansi Flick.
Doch das war noch nicht alles. Noch bevor Can den Platz betreten konnte, sank Leon Goretzka auf denselben. Er war nicht derjenige, der eigentlich ausgewechselt werden sollte, nun bekam auch noch Lukas Nmecha einen Eilauftrag vom Bundestrainer. Goretzka signalisierte: Er wollte es noch einmal probieren, aber es hatte keinen Zweck. Can also kam für Florian Wirtz, Nmecha für Goretzka, der immerhin später an diesem Dienstagabend Entwarnung geben sollte: Er sei zuversichtlich, für das Bundesliga-Topspiel seines FC Bayern gegen Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) wieder fit zu sein. „Mein Gefühl ist gut. Ich bin umgeknickt, weil ich den Ball gegen die Fußspitze bekommen habe. Aber es sollte schon reichen bis Samstag.“
Doch zu diesem Zeitpunkt herrschten Entsetzen und Aufruhr im Kölner Stadion, das deutsche Team war rundum ein Sorgenfall. Doch immerhin: In der guten Stunde danach wurde es noch einmal deutlich besser, noch vor der Pause verkürzte Niclas Füllkrug mit einem verwandelten Handelfmeter (44. Minute) nach den frühen Treffern von Yannick Carrasco (6.) und Lukaku (9.) für das von Domenico Tedesco trainierte und bis dahin bestens eingestellte belgische Team.
Löchrig im Zentrum, entblößt auf den Seiten
Und in der zweiten Hälfte versuchte Flicks Mannschaft alles gegen nun seltsam lethargische Belgier und kam einige Male dem Ausgleich nahe. Doch dann genügte ein einziger gut ausgespielter Angriff gegen das aufgerückte deutsche Team zum dritten Treffer, diesmal durch Kevin De Bruyne (78.). Mit dem 1:3 schien neben der Spannung auch die Energie des insgesamt wohlwollenden Publikums verfolgen, ehe Serge Gnabry noch einmal für eine Zündung (87.) sorgte. Dabei aber blieb es.
Dem Aufbäumen nach der Pause zum Trotz: So wird sich Flick diesen Versuchsabschnitt auf dem Weg zur Heim-EM 2024, den Sportdirektor Rudi Völler wegen einer Nierenkolik verpasste, nicht vorgestellt haben. Der Abend begann aus deutscher Sicht wie ein Albtraum. Gerade noch war die Mannschaft freundlich empfangen worden, Anfeuerungsrufe schallten von den Rängen, und Goretzka spielte einen vielversprechenden Ball auf Gnabry.
Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf. Von der eigenen Eckfahne spielten die Belgier einen langen Ball, danach ging es ganz schnell, über Lukaku kam der Ball zu De Bruyne, der sah auf der linken Seite Carrasco und sehr viel Raum, Marius Wolf war weit in die Mitte aufgerückt, der Versuch, Carrasco noch zu stellen, missriet gründlich, der belgische Angreifer wusste, was und wohin er wollte, nach innen, beste Schussposition – 0:1.
Nur drei Minuten später schienen die Deutschen den Ball im Zentrum schon unter Kontrolle zu haben, aber das täuschte, es fehlte an Klarheit und Konsequenz, Nutznießer war wieder De Bruyne, der diesmal Lukaku in Szene setzte – 0:2. Und die Deutschen mussten froh sein, dass es nicht noch schlimmer kam.