Rückkehr nach WM-Tränen : Eine neue Rolle für den stolzen Ronaldo
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Stolz und treffsicher: Cristiano Ronaldo spielt weiter für Portugal. Bild: Reuters
Von der WM-Bühne verabschiedete er sich mit Tränen. Nun spielt Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien – und weiter für Portugal. Im Nationalteam, für das er doppelt trifft, ist aber nicht alles wie immer.
Für zwei kurze Momente war er dann doch wieder ganz der Alte. In der 51. Minute verwandelte Cristiano Ronaldo einen Elfmeter souverän ins linke Eck. In der 63. Minute sorgte er mit einem trocken verwandelten Freistoß für den 4:0-Endstand gegen Liechtenstein. Beide Male jubelte die gesamte Arena in Lissabon mit ihm, beide Male war Portugals Altstar die Erleichterung im Gesicht abzulesen.
„Es ist so ein gutes Gefühl, wieder für unsere Seleção zu spielen und Tore zu erzielen“, schrieb der 38-Jährige im Anschluss an das EM-Qualifikationsspiel auf Instagram. Einen Weltrekord hatte er an diesem Donnerstagabend dann auch noch aufgestellt. 197 Länderspiele stehen nun in Ronaldos Bilanz – kein Spieler auf der Welt ist jemals öfter für eine Nationalmannschaft aufgelaufen. Darauf sei er „stolz“, schrieb der Star vom saudischen Klub Al Nassr weiter. Alles wie immer also? Nein.
„Das bedeutet alles für mich“
Denn bis auf seine beiden Standardtore war der Angreifer gegen den krassen Außenseiter kaum in Erscheinung getreten. Einen Mehrwert kann der Routinier seiner Mannschaft immer noch liefern. Aber seine Rolle verändert sich. In der 78. Minute wechselte der neue Trainer Roberto Martínez ihn aus, Ronaldo akzeptierte die Entscheidung ohne zu zögern. Gonçalo Ramos kam ins Spiel, der 21-Jährige hatte Ronaldo seinen zuvor unangefochtenen Stammplatz schon bei der WM in Qatar abgenommen.
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird man sehen, wie Ronaldo mit seinem neuen Status umgeht. Martínez hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass er weiter auf ihn und seine große Erfahrung setzt. Es wäre aber auch keine Überraschung, wenn der Spanier ihn im nächsten Spiel in Luxemburg am Sonntag erst mal draußen lässt – und Ramos von Beginn an stürmen lässt. Wie sich Ronaldo dann verhalten würde, muss sich erst noch zeigen.
Englands alleiniger Rekordtorschütze Harry Kane hat derweil seinen Frust nach der Fußball-WM direkt im ersten folgenden Pflichtspiel bestmöglich verarbeitet. Sein 54. Tor, mit dem er beim 2:1 bei Italien am Donnerstagabend endgültig an Wayne Rooney vorbeizog, überwältigte den 29 Jahre alten Mittelstürmer von Tottenham Hotspur. „Das bedeutet alles für mich.“
Er habe in Neapel „einen magischen Moment“ erlebt. „Es musste ein Elfmeter sein und als der Ball im Netz einschlug, waren das riesige Emotionen für mich“, sagte Kane. Bei der WM im Dezember hatte er im Viertelfinale noch einen Elfmeter gegen Frankreich verschossen, die Three Lions schieden daraufhin mit 1:2 aus.
„Kane ist eine England-Legende“
In der Kabine präsentierte die Mannschaft ein Trikot mit der Nummer 54 und dem Namen „Rekordbrecher“, dazu erhielt Kane ein großes eingerahmtes Foto mit Erinnerungen. Rooney, dessen bisheriger Rekord von 53 Treffern nun Geschichte ist, schrieb: „Ich wusste, dass es nicht lange dauern würde, aber das ging wirklich schnell. Großartiger Mann, unglaublicher Torjäger und eine England-Legende.“
Auch Cheftrainer Gareth Southgate war von seinem Führungsspieler begeistert. „Dass er den Rekord angesichts der jüngsten Geschichte so gebrochen hat, ist ein Zeichen seiner Charakterstärke und Mentalität“, lobte Southgate. Kane und England spielten bei der WM 2018 (Halbfinale), der EM 2021 (Finale) und der WM 2022 (Viertelfinale) starke Turniere, warten aber noch immer auf den ersten Titel seit 1966. Der Auftaktsieg in Italien war ein erster Schritt in Richtung EM 2024 in Deutschland.