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Erstes Spiel in Saudi-Arabien : Zirkusnummer mit Cristiano Ronaldo

Fröhliches Wiedersehen: Nicht nur PSG-Profi Kylian Mbappé (links) begrüßte Cristiano Ronaldo herzlich. Bild: AFP

Ausgerechnet gegen seinen großen Widersacher Lionel Messi spielte Cristiano Ronaldo bei seinem ersten Auftritt in der neuen fußballerischen Heimat. Die Partie bot durchaus Anlass für Spott.

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          Von einem „Ticket jenseits aller Vorstellungskraft“ schrieb der glückliche Käufer, der saudische Geschäftsmann Mushref al-Ghamdi, auf Twitter. Das traf am ehesten auf den Preis zu: umgerechnet rund 2,5 Millionen Euro für ein Freundschaftsspiel. Am Donnerstag trat Cristiano Ronaldo gegen seine Nemesis, Neu-Weltmeister Lionel Messi, an. In einem Stadion mit Zweitligakapazität im Westen der saudischen Hauptstadt Riad. Ronaldo in einer saudischen Vereinsauswahl, Messi mit Paris St. Germain.

          Christoph Ehrhardt
          Korrespondent für die arabischen Länder mit Sitz in Beirut.

          Mit seinem VIP-Ticket hatte al-Ghamdi im Zuge einer Wohltätigkeitsauktion immerhin den Zugang zu den Umkleidekabinen erworben. Es war das erste Mal, dass Ronaldo auf saudischem Rasen auftreten würde, seit er beim Hauptstadtklub Al-Nassr einen Vertrag bis Mitte 2025 unterzeichnet hatte, der ihm umgerechnet mehr als 200 Millionen Euro einbringen soll.

          Es hätte schlimmer kommen können für Ronaldo

          Das Spiel am Donnerstag bot auch Anlass zum Spott für den alternden Weltstar, der von Al-Nassr mit königlichem Pomp als „größter Athlet der Welt“ vorgestellt worden war und in aller Unbescheidenheit verkündet hatte, er, Cristiano Ronaldo, sei einer, der in Europa alles erreicht habe und jetzt eine neue Herausforderung suche.

          Das klang etwas merkwürdig angesichts der vielen Berichte, er wäre lieber bei einem Klub gelandet, mit dem er in Europa noch etwas hätte erreichen können. So wie Messi eben oder Kylian Mbappé, der ebenfalls für PSG auf dem Platz stand. Für beide schien der Kick sportlich keine große Sache zu sein. Der britische „Mirror“ verglich das Spiel mit dem „Besuch der Harlem Globetrotters“, einer Basketball-Zirkusmannschaft.

          Es hätte natürlich schlimmer kommen können für Ronaldo. Die saudische Liga ist eine der Ligen am Golf, der man noch am wenigsten vorhalten kann, eine Operettenliga zu sein. Die Bevölkerung des Königreiches ist jung, vergnügungshungrig – und fußballbegeistert. Es gibt eine lautstarke Fankultur, sogar einen „Clasico“.

          Der hat allerdings nichts mit Ronaldos neuem Verein zu tun, sondern wird zwischen Al-Ittihad aus der Küstenstadt Dschidda und Al-Hilal aus Riad ausgetragen. Letzterer Verein fusionierte für das Spektakel-Spiel gegen PSG mit der Mannschaft des Portugiesen, obwohl beide Klubs eigentlich in einer fußballtypischen Stadtrivalität miteinander verbunden sind. Zumindest in dieser Hinsicht konnte Ronaldo ein kleines saudisches Fußballwunder bewirken.

          Menschenrechtler beließen es nicht bei Spitzen, die auf den fußballerischen Bedeutungsverlust Ronaldos anspielten. Sie kritisierten das Freundschaftsspiel als „Sportswashing“-Event, mit dem das autoritär geführte Königreich seine Menschenrechtslage übertünche. Al-Nassr hatte dementiert, dass Ronaldo als Anschlussaufgabe Saudi-Arabiens WM-Bewerbung für das Jahr 2030 unterstützen soll, die das Land in einem bemerkenswerten Zusammenschluss mit Ägypten und Griechenland betreibt.

          Messi ist schon Tourismusbotschafter für das Land, was auch bemerkenswert ist, weil sein Arbeitgeber in der Hand des schwerreichen Emirats Qatar ist und beide Länder sich lange Zeit so grün waren wie Ronaldo und Messi. Auch wenn die völkerverbindende Kraft des Fußballs im Zuge der WM in Qatar augenscheinlich auf die beiden Länder ausgestrahlt hatte – vor ein paar Jahren wäre PSG kaum in Riad zu einem Freundschaftsspiel angetreten. Das endete übrigens 5:4 für Paris.

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