Farce in Portugals Fußballliga : „Eine Schande!“
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Der Schiedsrichter erklärt den verbliebenen Spielern den Abbruch der Partie. Bild: EPA
Wegen eines Corona-Ausbruchs muss Belenenses Lissabon mit neun Fußballspielern antreten. Im Duell mit Benfica geht alles schief. Beim Stand von 0:7 wird die Partie abgebrochen. Die Fans sind empört.
„Schande!“ Unmittelbar nach dem portugiesischen Erstligaspiel zwischen Belenenses SAD und Benfica Lissabon sprachen Vereinspräsidenten, Spieler, Fußballkommentatoren und Gewerkschaftsfunktionäre ein Wort aus, das allen bereits auf der Zunge lag, als die Mannschaften den Rasen des Nationalstadions in Lissabon betreten hatten.
In roten Hemden elf Stars und Sternchen des Lissabonner Rekordmeisters. Und in den blauen Trikots neun Spieler des ehemaligen Stadtrivalen Belenenses, darunter ein Ersatztorhüter, der als Feldspieler auf dem Platz stand. Ein Coronavirus-Ausbruch hatte das Team stark dezimiert, das wegen chronischer Finanzprobleme bereits zu Beginn der Saison mit einem dünnen Kader gestartet war.
Das Spiel gegen Benfica war quasi nach einer Spielminute entschieden: Ein Eigentor leitete Benficas Torfestival ein. 0:7 stand es zur Halbzeit. Nur sieben Belenenses-Spieler kamen danach auf das Feld zurück. Als sich in der 48. Minute einer der verbliebenen Fußballer mit den blauen Trikots verletzte, war Schluss – Abbruch. Denn mit nur einem halben Dutzend Spielern darf laut Regelwerk kein Team ein offizielles Fußballspiel bestreiten.
Erbärmlicher Zustand
Belenenses-Präsident Rui Pedro Soares war angesichts des erbärmlichen Zustandes seines Vereins schon zur Halbzeit mit feuchten Augen gesichtet worden. Doch für eine Reihe von Beobachtern waren das nichts anderes als Krokodilstränen.
Am Morgen des Spiels hatte Belenenses bereits 17 Corona-Infizierte gezählt und der Präsident in einer Video-Pressekonferenz trotzdem gesagt, dass er keine Spielverlegung beantragen werde. Nach dem unrühmlichen Ende der Begegnung beschuldigte Soares die Ligaverantwortlichen und Gesundheitsbehörden, sie hätten einen Spielabbruch abgelehnt.
Wer wirklich Schuld an der Austragung des Spiels hatte, werden Untersuchungen zeigen, die unter anderem die Profifußballer-Gewerkschaft einleiten will. Für den Traditionsklub Belenenses, der in den 1940er Jahren die Meisterschaft gewann und den portugiesischen Fußball mitprägte, ist das Trauerspiel vom Samstagabend ein weiteres Indiz für den freien Fall in die Bedeutungslosigkeit.
Mehrere Belenenses-Spieler teilten derweil auf Instagram ein schwarz-weißes Teamfoto. „Fußball hat nur dann Farbe, wenn es einen Wettbewerb gibt“, schrieben sie im Stile einer Traueranzeige, „heute hat der Fußball seine Farbe verloren.“