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Aufregung bei Chelsea-Spiel : Darum eskalierte der Streit von Tuchel mit Conte

Gar nicht einer Meinung: Thomas Tuchel (links) und Antonio Conte Bild: Action Images via Reuters

Wie Pubertierende auf dem Schulhof gehen Thomas Tuchel und Antonio Conte aufeinander los. Die Aufregung ist groß. Danach erklären die Trainer, wie es überhaupt zu dem skurrilen Duell nach Abpfiff kam.

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          Im altehrwürdigen Stadion Stamford Bridge im Londoner Stadtteil Fulham ist nicht viel Platz. Das gilt sowohl außerhalb als auch innerhalb. Eine Bahnlinie direkt hinter der Tribüne und Gebäude an den anderen Seiten setzen einem geplanten Aus-, Um- oder Neubau enge Grenzen. Und im Stadion, das schon im Jahr 1877 eröffnet und seitdem immer mal wieder renoviert wurde, müssen alle bei den Spielen des Chelsea Football Club ein wenig zusammenrücken. Das gilt auch für die Spieler und Trainer. Ausreichend Platz wie in den neuen Arenen gibt es an der Fulham Road nicht.

          Tobias Rabe
          Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

          So sind auch die Plätze für die Ersatzspieler und Betreuer eng gefasst und in die Zuschauertribüne eingelassen. Man kommt sich also schon mal näher als manchem guttut. Das gilt auch und vor allem für die Trainer, deren Coachingzonen zwar in der Theorie abgegrenzt sind, die diese weißen Linien auf dem Rasen im Eifer des Gefechts aber bisweilen lediglich als leicht zu übertretene Hindernisse ansehen. Und so kommt es eben nicht nur zum Austausch von verbalen Giftpfeilen, ab und zu gehen die Trainer auch in den direkten Zweikampf mit dem unliebsamen Nachbarn auf Zeit.

          Legendär ist die Fehde zwischen José Mourinho, seinerzeit „The Special One“ in seiner zweiten Zeit bei Chelsea, und Arsène Wenger, Coach beim Stadtrivalen Arsenal. Sie hatte ein langes Vorspiel, im Oktober 2014 entlud sich der Streit dann vor den Augen der Fans im Stadion und für Millionen TV-Zuschauer. Nach einem heftigen Foul an der Seitenlinie schimpften beide erst vor sich hin, ehe sie sich näherkamen. Wenger meckerte Richtung Mourinho, der meckerte zurück, deutete, dass der Kollege weggehen solle, Wenger schubste, Mourinho schubste zurück – es war wie auf dem Schulhof.

          Die Rangelei der angegrauten Fußballlehrer hatte seinerzeit zumindest noch ein wenig Stil. Beide standen im Anzug voreinander, Wengers rote Krawatte flog bei seinem Angriff auf Mourinho wild durch die Luft, ehe der vierte Offizielle die Streithähne trennte und der Schiedsrichter mahnende Worte sprach. Das beruhigte die Lage nur temporär. Die uralte Streitfrage, wer denn eigentlich angefangen habe, wurde munter weiterdebattiert. Inzwischen ist Wenger kein Trainer mehr, Mourinho versucht sich mit seinen Polemiken mal mehr, mal weniger erfolgreich in Italien.

          Von dort kam Antonio Conte nach England. Zwischen 2016 und 2018 trainierte er den FC Chelsea, ging zurück in die Heimat und ist seit gut einem Jahr zurück auf der Insel bei Tottenham Hotspur. Er kennt sich also aus an der Stamford Bridge und den beengten Verhältnissen dort, die vor allem zum Problem werden, wenn es richtig emotional zugeht. So war es auch am späten Sonntagnachmittag. Thomas Tuchels Chelsea traf auf Contes Tottenham. Kalidou Koulibaly traf in der 19. Minute zum 1:0 für Chelsea, der frühere Bayern-Profi Pierre Emile Højbjerg sorgte für das 1:1 (68.). So weit, so normal.

          Als Reece James in der 77. Minute die abermalige Führung für Chelsea erzielte, hüpfte und sprintete Tuchel jubelnd die Seitenlinie entlang – genau durch das Sichtfeld von Conte. Doch die Schlusspointe auf dem Rasen sollte noch folgen. In der sechsten Minute der Nachspielzeit glich Harry Kane aus für die Spurs – 2:2. Wenig später war Schluss, doch dann ging es erst richtig los. Traditionell geben sich die Trainer in der Premier League nach dem Spiel zuerst die Hand. So schien es auch bei Tuchel und Conte. Beide streckten ihre Hand aus, gingen aneinander vorbei, doch kamen nicht voneinander los.

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