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Torwart-Fehler in Madrid : „Bayern-Aus wird man immer mit Ulreich verbinden“

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Da ist es schon zu spät: Ulreich am Boden, Benzema stürmt vorbei und trifft. Bild: dpa

Nach den starken Leistungen als Vertreter von Manuel Neuer wurde über eine WM-Nominierung von Sven Ulreich spekuliert. Dann patzte er beim Bayern-Aus in Madrid. Nun spricht Bundes-Torwarttrainer Andreas Köpke.

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          Bundes-Torwarttrainer Andreas Köpke hat vor überzogener Kritik an Bayern-Keeper Sven Ulreich nach dessen Patzer im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid gewarnt. „Es ist unfair, seine Leistung der ganzen Saison an so etwas festzumachen“, wird der frühere Fußball-Nationaltorhüter in der „Bild“-Zeitung (Donnerstag) zitiert. Ulreich hatte beim Aus der Münchner in Madrid mit seinem Fehler das zwischenzeitliche 1:2 verschuldet. Trainer Jupp Heynckes sprach danach von einem „Blackout“ des Stellvertreters von Manuel Neuer.

          „Ulreich hat vorher gut gehalten. Deshalb tut er mir auch leid“, sagte Köpke. Der Bundes-Torwarttrainer fügte aber auch hinzu: „Das Bayern-Ausscheiden wird man immer mit ihm verbinden.“ Der deutsche Rekordmeister hatte durch das 2:2 in Madrid nach dem 1:2 im Hinspiel den Sprung ins Finale der Königsklasse unglücklich verpasst. „Bei der Bewältigung dieser Szene kann dir keiner helfen. Das musst du für dich ausmachen. Aber ich bin mir sicher, er wird das schaffen“, sagte Köpke. Ulreich hatte in dieser Saison den verletzten Neuer mit zuletzt oft starken Leistungen vertreten. Daher war sogar über eine mögliche WM-Nominierung des 29-Jährigen spekuliert worden.

          Ulreich saß am Dienstagabend nach dem Spiel einsam auf dem Rasen des Estadio Santiago Bernabéu. Weit und breit war kein anderer Spieler in der Bayern-Hälfte. Der 29-Jährige erinnerte mit seiner Pose nach dem Schlusspfiff des Halbfinal-Rückspiels gegen Real Madrid an Oliver Kahn. Der Bayern-„Titan“ kauerte nach dem WM-Finale 2002, als er die Niederlage gegen Brasilien mit einem Fehler einleitete, ebenfalls so am Boden. Auch Kahn saß vor 16 Jahren im japanischen Yokohama mit um die Knie geschlungenen Armen am Torpfosten lehnend am Boden.

          Neuer-Vertreter Ulreich schockte mit seinem Patzer vor dem 1:2 den FC Bayern beim Sturmlauf Richtung Champions-League-Endspiel. „Man kann einfach sagen, Sven hat einen Blackout gehabt“, sagte Heynckes nach dem dramatischen Aus beim 2:2 gegen Titelverteidiger Real Madrid. Ulreich selbst entschuldigte sich am Tag nach dem Ausscheiden via Instagram bei seinen Teamkollegen für den „unnötigen Fehler“. „Ich kann es mir nicht erklären. Es tut mir leid... für mein Team und für euch Fans.“

          Mit leerem Blick saß der Torhüter am späten Dienstagabend an der Seite von Kapitän Thomas Müller beim nächtlichen Bankett im Mannschaftshotel und sah noch deprimierter als die Kollegen am Spielertisch aus. „Fehler passieren, es macht keiner einen Vorwurf“, sagte Müller. „Wir hätten den Fehler auch egalisieren können.“ In der dramatischen Schlussphase hoffte der frühere Stuttgarter Ulreich bis zur letzten Sekunde der Nachspielzeit vergeblich, das sein Aussetzer nach einem schlampigen Rückpass von Corentin Tolisso doch folgenlos bleiben würde. „Im ersten Moment habe ich den Eindruck gehabt, dass er den Ball mit den Händen aufnehmen wollte und dann gemerkt hat, das geht ja gar nicht. Dann ist er konfus geworden“, beschrieb Heynckes die Schlüsselszene im Halbfinal-Rückspiel, die Karim Benzema mit dem zweiten Real-Treffer des Abends bestrafte. „Das ist sehr bitter für den Spieler und natürlich auch für meine Mannschaft. Aber wir haben ja trotzdem noch Chancen gehabt und das Quäntchen Glück fehlte.“

          Dazu erwischte auch noch ausgerechnet Ulreichs Gegenüber Keylor Navas einen großartigen Tag. „Wir haben Navas und sind sehr zufrieden mit ihm. Spieler und Torwart - in großen Spielen müssen sie da sein. In der zweiten Halbzeit hat er uns mit seinen Paraden sehr viel gegeben“, sagte Real-Coach Zinedine Zidane. Auch Heynckes lobte den Schlussmann aus Costa Rica. „Der gegnerische Torwart hat heute wirklich mitgespielt“, sagte Heynckes. Ulreich, der zur Doping-Kontrolle musste und auch deshalb wortlos aus dem Stadion verschwand, habe trotzdem „eine ganz tolle Saison gespielt“, wie Heynckes hervorhob. Aber einen Manuel Neuer kann er eben dann doch nicht komplett ersetzen. „Wir spielen die ganze Saison ohne den besten Torwart der Welt“, erinnerte Weltmeister Mats Hummels in den Stadionkatakomben, in die die Siegesgesänge der Real-Fans schallten.

          Ausgerechnet in dem Strafraum, in dem Neuer sich vor einem Jahr den Mittelfuß brach, erlebte nun Ulreich seinen Alptraum. Wenigstens neigt sich die Leidenszeit von Neuer dem Ende zu. Drei Spiele haben die Bayern noch in dieser Saison. In der Liga gegen Köln und Stuttgart, dazu steht zum Abschluss das Pokalfinale gegen Frankfurt an. Wann der Weltmeister sein Comeback gibt, ist weiterhin offen. „Das ist ein Plan oder Geheimplan zwischen Jupp und Manuel“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Beim Kampf um den DFB-Pokal am 19. Mai in Berlin würde allerdings Ulreich nur zu gerne mit Glanzparaden und dem „Pott“ ein versöhnliches Saisonende erleben.

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