Fußball-Weltverband : Maradonas Propaganda für die Mächtigen
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Bei der Fifa fühlt sich Diego Maradona (links) wohl – wie hier bei einer Gala im Januar 2017 in Zürich mit Moderatorin Eva Longoria. Bild: AFP
Diego Maradona beeinflusste die Massen in Buenos Aires, Caracas und Havanna. Nun macht er für die Fifa Stimmung. Dafür ist ihm kein Weg zu weit – und keine ethische Hemmschwelle zu hoch.
Einen kleinen Satz nur, vielleicht nur ein einziges Wort wollte der Reporter vom Fußball-Jahrhundertspieler Diego Maradona aufschnappen. Real Madrid spielt gegen den SSC Neapel in der Champions League. Und kein Verein in Europa steht so sehr für Maradona wie der Klub aus Süditalien, der noch heute dessen Stempel in seiner fußballerischen DNA trägt. Doch der Argentinier machte dem ungebetenen Gast im Flur eines Hotels in Madrid schnell deutlich, was er von diesem Vorhaben hielt: „Du hast kein Zimmer in diesem Hotel, also hast du hier nichts verloren“, raunte Maradona und schickte gleich noch eine Drohung hinterher: Wenn ein Diego Maradona zuschlage, dann sei die Nase schnell gebrochen.
Drei Wochen ist dieser Auftritt her – an diesem Dienstag (20.45 Uhr / Live bei Sky und im Champions-League-Ticker bei FAZ.NET) kommt es nach Reals 3:1-Heimsieg zum Rückspiel in Neapel –, verbreitet wurde er durch ein Handyvideo im Internet. Garniert mit einer Auseinandersetzung mit seiner aktuellen Lebensgefährtin Rocio Oliva, die laut Medienberichten frühmorgens im Hotel die Rezeption um Hilfe rief. Es war wieder einmal sehr laut geworden in Maradonas Zimmer. Alles Quatsch, nichts passiert, beteuerte dieser und holte zur Medienschelte aus: Die schreiben sowieso, was sie wollen, erklärte er am nächsten Tag.
Auch seine neue Funktion beim Internationalen Fußballverband (Fifa) scheint Maradona im Umgang mit dem Rest der Welt nicht sonderlich zu beeinflussen. Seit Mitte Februar ist der Sechsundfünfzigjährige als eine Art Berater für die Fifa tätig. Dessen Präsident Gianni Infantino hat Maradona damit herausgeholt aus einem Schwebezustand – mit dem Lebensmittelpunkt in einem Luxusapartment in Dubai. Dort unterschrieb Maradona nach seinem Aus als Trainer bei der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft nach der WM 2010 einen Zwei-Jahres-Vertrag als Trainer bei Al-Wasl, auch diese Trainerstation endete vorzeitig. Danach machte ihn der Golfstaat zum Sportbotschafter der Emirate, der Vertrag wurde mehrmals verlängert. Über die finanziellen Zuwendungen gibt es keine Angaben, argentinische Medien spekulieren über ein Jahressalär von rund fünf Millionen Dollar. Zu seinen Aufgaben gehören repräsentative Auftritte rund um die Tennis-, Golf- und Reitsportevents in Dubai.
Maradona ist das Gegenteil einer ehrlichen Werbefigur
Eine Funktion die zwar gut bezahlt, aber auf Dauer nicht wirklich ausfüllend ist. Entsprechend begeistert fällt nun Maradonas Reaktion aus: „Jetzt ist es offiziell: Endlich kann ich mir einen Lebenstraum erfüllen und an der Seite von Menschen, die den Fußball wirklich lieben, für eine saubere und transparente Fifa arbeiten“, schrieb der Argentinier, als die Kooperation zwischen ihm und dem mächtigsten Sportverband der Welt bekannt wurde. Dabei ist Maradona das genaue Gegenteil von dem, wofür ethische Grundsätze stehen: Ein überführter Doping-Sünder, ein Steuerhinterzieher, einer, der auf Journalisten schießt und bei seinem größten sportlichen Erfolg mit einem üblen Trick zu Werke ging: Mit der „Hand Gottes“ erzielte er 1986 im WM-Viertelfinale gegen England das 1:0. Wenig später wurde Argentinien Weltmeister und aus Maradona eine lebende Legende. In Europa rümpften sie die Nase, in Lateinamerika aber lieben sie ihn für diese verschmitzte Art.