Ronaldo, Messi und Co. : Warum die Gehälter der Fußballstars explodieren
- -Aktualisiert am
Glamour, Euros und Trophäen: Cristiano Ronaldo ist ein Großverdiener des Fußballs Bild: dpa
Vor fünf Jahren lagen die Einkünfte der Topstars noch etwa bei der Hälfte. Inzwischen verdienen die Hauptdarsteller des Fußballs so viel wie die Stars in Hollywood. Dafür gibt es gute Gründe.
Die Gehälter der Fußballstars und ihre Einnahmen aus der Vermarktung werden in den nächsten Jahren immer weiter in die Höhe schießen. Hauptgrund ist die rasant steigende Nachfrage des Unterhaltungsprodukts. Das große Publikumsinteresse, sich bei den Übertragungsrechten überbietende Medienkonzerne, die fortschreitende Internationalisierung der Großklubs und ihre Wandlung zu Markenartiklern sowie der Werbewert des Fußballs für die Wirtschaft werden die Gagen der Hauptdarsteller auf dem Platz auf Hollywood-Niveau katapultieren.
Beschleuniger fürs große Geschäft sind Wettbewerbe wie die Champions League oder eine Weltmeisterschaft. Auch die Bundesliga trägt mit 2,45 Milliarden Euro Umsatz ihren Teil dazu bei. Das Pokalspiel zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München vergangene Woche erreichte in der ARD einen Spitzenwert von 10,22 Millionen Zuschauern und 33,9 Prozent Marktanteil. Es handelte sich gerade mal um ein Viertelfinale.
Die Geldmaschine wird kräftig in Schwung gehalten. „Immer mehr Fonds, darunter auch Staatsfonds aus China und dem Nahen Osten, investieren in TV-Rechte, Sender oder direkt in Vereine“, sagt Henning Vöpel, Direktor beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut. Zu erleben sei, dass immer mehr Marken aus Schwellenländern auf die globalen Absatzmärkte drängten und sich diese Märkte über den Fußball strategisch erschließen wollten.
„Von dem vielen zufließenden Geld geht der überwiegende Teil an die Topspieler, die hohe ökonomische Renten abschöpfen. Es ist also zu erwarten, dass die Spielergehälter infolge der neuen TV-Verträge wie im Fall der Premier League weiter steigen“, sagt Vöpel.
Die Fußballstars Cristiano Ronaldo (Jahreseinkommen 80 Millionen Dollar) und Lionel Messi (64,7 Millionen Dollar) werden in der „Forbes“-Liste der bestverdienenden Sportler schon auf den Plätzen zwei sowie vier geführt. Die Werte setzen sich aus Gehältern sowie Werbeeinnahmen zusammen. Führend ist der amerikanische Boxer Floyd Mayweather mit 105 Millionen Dollar, Rang drei belegt der Basketballprofi LeBron James (72,3 Millionen Dollar).
Die bestverdienenden deutschen Sportler dürften derzeit der Formel-1-Pilot Sebastian Vettel und Basketballprofi Dirk Nowitzki mit etwa 25 Millionen Euro pro Jahr sein. Eine aktuelle Erhebung des Magazins „France Football“ taxiert Messi mit 65 Millionen Euro pro Jahr als Bestverdiener der Fußballbranche auf, diesmal gefolgt von Ronaldo (54 Millionen Euro) und dem Brasilianer Neymar (36,5 Millionen Euro).
Differenzen zur „Forbes“-Liste ergeben aus dem Betrachtungszeitraum und dem sich verändernden Dollar-Euro-Umrechnungskurs. Vor fünf Jahren lagen die Einkünfte der Topstars aus dem Fußball noch etwa bei der Hälfte. Auch bei den Trainern steigen die Saläre sprunghaft. José Mourinho (Chelsea) verdient mit 18 Millionen Euro derzeit am meisten, Pep Guardiola (FC Bayern) liegt bei 15 Millionen Euro.
„Nach oben offen“ sieht der Fußballvermarkter Jochen Lösch die Entwicklung bei Spielergehältern und Werbeeinnahmen. Der Deutsche leitet das internationale Geschäft einer der größten Agenturen, Traffic Sports mit Hauptsitz in São Paulo. „Die nächste Gehälterexplosion werden wir in Englands Premier League sehen, die heute schon die höchsten Gagen weltweit zahlt.“ Der neue, ab 2016 gültige TV-Vertrag führe dazu, dass alle 20 Premier-League-Klubs zu den 30 umsatzstärksten Vereinen gehören werden.
„Der Tabellenletzte der Premier League wird mehr als doppelt so viele TV- Einnahmen wie Bayern München erzielen“, sagt Lösch. Umgerechnet 2,3 Milliarden Euro werden ab nächster Saison über den neuen Fernsehvertrag in die englische Topliga fließen. Das ist knapp das Dreifache dessen, was die Bundesliga an TV-Geldern einnimmt. Während ein Fußballprofi in der Bundesliga im Schnitt jährlich 1,6 Millionen Euro verdient, sind es in der Premier League je Spieler etwa 3,2 Millionen Euro.
Aber auch die Bundesliga wächst - und zahlt den Spielern immer mehr. Der nächste Fernsehvertrag soll die Einnahmen nochmal kräftig erhöhen. Zwischen 2009 und 2014 stiegen die Spieler- und Trainergehälter aller 18 Klubs von 685 Millionen Euro auf 900 Millionen Euro. Das ist ein Plus von mehr als 30 Prozent. Für seinen Kader hat der Branchenführer FC Bayern jährliche Lohnkosten von mehr als 130 Millionen Euro.
Topverdiener sollen Franck Ribéry und Mario Götze mit 12 Millionen Euro sein. Dahinter stehen Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger mit 10 Millionen Euro. Aufgrund seiner Werbeverträge soll laut „France Football“ Bayern-Star Götze der Bestverdiener unter den deutschen Kickern sein. Er kommt auf 17 Millionen. Bei den Trainern steht Jürgen Klopp bei sieben Millionen Euro. Zum Vergleich: Beim Bundesligaaufsteiger SC Paderborn gibt es keinen Einkommensmillionär. Die Gehälter bewegen sich zwischen 100.000 und 800.000 Euro.
Insgesamt hält sich die Bundesliga bei den Gehältern etwas mehr zurück. Ein Grund sind die strengeren Finanzregeln in der Lizenzierung der Klubs. Während von der Saison 12/13 auf 13/14 der Umsatzwachstum der gesamten Bundesliga bei 12,6 Prozent rangierte, stiegen die Gehälter in diesem Zeitraum nur um 6,2 Prozent. Die Personalkostenquote lag in der Bundesliga zuletzt bei 36,8 Prozent. Der Durchschnitt bei den Erstligaklubs in Europa befindet sich bei 65 Prozent.
Dass Topspieler aus der Bundesliga zwar Riesengehälter kassieren, aber im Vergleich zu Messi & Co. hintendran hängen, liegt an ihrem geringeren internationalen Status. Auch ein Erfolgsklub wie der FC Bayern verfügt weiterhin nicht über die Verankerung in der Welt wie Real Madrid, der FC Barcelona oder Manchester United. Nur mit der Ansprache neuer Konsumentengruppen rund um den Erdball kann eine persönliche Vermarktung annähernd in Ronaldo-Dimensionen vorstoßen. So liegt Mario Götze als Bester Deutscher in der Einkommensliste der Fußballer auf Position 20.
Gefragt auf dem Weltmarkt sind Topstars mit Ausstrahlung. Dabei hat sich der Fußball zu einem wichtigen Standbein der Unterhaltungsindustrie entwickelt. Die Gagen der beliebtesten Profis erreichen inzwischen Hollywood-Niveau. Schauspielerikonen wie Jennifer Aniston, Robert Pattinson oder Leonardo DiCaprio liegen im Schnitt bei Jahreseinkommen von um die 30 Millionen Dollar.
Musikstars wie Justin Bieber, Beyoncé oder der Rapper Jay-Z werden im Jahr auf 50, 70 oder 90 Millionen Dollar geschätzt. Durchschnittliche Bundesligakicker verdienen mehr als deutsche Schauspieler aus der A-Liga wie Maria Furtwängler oder Ulrich Tukur. Seit Jahren werden die Preise für Darsteller im Fernsehen und Kino von deutschen Produktionsfirmen oder Sendern aufgrund eingefrorener Budgets gedrückt.
Im Fußball sieht das ganz anders aus. Zumindest an der Spitze. „Der Anstieg der Spielergehälter wird immer direkt proportional zum Anstieg der Einnahmen der Klubs verlaufen. Vereine werden nie die Einnahmensteigerungen dazu nutzen, nennenswerte operative Gewinne zu erzielen und diese an die Eigentümer auszuschütten“, sagt Vermarktungsexperte Lösch. Der Sinn und Zweck eines Klubs liege darin, Titel zu gewinnen. Dazu brauche er die besten Spieler. Sie seien schließlich die Verantwortlichen fürs Spektakel. „Mehreinnahmen werden also immer direkt in die Taschen der Spieler und ihrer Berater wandern.“ Ein wahrlich traumhaftes Geschäftsmodell für Arbeitnehmer.