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Champions League : Mazedonier irritiert über Schalker Polizeieinsatz

Symbol des Anstoßes: Die Fahne von „Komiti Düsseldorf“ mit der Vergina-Sonne auf rotem Grund erzürnt die Griechen Bild: Privat

Der Polizeieinsatz beim Champions-League-Spiel zwischen Schalke 04 und Paok Saloniki hat Folgen. Der Klub ist empört über das unverhältnismäßige Vorgehen. Und auch die Mazedonier wundern sich über die Polizei.

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          Der Polizeieinsatz während des Playoff-Spiels zur Champions League zwischen Schalke 04 und Paok Saloniki (1:1) dürfte ein Nachspiel haben. Neben Schalke 04 sind auch Mazedonier in Deutschland irritiert. Der mazedonische Honorarkonsul Mirce Filiposki wundert sich darüber, dass die Polizei in Gelsenkirchen das Zeigen der ehemaligen mazedonischen Nationalflagge im Schalker Fanblock in einer ersten Stellungnahme als „Tatbestand der Volksverhetzung“ beurteilt hat. Viele Mazedonier in Deutschland seien darüber „entsetzt“.

          Daniel Meuren
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.

          Am Mittwochabend war die Polizei mit einem massiven Aufgebot und unter Einsatz von Pfefferspray in den Schalker Fanblock in der Nordkurve der Arena eingedrungen, um ein Banner zu entfernen, das von mit Schalker Ultras befreundeten Anhängern des mazedonischen Klubs Vardar Skopje präsentiert worden war. Dieses Banner ist nach Informationen der F.A.Z. häufig im Schalker Block zu sehen, seitdem die Schalker sich mit den Mazedoniern nach einem UI-Cup-Spiel im Jahr 2004 angefreundet hatten.

          Massiver Einsatz der Polizei: Die Jagd nach der Vergina-Sonne hat Folgen
          Massiver Einsatz der Polizei: Die Jagd nach der Vergina-Sonne hat Folgen : Bild: dpa

          Es handelt sich bei der Fahne des Fanklubs mit der Aufschrift Komiti Düsseldorf (in kyrillischer Schrift) um die so genannte Vergina-Sonne auf rotem Grund, die nach der Autonomie-Erklärung Mazedoniens im Jahr 1992 die Nationalflagge der früheren jugoslawischen Teilrepublik war. 1995 veränderte der Staat auf griechischen Druck hin die Flagge. Die griechische Region Makedonien verwendet dasselbe Symbol, das als Emblem der makedonischen Dynastie von Philipp II. und Alexanders des Großen gilt, auf blauem Grund. Beide Staaten sehen sich als Erben der antiken Eroberer. Der Flaggenstreit war Teil des Namensstreites. Noch heute wird die Vergina-Sonne von vielen mazedonischen Institutionen und Vereinen benutzt. Auf deutschem Boden ist sie nicht verboten.

          Hintergrund des Zwistes ist, dass Griechenland mit Mazedonien seit der Gründung der Republik Mazedonien um den Namen des Landes streitet, das als Teilrepublik Jugoslawiens ebenfalls schon so hieß.  Griechenland, dessen nördliche, an Mazedonien grenzende Region rund um die Hauptstadt Saloniki Makedonien heißt, fürchtet unter anderem mögliche Gebietsansprüche  des Nachbarn, dessen Territorium wie auch die griechische Region zur geographischen Region Makedonien gehören. Die antiken Staatsgrenzen Makedoniens erstrecken sich ebenfalls über die heutige Grenze hinweg. Maßgeblich wegen des griechischen politischen Einflusses ist der Republik Mazedonien bis heute der Zugang zu EU und Nato verwehrt.

          Polizei fürchtete Gewalteskalation

          Die Gelsenkirchener Polizei begründete den Einsatz bei einer Pressekonferenz am Donnerstag damit, dass sie eine noch größere Gewalteskalation verhindern haben wollen. Ein Paok-Vorstandsmitglied habe die Polizei gewarnt, dass es Tote und Schwerverletzte geben könne, wenn die Polizei nicht einschreite.

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