Champions League der Frauen : Der FC Bayern als Zuschauer im Fußball-Zirkus
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Nicht zu halten: Salma Paralluelo läuft zwei Münchnerinnen davon. Bild: Reuters
Der FC Barcelona ist das Nonplusultra im Frauenfußball – auch ohne Weltfußballerin Alexia Putellas. Bayern München bekommt das vor 47.000 Zuschauern hautnah zu spüren.
Warum der FC Barcelona derzeit das Nonplusultra oder, wie Angelsachsen sagen würden, „State of the Art“ im Frauenfußball ist, erlebten die Münchnerinnen aus der ersten Reihe – als Beobachter. Es lief die 66. Minute im Champions-League-Spiel am Donnerstagabend im Nou Camp, das Spiel war zu diesem Zeitpunkt quasi schon verloren – und trotzdem wollten die Herausforderinnen wehrhaft bleiben und versuchten, die Katalaninnen mal offensiv an deren Strafraum in Bedrängnis zu bringen. Fünf direkt gespielte Pässe, ein Zuspiel in die Mitte und ein Fernschuss, tauglich für jeden Fußball-Schönheitswettbewerb, später lag der Ball dann wieder im Netz der Bayern. 3:0 für Barcelona. Ein Angriff, der für Meisterschafts-Zweiten aus Deutschland demütigende Züge trug.
Der 3:0-Sieg über die Bayern – Geyse (47. Minute), Aitana Bonmati (60.) und Claudia Pina (66.) trafen – war seit Februar 2019 der 72. Heimsieg in Serie für die erlesene internationale Auswahl. In dieser Runde hat die Equipe in allen Wettbewerben noch kein Spiel nicht gewonnen. „Barcelona hat ein unglaubliches Team“, sagte Georgia Stanway anerkennend. Die englische Europameisterin war im Sommer von Manchester City an die Isar gewechselt.
In Barcelona stemmte die Britin sich mit ihren Kolleginnen vor allem in der ersten Halbzeit leidenschaftlich gegen die Übermacht in Blau und Rot, sie arbeiteten hart gegen den Ball, den die Spanierinnen gekonnt und schnell durch ihre Reihen schickten. Doch in Summe deutlich vergeblich, weil der Gegner nie Ruhe gab, den Druck fast permanent hoch hielt und die Intensität in den Angriffen scheinbar nach Belieben hochdrehen kann. Und das in Abwesenheit der schwer am Knie verletzten Weltfußballerin von 2021 Alexia Putellas.
Immerhin war Bayern München Zeitzeuge eines neuen Zuschauerrekords in der Champions-League-Gruppenphase. 47.000 Besucher waren ins Nou Camp geströmt. Der Frauenfußball-Rekord stammt vom Gastspiel des VfL Wolfsburg im Königsklassen-Halbfinale vergangene Saison: 91 500. Damals wurden die Niedersächsinnen bei der 0:6-Niederlage regelrecht überfahren von den Katalaninnen. Die aber dann eine Runde später, im Finale, ungeahnte, weil zuvor von keinem Gegner freigelegte Schwächen offenbarten. Im Turiner Endspiel unterlag Barcelona nach frühem Rückstand Olympique Lyon 1:3. Weil die gewohnheitsmäßige Sieg-Manufaktur keine Antwort und, ja, keinen Umgang fand, weil sie keinen rechten Widerstandsgeist ausbilden konnte, da dieser ja zuvor nie abgefragt worden war.
Die Eindrücke dieser Champions-League-Saison zeigen, dass Barcelona die Niederlage von Turin als unrechtmäßigen Titel-Diebstahl empfindet und, gespeist aus der schier erdrückenden spielerischen Dominanz, dieses Mal unaufhaltsam auftreten will bis zum Schluss im Mai. In der heimischen Liga haben sie bei makelloser Punktebilanz nach neun Spieltagen eine Tordifferenz von 37:2, in der Königsklassen-Gruppe drei Siege und 16:1 Tore.
Der seit Sommer amtierende Bayern-Trainer Alexander Straus hatte vor den beiden Duellen gegen Barça gesagt, dass dies Ereignisse würden, an den sich der Münchner Tross bis ans Lebensende erinnern werde. Der Frauenfußball stößt aktuell durch den Schwung der sommerlichen EM in neue Dimensionen vor. Zum Rückspiel gegen Barcelona (7. Dezember) zieht der FCB in die große Fröttmanninger Arena – dass der bisherige Münchner Zuschauerrekord von 13 000 Besuchern geknackt wird, gilt als sicher. Nur müssen die Münchnerinnen aufpassen, dass ihnen vorher nicht die Bundesliga-Bilanz entgleitet. Vor dem Highlight in der Arena gilt es noch im Auswärtsspiel in Hoffenheim zu bestehen. Angesichts von fünf Punkten Rückstand auf den Dauerrivalen VfL Wolfsburg könnten schnell spanische Verhältnisse entstehen. Mit den Wolfsburgerinnen im Barcelona-Stil: unaufhaltsam vorneweg.