Der besondere Aufsteiger : Wie Leipzig die Bundesliga erobern will
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Unter Volldampf: RB Leipzig hat einiges vor nach dem Aufstieg in die Bundesliga. Bild: Jan Bazing
RB Leipzig will eine besondere Geschichte im Fußball schreiben – gegen alle Widerstände. Zum Auftakt spielt der Aufsteiger unentschieden. Doch der Klub dürfte sich erst zufriedengeben, wenn der Titel kein Traum mehr ist.
Der Fußballverein mit dem wohl merkwürdigsten Namen, den man sich ausdenken kann, ist Boykotte und Proteste gewohnt. Seit der Getränkehersteller Red Bull im Frühjahr 2009 sein Projekt in Angriff nahm, die deutsche Fußballwelt aus den Angeln zu heben, hat der Klub mit dem sperrigen Namen RasenBallsport Leipzig (weil er nicht Red Bull Leipzig heißen durfte) jede Menge Wut und Angriffe auf sich gezogen.
Der Klub, der vom längst vergessenen Dorfverein SSV Markranstädt das Startrecht in der fünften Liga übernahm, war erst wenige Wochen alt, als Fußballaktivisten schon seinen Rasen mit Unkrautvernichter zerstörten. Mit Attacken und Ablehnung anderer Fans und Vereine ging es Jahr für Jahr und Liga für Liga weiter – bis zuletzt einige Anhänger von Dynamo Dresden beim DFB-Pokalspiel einen abgetrennten Bullenkopf in den Innenraum des Stadions warfen. Und für die Bundesliga-Heimpremiere der Leipziger am 10. September (18.30 Uhr / Live bei Sky und im Bundesliga-Ticker bei FAZ.NET) organisiert ein Fanbündnis von Borussia Dortmund schon den ersten Boykott.
Aber nun, mit der Ankunft in der Bundesliga, boykottiert RB Leipzig erst mal sich selbst. Zum Saisonstart brachte Coca-Cola viele Millionen Flaschen und Dosen mit den Logos der achtzehn Erstligavereine in den Handel. Aber ein Verein fehlt: RB Leipzig. Die roten Bullen halten es nicht aus, von Coca-Cola benutzt zu werden.
Die Instrumentalisierung des Fußballs ist der österreichische Konzern nur andersherum gewohnt. Auf den Flaschen und Dosen, auf denen eigentlich das Bullen-Logo abgebildet sein sollte, das dem Firmenlogo trotz geforderter Veränderung der Deutschen Fußball Liga immer noch zum Verwechseln ähnlich sieht, wird nun stattdessen die Meisterschale zu sehen sein. Diese Gleichsetzung wiederum dürfte RB Leipzig gefallen. Ein so ambitionierter und strategisch geführter Klub, der vor vier Jahren noch in der vierten Liga spielte, dürfte sich erst zufriedengeben, wenn die deutsche Meisterschaft kein Traum mehr ist - und das eigene Logo in der Königsklasse neben Bayern München, Real Madrid und dem FC Barcelona prangt.
Bis dahin gilt es für RB, alle Widerstände zu überwinden. Eine Fähigkeit, die in die DNA des Klubs eingeschrieben ist. Und die niemand so sehr in Leipzig verkörpert wie Rangnick. „Wir mussten meistens 30 Prozent mehr bringen als unsere Gegner, um zu gewinnen“, sagt der Sportdirektor über den Weg in die Bundesliga. Dort wird es allerdings nicht einfacher. RB Leipzig ist der Aufsteiger, der seit Jahren die Fans am stärksten polarisiert. Für zahlreiche Anhänger in den Kurven verwandelt sich jeder Sieg gegen den Klub des Getränkegiganten in einen Sieg gegen die Kommerzialisierung des Fußballs. Dabei gibt der Klub derzeit weniger aus, als er sich leisten könnte. Vom Gehaltsgefüge, so der Sportdirektor, liege man im mittleren Drittel der Liga.
Rangnick ist seit Jahren der Kopf hinter dem unaufhaltsamen Aufstieg. Als Sportdirektor startete er 2012 bei dem Getränkekonzern. Erst in Salzburg, beim Stammklub von Red Bull, aber auch da schon mit dem Blick auf die Entwicklung in Leipzig. In der vergangenen Saison führte er die Mannschaft dann auch noch als Trainer zum Aufstieg. Rangnick hatte nach der Trennung von Alexander Zorniger zu Saisonbeginn keinen Trainer gefunden, der zu den Ideen und Ansprüchen von RB passte (und nicht jeder Trainer wollte neben einem Sportdirektor Rangnick arbeiten). Also machte er es selbst.