6:2 gegen Stuttgart : Bremer Schützenfest im Abstiegskampf
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So sehen Sieger aus: Bremer Jubel über das 1:0 Bild: Reuters
Pfosten, Latte, Eigentor – und Chancen über Chancen: Bremen und Stuttgart liefern im Abstiegskampf ein echtes Spektakel. Am Ende tut Werder was für’s Torverhältnis – und bringt den VfB damit ganz arg in Bedrängnis.
Abstiegskampf kann eine spektakuläre und sehr unterhaltsame Angelegenheit sein. Wie sich Werder Bremen und der VfB Stuttgart am Montagabend im ausverkauften Weserstadion weitgehend fair bekämpften, hatte alle Inhaltsstoffe eines großen Fußballabends – wenn man konzentrierte Abwehrarbeit ausnimmt. Im Duell der defensivschwächsten Teams der Liga gab es Torszenen für drei Spiele, ehe der griffigere SV Werder 6:2 gewann und dem Klassenverbleib ein Stück näher kam. Die Tore für Werder erzielten der starke Fin Bartels in der 10. Minute, Stuttgarts Federico Barba per Eigentor in der 35. Minute, der eingewechselte Levin Öztunali sieben Minuten später, Claudio Pizarro in der 64. Minute, wieder Bartels in der 80. Minute und Anthony Ujah in der 86. Minute. Für den am Ende untergehenden VfB trafen Daniel Didavi in der 26. Minute zum 1:1 und Alexandru Maxim zum vorübergehenden 3:2.
Die ohne den verletzten Christian Gentner spielenden Stuttgarter bewegten zunächst nach vorn über Filip Kostic und Alexandru Maxim zwar einiges, doch die VfB-Verteidigung mit Daniel Schwaab und Georg Niedermeier patzte vor allem im Spielaufbau ein paar Mal zu viel. Trainer Jürgen Kramnys Team spielte in der zweiten Halbzeit wie ein Absteiger, hat nun sieben Mal nacheinander nicht gewonnen und rutscht auf Rang 17 der zweiten Liga immer näher. Die leidenschaftlichen Bremer wurden von ihren Fans eindrucksvoll unterstützt. Durch den neunten Saisonsieg arbeiten sie sich vor auf Rang 15 – einen Platz vor Eintracht Frankfurt, dem Gegner am letzten Spieltag im Weserstadion.
Es herrschte knisternde Stimmung an diesem Montagabend, dem ersten Bundesligaspiel zu Wochenbeginn seit dem 28. Februar 2000 – damals besiegte Arminia Bielefeld 4:1 gegen den SSV Ulm 1846. Schiedsrichter Felix Brych hatte von Beginn an genug zu tun. Zweikämpfe in jeder Minute, viele Fouls. Es ging ja auch um einiges. Um ein Signal zu setzen, waren beide Teams aushäusig unterwegs gewesen. Stuttgart auf Mallorca, Bremen in Verden – zur Vorbereitung auf der spanischen Insel meinte Kramny: „Da konnte man nicht mehr tun als schlafen, essen, trainieren und Pflanzen anschauen.“ Viktor Skripnik war auf den Vorschlag der Mannschaft eingegangen, Bremen zu verlassen: „Wir wollten enger zusammenrücken, darauf kommt es im Abstiegskampf an. Zusammen Fußball gucken und schnacken.“
Beide Abstiegskandidaten traten zunächst als geschlossene Teams auf. Werder profitierte davon, Didavis Ausgleich nach Bartels‘ Führung schnell wieder in einen eigenen Vorteil umzuwandeln: Einfach unglücklich, wie Barba dabei die Flanke von Yatabaré über Tyton hinweg ins eigene Netz lenkte. Yatabaré verletzte sich dabei, für ihn kam Öztunali. Ein guter Griff von Skripnik, denn der neue Mann traf in der 42. Minute nach Junuzovics Pass zum 3:1.
Nach der Pause wurde es dramatisch. Barba verkürzte zunächst zum 2:3 (54.), aber die Hoffnung hielt nicht lange. Zehn Minuten später gelang Pizarro sein 14. Saisontreffer zum 4:2, scheitere kurz danach am glänzend reagierenden Tyton. Es ging längst hoch und runter, ohne Atempause. Doch Stuttgart fehlte der Behauptungswille, Werder noch einmal etwas entgegenzusetzen. Bartels krönte seine Leistung mit 5:2 nach Öztunalis herausragender Vorarbeit in der 80. Minute. „Niemals zweite Liga“, klang es da aus dem Bremer Fanblock, das ganze Stadion stimmte ein. Und war aus dem Häuschen, als Ujah sogar noch einen draufsetzte.