Bundesliga-Relegation : „Das ist eine unglaubliche Sauerei“
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Den hatten die Braunschweiger ihrem niedersächsischen Nachbarn nach dem Hinspiel angekündigt. Wolfsburg hatte durch einen falschen Elfmeterpfiff und das Tor durch Mario Gomez 1:0 gewonnen. Die Eintracht tobte ob der Ungerechtigkeit und anderer Umstände. So waren die Schuhe, die sie in ihrer Kabine abgestellt hatten, vor der Partie plötzlich durchnässt. Als Kontrast sorgte Braunschweig vor dem Rückspiel nun dafür, dass noch nicht einmal der Rasen bei sommerlicher Hitze gewässert worden war. Das sollte die spielstärkeren Wolfsburger beim Spiel stören.
Und tatsächlich entwickelte sich eine Partie, in der fußballerische Glanzlichter ein rares Gut waren. Vielmehr versuchten beide Mannschaften das Mittelfeld mit langen und hohen Bällen zu überbrücken. Beim VfL wurde immer wieder Nationalstürmer Gomez gesucht, der von den Verteidigern in jedem Duell an der Grenze des Erlaubten und häufig auch darüber hinaus bearbeitet wurde. Kaum eine Minute verging ohne Foul. Schiedsrichter Stieler aber sah fast alles richtig, so auch die späte Gelb-Rote Karte für den Braunschweiger Maximilian Sauer. Anders als nach dem ersten Duell vor Wochenfrist bei Stielers Kollege Sascha Stegemann gab es diesmal für keine Seite Grund zur Beschwerde.
Dass die Braunschweiger einen weiteren Anlauf in der zweiten Bundesliga nehmen müssen, hat vor allem einen Grund: Sie erzielten in gut 180 Minuten kein Tor. An Chancen mangelte es nicht. Schon im Hinspiel vergaben sie eine große Möglichkeit. Auch am Montag taten sich Christoffer Nyman (13.), der an Torwart Koen Casteels scheiterte, und Kapitän Ken Reichel, der vor dem Tor den Ball viel zu hoch schoss (25.), exzellente Gelegenheiten auf. So reichte Wolfsburg ein erfolgreicher Angriff, den Europameister Vieirinha mit einem scharfen Schuss ins obere Eck abschloss, zum Auswärtstor, das dem Duell das Feuer nahm. Reichel sprach später von einer „brutalen Enttäuschung.“
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Zum Angebot„Wir haben alles probiert, aber kein Tor geschossen“, sagte Trainer Lieberknecht. „Wir haben es nicht geschafft, einen ganz großen Traum zu erreichen. Aber wir werden ganz schnell aufstehen und haben Bock auf die nächste Saison!“ Ganz Deutschland habe gesehen, dass Braunschweig ebenbürtig gewesen sei. Die Chancen im kommenden Jahr stehen gar nicht schlecht. Dann gibt es in der zweiten Liga nicht wieder die Absteiger Stuttgart und Hannover, die als finanzielle Überflieger alles auf die Karte Aufstieg setzen. Ingolstadt und Darmstadt gelten nicht per se als Topfavoriten.
Mit dem Kampf um den Aufstieg wird Wolfsburg nichts zu tun haben. Doch auch dort wartet auf die Verantwortlichen viel Arbeit, die Manager Rebbe gleich von diesem Dienstag an angehen will. Noch so eine Saison an der Schwelle zum Abstieg kann sich der VfL nicht leisten. Unklar ist die personelle Ausstattung. Ob sich etwa ein Gomez, der mit der Nationalmannschaft zur WM 2018 will, noch ein Jahr in Wolfsburg antut, ist unklar. Die Erleichterung war allen Grün-Weißen nach der geglückten Rettung anzusehen. Doch allen war auch bewusst: Disemal haben sie noch so gerade den Hinterausgang aus dem Schlamassel gefunden. Doch der Weg in eine bessere Zukunft verlangt viele Veränderungen beim VfL.