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Hopp-Klub in Abstiegsgefahr : Hoffenheimer Irrweg

  • -Aktualisiert am

Frust: Kasper Dolberg (vorne) und John Anthony Brooks gerieten mit der TSG Hoffenheim in Bochum unter die Räder. Bild: picture alliance/dpa

Stark anfangen, noch stärker nachlassen: Die TSG Hoffenheim wird mal wieder vom Rückfallsyndrom geplagt. Es droht der Absturz in die Zweitklassigkeit – schuld ist das Wohlfühlklima.

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          Sie starteten in die Bundesliga, als könnten sie die höchste Spielklasse des deutschen Profifußballs im Sturm erobern. Die TSG Hoffenheim feierte als Klassenneuling im Dezember 2008 die sogenannte Herbstmeisterschaft, worüber alle Welt inklusive des deutschen Serienmeisters FC Bayern München staunte.

          Doch die Kraichgauer konnten ihren kraftraubenden Eroberungsfußball unter dem Aufstiegstrainer Ralf Rangnick nicht durchhalten und sackten in der Rückrunde bis auf den immer noch respektablen siebten Rang ab. Schon der erste Anlauf auf die höchsten Ziele barg das an diesem Standort fast schon eingepreiste späte Scheitern in sich.

          Bundesliga

          Knapp fünfzehn Jahre später knabbern sie in Hoffenheim, obwohl seit dem Aufstieg 2008 beständig erstklassig, mehr denn je an dem im Kraichgau inzwischen heimischen Rückfallsyndrom. Die damals wie heute zu mehr befähigten Profimannschaften der TSG fingen zuletzt alle Jahre wieder stark an, ehe sie dann noch stärker nachließen.

          Nistende Labilität

          Der Niederländer Alfred Schreuder, 2019 der Nachfolger des erfolgreichsten Hoffenheimer Fußballlehrers Julian Nagelsmann, unter dem die TSG 2017 Vierte und 2018 Dritte wurde, war zwischen dem 21. und 27. Spieltag nie unter den Spieltagsgewinnern – und wurde vier Spieltage vor Schluss gefeuert, weil die mögliche Europapokalqualifikation gefährdet war, die seine Interimsnachfolger mit Rang sechs noch schafften.

          Danach bekam Sebastian Hoeneß seine Chance. Er hangelte sich in seiner ersten Saison 2019/20 tapfer durch, geplagt ob vieler verletzter oder an Corona erkrankter Profis. Platz elf wurde ihm nicht angekreidet. Wohl aber, dass er in der Spielzeit danach der in Hoffenheim nistenden Labilität seiner Spieler nach acht sieglosen Spielen nicht Einhalt gebieten konnte. Vom Europacup-Kandidaten zu Saisonbeginn zurück ins Mittelfeld als Liganeunter zum Saisonfinale: Das führte zur Trennung.

          Auch André Breitenreiter, eben noch in der Schweiz als Überraschungsmeister mit dem FC Zürich gefeiert, lernte die Folgen des Hoffenheimer Wohlfühlklimas rascher kennen, als ihm lieb war. Zehn Pflichtspiele ohne Sieg führten nach einem verheißungsvollen Saisonstart zum tiefen Fall: von Platz vier zu Platz vierzehn. Folglich musste der Trainer nach rund sieben Monaten gehen.

          Da, wo der mediale Druck geringer als an jedem anderen Bundesliga-Standort ist, wo die schöne Stadt Heidelberg so manchem Spieler ein urbanes Refugium vom Fußballstress bietet, wo im Trainingszentrum Zuzenhausen mitten im Grünen an Form und Fitness gearbeitet wird, werden oft genug Talente geformt und verheißungsvolle Profis gefördert, die am Wochenende dem harten Konkurrenzdruck in der Bundesliga nur in Maßen standhalten.

          Erst wenn die Spieler dieses speziellen Klubs sich mit der widrigen Wirklichkeit des alltäglichen Profifußballs robuster als zuletzt auseinandersetzen, können aus bloßen Verheißungen auch mal wieder reale Erfolgsgeschichten wie unter Nagelsmanns Regie werden. Ihren Irrweg müssen die sportlichen Protagonisten des von der Anschubhilfe seines Mäzens Dietmar Hopp in die Bundesliga katapultierten Klubs auch aus aktuellem Grund schleunigst verlassen. Andernfalls droht in dieser Saison der Abstieg.

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