„Schämt euch!“ : Eine „Schande“ für Schalke 04
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Konnte es kaum glauben: Schalke-Spieler Sebastian Rudy in München Bild: AP
Schalke 04 blamiert sich beim 0:8 in München – nicht nur auf dem Platz. Der Stadionbesuch des früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies sorgt bei den Fans für Unmut. Die Spieler ziehen ein eindeutiges Fazit.
Der Blick auf die VIP-Tribüne machte das Debakel von München für viele Schalker noch unerträglicher. Dort verfolgte Clemens Tönnies, ehemaliger Chef des Aufsichtsrates, das bayerische „Schlachtfest“ im Kreise der Vorstände Jochen Schneider und Alexander Jobst, als hätte es die Skandale um Fleisch und Rassismus nie gegeben. „Schämt euch!“, lautete einer der Fan-Kommentare im Netz, Tönnies habe „echt kein Gewissen“ und „gar kein Schamgefühl“, der Vorstand verhalte sich „vereinsschädigend“.
Schalke teilte an diesem Samstag derweil mit, Tönnies sei vom FC Bayern eingeladen worden. Aus Sicht des Vereins ein ganz normaler Vorgang. „Clemens Tönnies war am Freitag im Stadion, weil er enge Freundschaften zum FCB-Präsidium pflegt. Selbstverständlich sitzt er lieber bei der Schalke-Delegation.“ Der 64 Jahre alte Unternehmer war Ende Juni als Aufsichtsratschef zurückgetreten.
Der Auftritt von Schalke 04 auf dem Rasen bei diesem 0:8 (0:3), der höchsten Knappen-Pleite seit fast 51 Jahren (0:8 beim 1. FC Köln), war derweil katastrophal. Bastian Oczipka sprach bei DAZN von einer „Schande“, Ersatzkapitän Benjamin Stambouli ächzte im ZDF: „Das tut weh. Wir spielen Fußball, um Spaß zu haben – heute war kein Spaß.“
Trainer David Wagner nannte die kopflose Vorstellung seiner Elf, die er mit zunehmender Hilflosigkeit verfolgt hatte, „naiv“. Wie nur, fragen sich viele in Königsblau angesichts der Horror-Serie von jetzt 17 Spielen ohne Sieg, soll Wagner das Ruder rumreißen? Darf er es überhaupt noch? Der 48-Jährige steht vor dem Heimspiel am Samstag gegen Werder Bremen mit dem Rücken an der Wand.
„Wir müssen uns jetzt schütteln, diese herbe Niederlage hinnehmen und gegen Bremen die Reaktion zeigen, die wir selber von uns erwarten“, sagte Wagner. Dass seine Mannschaft mit Debütant Goncalo Paciencia auch nach dem vierten, fünften Gegentor noch planlos nach vorne gestürmt war, fand er „wahnsinnig ärgerlich“. Die Aussage zeigte, dass Wagner sein Team zumindest in dieser Phase nicht mehr erreichte.
Die gute Nachricht sei jedoch, dass Schalke das „schwerste Spiel der Saison jetzt gespielt“ habe, betonte Wagner: „Wir werden nicht jede Woche gegen so eine Truppe antreten müssen.“ Dass in Kapitän Omar Mascarell, Matija Nastasic und Salif Sane drei wichtige Defensivspieler fehlten und mit Suat Serdar (Muskelverletzung am rechten Oberschenkel) ein weiterer früh raus musste, bemühte Wagner nicht als Ausrede.
Stattdessen versuchte er fast verzweifelt, Optimismus zu verbreiten. „Ich habe Hoffnung, weil ich Vertrauen in die Mannschaft und ihre Qualität habe, die sie heute nicht gezeigt hat“, betonte Wagner. Er sei „felsenfest überzeugt“, dass es gegen Bremen besser werde, ergänzte er unbeirrt.